Kommentar
16:48 Uhr, 08.04.2010

Seltene Erden: Das heißeste Rohstoff-Thema der nächsten Jahre

Die Weltwirtschaft und auch die weltweite Politik stehen vor den größten Umbrüchen seit Jahrzehnten. Die Machtachse verschiebt sich zusehends vom Westen um den Kristallisationskern USA herum nach Asien und dessen Zentralgestirn China.

Einer immer weiter zunehmenden Staatsverschuldung und den damit verbundenen Zwängen im Westen stehen immer größere Währungsreserven und somit Möglichkeiten Asiens gegenüber. Mit den finanziellen wandern auch die politischen Macht-Verhältnisse. Viele Ökonomen und Politiker hoffen darauf, dass der starke Aufschwung Chinas uns mit aus dem Sumpf zieht. Man hofft, dass die Chinesen es schaffen, die kritische Masse zu überspringen. Also jenen Zeitpunkt, an dem die Binnennachfrage der chinesischen Konsumenten ausreicht, um die Produktion der eigenen Fabriken aufzunehmen. China würde dann von Exportwirtschaft auf Binnenwirtschaft umschalten.

Laut aktuellen Studien geht man davon aus, dass China diesen kritischen Punkt spätestens 2012/2013 erreichen wird.

Doch wird das wirklich ein Segen für uns sein? Das Gegenteil steht zu befürchten. Wir hängen aufgrund unserer Verschuldung in verhängnisvoller Weise von China ab. Das Betteln der Griechen um chinesische Staatsgelder sei hier exemplarisch genannt. Würden die Chinesen morgen den Kauf amerikanischer Staatsanleihen einstellen, würden der US-Dollar und die westliche Wirtschaft kollabieren. Diese Macht der Chinesen wird von Tag zu Tag größer und die chinesische Politik von Tag zu Tag selbstbewusster.

Bislang gilt der wirtschaftliche Burgfriede. Bis vor kurzem hat China den Westen als Kapitalgeber (Der Westen hat Waren in China eingekauft) und Hightech-Lieferant benötigt. Beides steht vor dem unmittelbaren Ende. Aufgrund der Wirtschaftskrise brechen die Einkäufe des Westens in Asien ein und somit auch der Kapitalstrom nach China. Gleichzeitig bettelt der Westen China an, ihm dieses in den letzten 15 Jahren überwiesene Geld zu leihen, in dem es weiterhin westliche Staatsanleihen kaufen möge. Im Bereich Hightech hat China in den letzten Jahren dramatisch aufgeholt und liegt in den allermeisten Produkten in Schlagdistanz zum Westen. 6 Millionen jährliche Universitätsabgänger und eine beispiellose Bildungsoffensive tun ihr Übriges für die weitere Entwicklung.

Wenn also dieser kritische Punkt erreicht ist, in dem China den Westen nicht mehr als Absatzmarkt benötigt, da 1,3 Milliarden Chinesen und weitere 2 Milliarden Menschen in den umliegenden asiatischen Ländern mit all jenen Produkten versorgt werden wollen, die bei uns seit langem selbstverständlich sind, wird das einige Verwerfungen hervorbringen.

Der Westen hat für China dann eine deutlich geringere Bedeutung. Im Gegenteil, China kann den Westen als Futterkonkurrent um die Rohstoffe nicht gebrauchen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit werden Rohstoffe wie Metalle knapp. Es wird nicht genug für alle vorhanden sein. Zumindest werden die vorhandenen und kurzfristig erschließbaren Minenkapazitäten bei weitem nicht ausreichen um die weltweite Nachfrage zu beliefern.

In Deutschland kommen auf 100 Bürger 50 PKW. In China etwa 1,7 PKW pro 100 Einwohner. Wenn hier auch nur auf 10 PKW/100 Einwohner erhöht wird, kann man sich in etwa ausmalen, was dies bei 1,3 Milliarden Menschen (ohne Umland) für die Rohstoffnachfrage bedeutet.

Eine der ersten Rohstoffe, um die wir uns hier Gedanken machen müssen sind die sogenannten „Seltenen Erden“. Es handelt sich um ganz besondere Metalle mit weitgehend unbekannten Namen wie Cer, Lanthan oder Neodym. Insgesamt geht es um 17 verschiedene Metalle, die unter dem Sammelbegriff „Seltene Erden“ zusammengefasst werden.

