Fundamentale Nachricht
09:20 Uhr, 21.11.2017

Schwellenländeraktien 2017 mit starker Performance

Neben den Erträgen sind Nordea-Fondsmanager Jorry Rask Nøddekær zufolge auch das globale Wachstum und die sich verbessernden Fundamentaldaten der Schwellenländer Gründe für die gute Performance der Aktien.

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Stockholm (GodmodeTrader.de) - Insgesamt beurteilen wir die Aussichten der Schwellenländermärkte nach wie vor recht zuversichtlich, und zwar nicht nur mit Blick auf das zweite Halbjahr 2017, sondern auch für die nächsten Jahre – soweit wir dies mit Hilfe unserer auf den Fundamentaldaten basierenden „Kristallkugel“ abschätzen können. Ganz grundsätzlich haben die Schwellenländer ihre Volkswirtschaften seit dem Ende der globalen Finanzkrise und dem Taper Tantrum im Sommer 2013 einer grundlegenden Neuausrichtung unterzogen. Und seitdem sind wir für diesen Markt auch optimistisch gestimmt, wie Nordea-Fondsmanager Jorry Rask Nøddekær in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Auf volkswirtschaftlicher Ebene identifiziere man derzeit langfristig attraktive Bewertungen – allen voran bei hoch qualitativen Wachstumsunternehmen. Außerdem sei in den Schwellenländern mittel- bis langfristig mit einem vergleichsweise kräftigen Wirtschaftswachstum zu rechnen, zumal diese Staaten eine erheblich niedrigere Verschuldung aufwiesen als die etablierten Industrienationen. Darüber hinaus seien die Außenbilanzen der einzelnen Länder insgesamt in einem guten Zustand, während die Schwellenländerwährungen aus fundamentaler Sicht gleichzeitig einen sehr preiswerten Eindruck machten, heißt es weiter.

„Wir vertreten ferner die Auffassung, dass die Schwellenländer in den nächsten Jahren von einigen Entwicklungen profitieren werden. So setzt sich beispielsweise der Urbanisierungstrend in einzelnen asiatischen Ländern (vor allem in Indien) zunehmend durch und kann sehr attraktive Anlagechancen eröffnen. Darüber hinaus stellen wir fest, dass die Nutzung von Technologien, der bessere Zugang zu Finanzdienstleistungen sowie der steigende Bildungsgrad in den Schwellenländern strukturelle Produktivitätssteigerungen zur Folge haben können, die wesentlich attraktiver sind als in den Industriestaaten. Und schließlich gibt es in dieser Anlageregion auch Spielraum für staatliche Reformen, wie sie in Indien bereits umgesetzt werden“, so Nøddekær.

In der Vergangenheit hätten die Schwellenländermärkte auf operativer Ebene hohe Erträge vorgelegt, und es sei davon auszugehen, dass diese Tendenz anhalten und auch einer der Gründe für eine Neubewertung sein werde. Außerdem spreche hauptsächlich in Asien derzeit viel für hohe freie Cashflows und Dividenden. Parallel dazu steige die Partizipation der Anleger an den lokalen Aktienmärkten in den Schwellenländern aktuell rasant an. Diese Entwicklung werde in den nächsten Jahren einen lebhaften und dynamischen Aktienmarkt zur Folge haben. Es sei davon auszugehen, dass die Schwellenländer bis 2030 40 Prozent der globalen Aktien-Benchmark repräsentieren würden (zurzeit sind es noch lediglich elf Prozent), heißt es weiter.

„Wir möchten allerdings auch darauf hinweisen, dass wir trotz unserer positiven Zukunftseinschätzung immer noch über die Schwellenländermärkte diskutieren. Mit anderen Worten rechnen wir also nicht mit einer geradlinigen Entwicklung: Deshalb sollte man sich auf langfristige Anlageziele konzentrieren und gleichzeitig kurzfristige Wertschwankungen nutzen. Von den BRICS-Staaten bevorzugen wir langfristig betrachtet momentan die Börsenplätze Indien und China. Wir halten beide Länder sowohl aus der Bottom-Up-Perspektive als auch unter Top-Down-Gesichtspunkten für sehr viel versprechend. So bietet sich dort nicht nur eine wirklich große Zahl von Anlagechancen auf Einzeltitelebene, sondern dort tragen auch Herr Modi bzw. Herr Xi dafür Sorge, dass die Umsetzung der geplanten wachstumsfördernden Maßnahmen weiter vorangetrieben wird. Auf kürzere Sicht rechnen wir deshalb nicht damit, dass internationale und lokale Investoren ‚abwandern‘ werden, und halten das Risiko-/Ertragsprofil dieser Märkte deshalb für sehr günstig“, so der Nordea-Schwellenländerexperte.

