Kommentar
14:10 Uhr, 28.09.2020

Schwaches Edelmetall: Was kann den Goldkurs wieder anschieben?

Goldanleger hatten es zuletzt schwer. Der Goldpreis hat 10% nachgegeben, viele Goldminenaktien deutlich mehr. Was muss geschehen, damit es noch einmal zu einem Rebound kommt?

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  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,16579 $ (FOREX)

In meinen letzten Artikeln über Gold habe ich mich eher skeptisch gezeigt, dass Gold noch einmal steigen kann. Bereits am 17. August hieß es, dass Gold seine guten Zeiten schon wieder hinter sich hat. Bis jetzt sieht es genau danach aus und es könnte für Anleger noch schlimmer kommen. Mein Lieblingschart zum Goldpreis darf nicht fehlen (Grafik 1). Gold und Realzins sind so eng miteinander verflochten, dass sie teilweise nicht mehr zu unterscheiden sind. Das Realzinsniveau in den USA ist aber nicht der einzige Faktor, der den Goldpreis bestimmt. Gold wird in Dollar gehandelt und grundsätzlich wird überall auf der Welt der Dollarpreis von Gold betrachtet. Wertet der Dollar auf, fällt der Goldpreis. Wertet der Dollar ab, kann Gold steigen. Die Performance von Dollar und Gold ist daher ähnlich.

In den letzten zwei Wochen konnte der Dollar an Stärke gewinnen. Ängste vor einem zweiten Lockdown haben Anleger in sichere Häfen gedrängt. Der Goldpreis konnte davon nicht profitieren, eben weil der Dollar aufgewertet hat.

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Es zeigt auch, dass der Goldpreis per se kein sicherer Hafen ist. Als die Internetblase vor 20 Jahren platzte, der Aktienmarkt generell in einen Bärenmarkt überging und es 2001 zu den Terroranschlägen in den USA kam, blieb der Goldpreis niedrig. Dass Gold ein sicherer Hafen ist, ist wohl der größte Börsenmythos von allen.

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Gold ist deswegen nicht schlecht. Man muss nur wissen, wofür es gut ist: Inflationsschutz. Nur wenn hohe Geldentwertung befürchtet wird, steigt Gold. Die Lage kann noch so düster sein, wenn es keine Inflation gibt, hat Gold keine Chance.

Damit wird auch klar, was es für einen Rebound braucht. Es braucht niedrigere Realzinsen und einen schwächeren Dollar. Nun gibt es drei Szenarien, die möglich sind.

Das erste Szenario ist für Goldanleger das schwierigste. In diesem Szenario verfliegt die Angst vor einem zweiten Lockdown. Der Dollar wird dann schwächer. Das hilft dem Goldpreis kurzfristig. Der Zinstrend wirkt dem entgegen. Wird ein Impfstoff z.B. im November zugelassen, kann das der Startschuss für höhere Zinsen sein. Gold tendiert dann jahrelang nach unten.

Im zweiten Szenario bleibt die Angst vor einem zweiten Lockdown bestehen. Der Dollar gewinnt dann zwar, doch die Aussicht auf neue Konjunkturpakete und höhere Anleihenkäufe durch Notenbanken schürt Inflationssorgen. Gold kann dann noch einmal über 2.000 Dollar steigen.

Im dritten Szenario kommt es tatsächlich zu einem zweiten Lockdown. Wirtschaftlich ist das ein großer Schock und Regierungen müssen ihre bisherigen Hilfen verdoppeln. Das Ausmaß der Interventionen durch Notenbanken, dass dann notwendig ist, stellt selbst die Maßnahmen im März in den Schatten. Gold kann problemlos neue Hochs erreichen.

Der Realzins dürfte Richtung -1,5 % oder sogar -2 % fallen. Gold würde kurzfristig auf 2.200 bis 2.400 Dollar steigen (Grafik 3), langfristig vermutlich noch höher. Realistischer als dieses Szenario sind Szenario 1 und 2. Ein kurzfristiger Rebound stellt eher eine Verkaufsgelegenheit dar.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Also ich sehe in den zitierten Beispielen schon den Wert des Goldes als "sicherer Hafen". Wenn Aktienvermögen in kurzer Zeit um 25 Prozent crasht und Gold im gleichen Zeitraum "nur" 5 Prozent nachgibt .... klasse! Rein rückblickende Auswertungen kranken. Ich muss ja im "Jetzt" entscheiden wo ich (langfristig) investieren möchte - und ich habe eine Gewinnerzielungsabsicht - insoweit hilft Cash (als die meist beste Option in einer Korrektur/im Crash) nicht.

    Wer im Jahr 2000 oder 2008 Gold hatte - und weiterhin besitzt - wird Stand jetzt nicht zu traurig sein.

    Auf Sicht von 5 Jahren habe ich jetzt lieber Gold als eine Tesla-, Boeing- oder Lufthansa-Aktie. Die (Real-)Zins- und Inflationsentwicklung ist auch nur eine Spekulation. Es geht um Wahrscheinlichkeiten - und die Wahrscheinlichkeit, dass Dinge passieren können die von früheren Mustern abweichen dürfte jetzt vergleichsweise hoch sein (siehe z.B. Minuszins).

    22:45 Uhr, 09.10.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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