So unbekannt diese Metalle den meisten Menschen sind, so wichtig sind sie für die Hightech-Industrie. Kaum ein modernes Produkt wie Energiesparlampe, I-pod, oder Akku für Elektroauto kommt heute ohne diese seltenen Erden aus.

Auch Glasproduzenten wie Schott oder Zeiss sind ohne seltene Erden nicht mehr arbeitsfähig. Die chemische Industrie braucht Cer dringend für Katalysatoren. Ein Experte der Uni Augsburg fasste es in den Satz zusammen: „ Wenn der Nachschub (an seltenen Erden) ausbleibt, steht die Produktion (der westlichen Industrie) still“.

Es handelt sich also nicht mehr nur um „seltene Erden“, sondern um „existenzielle Erden“. Umso beunruhigender, dass China es in den letzten Jahren geschafft hat, sich 95 Prozent der weltweiten Produktion an „seltenen Erden“ zu sichern. Ohne den Willen und die Exporte Chinas geht nichts mehr. Wehe, wenn die chinesische Wirtschaft den 2012/2013 erwarteten Punkt der „kritischen Masse“ erreicht hat. China wird dann sämtliche verfügbare Produktion der SE für die eigene Bevölkerung benötigen. Einen kleinen Vorgeschmack gab es bereits 2009, als China begonnen hat, die Exporte in den Westen deutlich zu reduzieren und die Ausfuhr von bestimmten Elementen komplett zu verbieten. Laut eigenen Aussagen der Chinesen produzieren die eigenen Minen kaum genug SE für den stark steigenden chinesischen Eigenbedarf.

Die Gefahr, die sich aus dieser Entwicklung ergibt ist gar nicht groß genug abzuschätzen und findet in den westlichen Medien und Politik praktisch keine Resonanz. Das Problem wird vollkommen unterschätzt. Dennoch beginnen die ersten, sich auf diese Zeit vorzubereiten. In den USA gab es seit Mitte der 90iger Jahre keine eigenen (nennenswerten) SE-Produktionen. In den kommenden Monaten will die Chevron-Tochter Molycorp die einzige große Mine der USA wieder in Betrieb nehmen. Weltweit gibt es einen ersten Run auf die Minengesellschaften mit SE Bedeutung.

Steigende weltweite Nachfrage, insbesondere aus China. Quasi-Monopolistische Produktion Chinas mit der realistischen Gefahr eines Exportstopps. Diese Argumente führen zu einem Wettlauf um die Erschließung neuer SE-Minen in Regionen, die von China unabhängig sind um die Versorgung des Westens auch in Zukunft aufrecht zu erhalten. Bislang sind nur wenige interessante Player auf den internationalen Kurszetteln zu finden. Wir stellen Ihnen die aus unserer Sicht spannendsten und zukunftsträchtigsten vor. Doch ein Wort zur Vorsicht: Bei Minenaktien handelt es sich meist um sehr schwankungsfreudige Aktien mit hohem Risikopotential. Hier sind ungewöhnlich große Kursgewinne, aber auch besonders hohe Rückschläge möglich. Man sollte das bei der Festlegung des zu investierenden Kapitals unbedingt berücksichtigen. Große Schwankungen von 100 % nach oben und 70 % nach unten durch kurzfristige Unternehmensmeldungen sind hier nicht ungewöhnlich!! Das große Potential dieses Themas rechtfertigt unserer Meinung nach eine Investition in diesem Bereich unter langfristiger Sichtweise und unter Beachtung der Risiken.

Eine Investition in diese SE ist weder übe Terminmärkte noch die physische Einlagerung möglich. Die einzige Möglichkeit zur Teilhabe an diesem Megathema der nächsten 5 Jahre ist der Erwerb von Aktien der entsprechenden Minengesellschaften, die über die Bodenschätze verfügen.

Ihr Dirk Müller

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Über den Experten

Dirk Müller
Dirk Müller
Börsen-Experte und Sachbuchautor

Dirk Müller ist Finanzexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Politikberater, Vortragsredner, Gründer des Finanzinformationsdienstleisters Finanzethos GmbH mit dem Markenkern „Cashkurs.com“– und gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Sein Weg an der Börse begann 1992, wo er als amtlich vereidigter Kursmakler tätig war. Heute zählt er zu den bekanntesten Börsenexperten Deutschlands, woher auch sein von den Medien vergebener Spitzname „Mr. DAX“ rührt. Er ist Senator der Wirtschaft Deutschland und berät in unterschiedlichen Gremien in nationalen und internationalen politischen Angelegenheiten.

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