In Russland habe man es mit einem sehr preiswerten Börsenplatz zu tun, der in hohem Maße durch Bottom-Up-Faktoren bestimmt werde und an dem man einige gute Unternehmen herausfiltern könne. Dort werde es aber immer politische Risiken geben, während die Wirtschaftswachstumsaussichten gleichzeitig nicht so attraktiv seien wie in vielen asiatischen Ländern. Kurzfristig bleibe man für die Positionen an diesem Markt jedoch relativ zuversichtlich, denn diese Titel seien attraktiv bewertet und verfügten über viel versprechende Gewinnaussichten, heißt es weiter.

„Brasilien ist ein schwieriger Markt: Einerseits bietet er einige interessante Wachstumschancen und beherbergt ein paar wirklich hervorragende Unternehmen. Andererseits sind die politischen Risiken dort hoch; zudem befindet sich das Land in einer problematischen Verschuldungslage, die man erst noch in den Griff bekommen muss. Deshalb ist Vorsicht geboten. Aus diesem Grund sind wir für Brasilien vorsichtig optimistisch gestimmt. Südafrika und die Türkei sind die beiden einzigen Schwellenländer, die wir unter strukturellen Gesichtspunkten eindeutig negativ beurteilen“, so Nøddekær.

Fundamental betrachtet sollten die BRIC-Staaten – und auch die Schwellenländer im Allgemeinen – durch die Zinsanhebungen bzw. den Bilanzabbau der US-Notenbank nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Es sei davon auszugehen, dass die Fed nur dann aktiv werde, wenn sich die Wirtschaftswachstumsaussichten verbesserten. Dies würde auch den Schwellenländern zugutekommen. Was die Kapitalströme betreffe, so lägen die Leistungsbilanzen, die Aktienbewertungen, die Unterschiede beim GpA-Wachstum zwischen den Schwellenländern und den Industriestaaten sowie die Zinsdifferenzen derzeit auf einem Niveau, auf dem eine mögliche Zinsentscheidung der Fed im Dezember grundsätzlich absolut keinen Druck auf die Schwellenländer (BRICS-Staaten) ausüben dürfte, heißt es weiter.

Darüber hinaus habe sich das Ausmaß der USD-Verschuldung der Schwellenländer im Vergleich zu 2013 mittlerweile deutlich verändert. „Uns ist jedoch bewusst, dass sich eine Vielzahl von Investoren mit hoher Wahrscheinlichkeit auf traditionelle Art und Weise an den Schwellenländermärkten engagieren wird. Deshalb können wir wegen des Näherrückens möglicher Aktivitäten seitens der US-Notenbank für das zweite Halbjahr 2017 Wertschwankungen nicht ausschließen. Eine derartige Entwicklung wäre unserer Einschätzung nach aber lediglich von sehr kurzer Dauer, weil sie konträr zu den Fundamentaldaten laufen würde“, so der Nordea-Experte.

Vielmehr sei mit recht hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dass eine mögliche Zinsanhebung durch die Fed durch ein Abflachen der Zinskurve recht schnell aufgefangen werden würde, wie sich dies bereits in der Vergangenheit abgezeichnet habe, heißt es weiter. „Auch dies würde unserer Meinung nach aus globaler Perspektive für die Schwellenländermärkte sprechen. Wir müssen allerdings zugeben, dass unserer Auffassung nach mittlerweile nicht mehr so viel für eine Zinserhöhung durch die US-Notenbank spricht – obwohl wir ganz grundsätzlich auch weiterhin von einer Zinsanhebung ausgehen – da innerhalb der amerikanischen Wirtschaft zurzeit kein Inflationsdruck vorhanden ist“, so Nøddekær.


Ein Weg, in die weltweiten Aktienmärkte zu investieren, wäre z.B. der Kauf des BV Global Balance Fonds (WKN A0MVXF). Es handelt sich dabei um einen Mischfonds, der weltweit in ETFs, Aktien und Anleihen investiert.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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