Showdown bei Öl
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Das schwarze Gold sorgt derzeit für jede Menge Gesprächsstoff. Zum einen wegen des jüngsten Preisanstiegs. Zum anderen, weil es bald eine dritte Benchmark für den Ölpreis geben könnte. Bislang wird der Öl-Handel von zwei Leitsorten dominiert: der Nordseemarke Brent sowie dem US-Öl WTI (West Texas Intermediate). Doch seit Kurzem ist auch China in den Öl-Terminhandel eingestiegen. Mit dem seit Ende März an der Shanghai International Energy Exchange (INE) gehandelten Crude-Oil-Kontrakt will die Volksrepublik einen eigenen Gradmesser schaffen. Und zwar für jenes Öl, das vorrangig in China verbraucht wird. Das ist bekanntlich nicht Brent oder WTI, sondern stammt vor allem aus dem Persischen Golf.
Den Yuan stärken
Der Einstieg in den Öl-Terminhandel unterstreicht Pekings Ambitionen, die Preisbildung am Ölmarkt in Zukunft besser mitgestalten zu können. Immerhin ist das Reich der Mitte mittlerweile der größte Öl-Importeur der Welt. Und als solcher hat das Land ein berechtigtes Interesse daran, dass der Ölpreis – wie bei Brent und WTI – nicht nur in US-Dollar bemessen wird, sondern auch in der eigenen Landeswährung. Sollte der chinesische Öl-Kontrakt tatsächlich zu einer Benchmark aufsteigen, wäre das daher auch ein Meilenstein in Chinas Bestreben, den Yuan als internationale Leitwährung zu etablieren. Die ersten Handelstage in Shanghai verliefen für den Neuling durchaus vielversprechend. Derzeit liegt der Preis des aktuellen INE-Crude-Oil-Kontrakts bei 416 Yuan pro Barrel. Das sind umgerechnet rund 66 US-Dollar. Die China-Sorte bewegt sich somit preislich unter WTI (68,3 US-Dollar) und Brent (73,7 US-Dollar).
Neues Krisenpotenzial
Ob sich der chinesische Öl-Future tatsächlich als Benchmark durchsetzt, wird insbesondere von der Akzeptanz der internationalen Finanzakteure abhängen. Denn diese sind wichtig für die nötige Liquidität, ohne die man den dortigen Ölhandel nicht global etablieren könnte. Momentan ist das noch nicht der Fall. Rohstoffanleger sollten ihren Investmentfokus daher weiterhin auf die geopolitische Lage richten. Und die hat es in sich. Im Nahen Osten scheint sich die Lage bisweilen noch immer nicht zu entspannen. Einige Marktbeobachter sehen den Ölpreis daher schon auf über 100 US-Dollar klettern. Das erscheint derzeit übertrieben, auch wenn Sorgen um weitere Angebotsausfälle wie in Venezuela den Preis weiter stützen dürften. Auch könnte Saudi-Arabien bestrebt sein, den Ölpreis auf über 80 US-Dollar je Barrel zu treiben, um so ein günstiges Umfeld für den geplanten Börsengang der staatseigenen Fördergesellschaft Saudi Aramco zu schaffen. Auf der anderen Seite dürfte die Weltwirtschaft und damit die Ölnachfrage nicht so stark wachsen, wie es in den meisten Prognosen noch vorhergesagt wird. Zumindest haben einige wichtige Frühindikatoren zuletzt deutlich nach unten gedreht. Darüber hinaus ist die Schieferölgewinnung, also das Fracking, infolge des jüngsten Preisschubs wieder profitabel geworden. In den Vereinigten Staaten werden täglich ein bis zwei neue Fördergruben wiedereröffnet. Das zeigen die Daten des auf Förderausrüstung spezialisierten US-Konzerns Baker Hughes. 1.013 Rigs (Förderplattformen) werden in den USA aktuell betrieben, also 156 mehr als vor einem Jahr, als WTI noch bei 50 US-Dollar dümpelte.
Implikationen für Trader
Viele Trader sehen darin eine interessante Handelsstrategie und setzen auf eine Trading-Range bei WTI zwischen 60 und 80 US-Dollar: Sie gehen also Long bei 60 US-Dollar und ändern die Position auf Short bei 80 US-Dollar, sobald der Ölpreis dort notiert. Umsetzen können sie dies gehebelt zum Beispiel mit Turbos und Optionsscheinen. Als Basiswerte dienen weiterhin Brent und WTI, wobei man bei Brent die Range um ca. 5 US-Dollar nach oben setzen muss. Der neue chinesische Kontrakt ist bisher noch schwer zugänglich. Für einen erfolgreichen Trade zählt am Ende aber auch nicht die Ölsorte, sondern die richtige Positionierung, das Eintreffen der Erwartung und natürlich die Wahl des richtigen Produkts.
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