Kommentar
20:58 Uhr, 29.08.2014

Seltene Erden: Warum kauft China massenhaft?

China ist der weltweit größte Produzent von Seltenen Erden und kauft nun quasi von sich selbst riesige Mengen der Metalle ab. Was steckt dahinter?

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Die Chinesen haben einen Marktanteil von 90% bei Seltenen Erden. Es mangelt ihnen also nicht an den Metallen, die im Technologiesektor unbedingt notwendig für die Produktion sind. Trotzdem werden die Metalle nun gehortet. Das State Reserve Bureau kaufte vor kurzem 10.000 Tonnen auf. Das SRB ist unter anderem für das Management strategischer Ressourcen zuständig. Dazu gehören nicht nur Rohstoffe, die China selbst fördern kann, sondern auch andere Rohstoffe, die es importieren muss. Das SRB kündigte z.B. Ende 2013 an, dass sie im Jahr 2014 planen, bis zu 300.000 Tonnen Kupfer und 100.000-150.000 Tonnen Nickel zu kaufen. Sinn der Käufe und Lagerung ist es eine Verknappung zu vermeiden oder ggf. auch zu hohe Marktpreise zu kompensieren. Das funktioniert nicht immer gut. In der Organisation wird auch viel mit Rohstoffen gehandelt, nicht nur gekauft und gelagert. 2005 hatte ein Händler des SRB 200 Mio. USD mit einer Shortposition auf Kupfer in den Sand gesetzt.

Inzwischen ist das SRB weniger als Trader bekannt, sondern hauptsächlich als Einkäufer. Für Seltene Erden werden seit Monaten Lagerhäuser gebaut. Der staatlich kontrollierte Konzern Baotou Steel Rare-Earth soll angeblich bis zu 100.000 Tonnen der Metalle lagern können. Bisher waren das vor allem Gerüchte, die sich zeitweise auf den Preis der Metalle auswirkten. Irgendwann nahm der Markt die Gerüchte nicht mehr ernst, bis es in diesem Monat dann tatsächlich zum ersten Kauf von 10.000 Tonnen kam. Der Preis vieler Seltener Erden zog deutlich an. Das lässt eine erste Vermutung zu: die Preise für Seltene Erden sind seit dem Hype vor einigen Jahren dramatisch gefallen. Für viele Produzenten ist die Förderung an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit. Selbst die Exportquoten haben daran nichts geändert. Der Kauf könnte daher als eine Art Preisstützung gesehen werden, zumal das SRB bis zu 10% über Marktpreis bezahlt haben soll.

Unter den gekauften Metallen sind fast alle vertreten - bis auf Cerium und Lanthanum. Diese beiden Metalle sind besonders häufig und das Produktionsvolumen ist hoch. Hier hätte China sehr viel größere Mengen kaufen müssen, um den Preis nachhaltig nach oben zu drücken. Dass sie das nicht getan haben, könnte vor allem den Grund haben, dass ausländische Minenbetreiber wie Molycorp diese beiden Metalle fördern. Die Chinesen würden wahrscheinlich nur ungern Konkurrenten aus dem Ausland mit höheren Marktpreisen beschenken.

Es kann aber auch einen ganz anderen Grund für die Käufe geben. Seltene Erden kommen (entgegen dem Namen) recht häufig vor, die Konzentration ist allerdings gering. Die Förderung ist aufwendig, besonders bei den schweren und etwas seltener vorkommenden Metallen. Hier wäre es durchaus denkbar, dass China langfristig den Nachschub für die eigene Industrie sichern will. Die schweren Seltenen Erden dürften in einigen Jahren tatsächlich seltener werden. Die Preis dürften stark steigen. Chinesische Unternehmen könnten dann von staatlicher Seite mit billigem Nachschub versorgt werden, während ausländische Unternehmen horende Preise zahlen müssten. Das würde der heimischen Industrie einen Vorteil verschaffen.

Ob man bereits über die kommenden Jahre mit sinkender Förderung rechnen muss, ist eher unwahrscheinlich. Eine Theorie geht daher davon aus, dass das Verfahren gegen die Exportquoten bei der Welthandelsorganisation Erfolg haben könnte. Müsste China die Quoten abschaffen, hätte es nur mehr einen geringen Einfluss auf die Preise über geringe Exporte. Verknappen können die Chinesen das Angebot dann nur, wenn wirklich weniger auf dem Markt ist. Das geht nur, wenn jemand große Mengen kauft. Noch gibt es aber die Quoten, wieso sollten die Chinesen dann bereits jetzt zu kaufen beginnen?

Die Intention Chinas ist nicht ganz klar. Für gewöhnlich sagen sie auch nicht direkt, was sie mit solchen Aktionen bezwecken. Der Schritt kam nun aber zu einer Zeit, in der der Sektor in China zwangsweise konsolidiert wird. 5 große Produzenten werden zu einem Konzern verschmolzen. Teilweise hatten die einzelnen Konzerne nur mehr eine Auslastung von 35%. Die Käufe könnten den Preis stützen und den Unternehmen letztlich bei der Konsolidierung helfen. Bis die Überkapazitäten abgebaut sind und die Preise wieder aufgrund der Nachfragesituation steigen, können die Käufe und damit höhere Preise einige Unternehmen über Wasser halten. Der Kauf von Seltenen Erden ist letztlich eine indirekte Subventionierung eines Sektors, der viel zu viel Kapazität hat und ohne Preisanschub und Konsolidierung vor ernsthaften Solvenzproblemen stehen würde.

Es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass das der Grund für den Eingriff in den Markt ist. Ungewöhnlich wäre das allerdings nicht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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