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12:22 Uhr, 10.02.2017

„Schwellenländeranleihen in Lokalwährung werden 2017 wieder anziehen“

Anleger halten nach Meinung von Paul McNamara, Investment Director für Schwellenmarktstrategien von GAM, weiterhin ein Untergewicht bei Schwellenländeranleihen in lokaler Währung.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Für Schwellenländeranleihen in Lokalwährung beginnt das Jahr 2017 ähnlich wie das vergangene: Die Renditen liegen wieder nahe sieben Prozent und die Anleger haben die Anlageklasse erneut untergewichtet, wie Paul McNamara, Investment Director für Schwellenmarktstrategien von GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die Nervosität der Anleger sei vor zwölf Monaten allerdings besser nachvollziehbar gewesen als heute, denn das weltweite Wachstum habe geschwächelt und die Anlageklasse habee drei Jahre unterdurchschnittliche Erträge erzielt, heißt es weiter. „Heute notieren Lokalwährungsanleihen von Schwellenländern 14 Prozent höher als im Vorjahr, und im weltweiten Wachstumszyklus scheint sich eine Wende zu vollziehen. Wir glauben, dass die Themen, die im Jahr 2016 die Rally antrieben, auch 2017 wieder bedeutsam sein werden“, so McNamara.

Für den Aufschwung im Jahr 2016 waren laut McNamara zwei grundlegende Faktoren verantwortlich: die Anpassung der Zahlungsbilanzen und die Erholung des Wachstums. Die Leistungsbilanzen der Schwellenländer hätten sich nach dem ‚Taper Tantrum‘ im Jahr 2013 stetig gebessert. Kapitalabflüsse hätten jedoch dafür gesorgt, dass die Zahlungsbilanzen der Schwellenländer ein Defizit auswiesen. Die Devisenreserven seien gesunken und hätten die Währungen der Schwellenländer geschwächt, heißt es weiter.

„Anfang 2016 haben die Kapitalabflüsse extreme Ausmaße erreicht. Als sich diese wieder stabilisierten, wiesen die Zahlungsbilanzen der Schwellenländer durch die kontinuierlich steigenden Leistungsbilanzen wieder Überschüsse aus. Steigende Devisenreserven waren die Folge“, erläutert McNamara. Auch das Kreditwachstum in den Schwellenländern sei von 2011 bis 2015 gesunken und habe Anfang 2016 am Niveau historischer Tiefststände gekratzt. Die Erholung des Kreditimpulses sei dann der Erholung des Kreditwachstums auf dem Fuß gefolgt. Steigende Einkaufsmanagerindizes (PMIs) und die Belebung des Autoabsatzes deuteten auf ein kräftigeres Wachstum in den Schwellenländern hin, heißt es weiter.

„Wie allgemein üblich lösten der Anstieg der Devisenreserven und das stärkere Wachstum bei den Währungen der Schwellenländer eine Rallye aus“, so McNamara. „Im Oktober 2016 lagen Lokalwährungsanleihen von Schwellenländern im Vergleich zum Beginn des Kalenderjahres 16 Prozent im Plus.“

Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten habe die positiven Entwicklungen jedoch ins Stocken gebracht: „Unseren Schätzungen zufolge waren die Mittelabflüsse aus den Schwellenländern im vierten Quartal so hoch wie zuletzt im Jahr 2008. Beide Erholungstendenzen stoppten zeitweilig abrupt. Das musste zwangsläufig zu einer Korrektur der Schwellenländerwährungen führen“, sagt der Experte. Sinkende Devisenrenditen seien die Folge gewesen, restriktivere Kreditbedingungen hätten für einen weiteren negativen Kreditimpuls gesorgt. Auch der Autoabsatz in den Schwellenländern sei im November zurückgegangen. Durch die Trendumkehr bei diesen Themen sanken laut McNamara Lokalwährungsanleihen allein im November um 7,5 Prozent.

Trumps Politik und die damit einhergehende Zunahme von Handelsschranken könnte einige Hersteller in den Schwellenländern vor Probleme stellen, prognostiziert der Experte. „Das muss jedoch nicht heißen, dass sich die veränderte US-Politik auf die Gesamtheit der Schwellenländer negativ auswirken wird. Die angedachten fiskalischen Impulse dürften das Wachstum ankurbeln und die Rohstoffpreise stützen – beides Faktoren, die den Schwellenländern zugutekommen.“ Bereits jetzt sei die Abnahme der Kapitalabflüsse spürbar: Beliefen sie sich im November noch auf 27 Milliarden US-Dollar, waren es im Dezember nur noch drei Milliarden US-Dollar.

Die Schwellenländer bleiben nach Ansicht McNamaras in den kommenden Monaten für volatile Portfolioflüsse anfällig. Langfristig gesehen können sich Lokalwährungsanleihen von Schwellenländern für Anleger jedoch auszahlen: „Bei einer Stabilisierung der Portfolioflüsse werden die Reserven erneut steigen, Verbesserungen beim Kreditimpuls treten ein und das Wachstum wird erneut beflügelt. Die positiven Themen, die im Jahr 2016 die Rallye antrieben, werden wieder Wirkung zeigen. Wir erwarten daher für die Anlageklasse im Jahr 2017 hohe einstellige Renditen“, analysiert McNamara.

Mögliche Dämpfer seien dem Experten zufolge nur aus Mexiko und der Türkei zu erwarten: In beiden Ländern seien in den vergangenen drei Monaten auf Lokalwährungen lautende Staatsanleihen um 20 Prozent gesunken. „Es liegt auf der Hand, dass es in diesen Ländern 2017 entweder zu einem Einbruch oder zu einer kräftigen Erholung kommen könnte. Wir wollen im erstgenannten Fall nach Chancen für steigende Kurse und im letztgenannten Fall nach Möglichkeiten für sinkende Kurse Ausschau halten. Die richtige Positionierung in diesen beiden Fällen könnte aus einer soliden Performance für die Anlageklasse eine herausragende Performance für unsere Fonds machen.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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