Kommentar
14:04 Uhr, 19.07.2024

GOLD - Wer treibt den Preis?

Wurde die Goldpreisrally lange Zeit den Käufen der chinesischen Notenbank zugeschrieben, kann davon jetzt keine Rede mehr sein. China ist weiterhin im Käuferstreik. Wer treibt den Preis dann?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 2.406,57 $/oz. (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 2.406,57 $/oz. (JFD Brokers)

Vor einem Monat spekulierte ich darüber, dass der Goldpreis auch ohne Chinas Käufe steigen kann. Jetzt hat der Goldpreis ein neues Allzeithoch erreicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Auch wenn China im Juni den zweiten Monat in Folge keine Käufe getätigt hat, kann man dies von anderen Notenbanken nicht behaupten.


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Die monatlichen Käufe sind zurückgegangen, aber immer noch positiv (Grafik 1). Vor allem Indien kauft weiterhin Gold. Das ist nicht unbedingt das, was den Preis treibt. Grundsätzlich ist eine Art Regimewechsel erkennbar. Von 2002 bis 2019 gab es tendenziell eine positive Korrelation zwischen Goldpreis und Zentralbankkäufen. Wurde weniger verkauft oder mehr gekauft als verkauft, war dies für den Preis positiv. Jetzt gehen die Käufe zurück, wenn der Preis schnell ansteigt. Die Korrelation ist tendenziell negativ geworden (Grafik 2).

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Aus Sicht eines Anlegers machen Notenbank das Richtige. Man kauft nicht hoch, sondern kauft, wenn der Preis korrigiert oder konsolidiert. Einige Notenbanken nutzen hohe Preise, um Gold zu verkaufen. Andere reduzieren das Kaufvolumen. Solange die Nachfrage positiv ist und mehr gekauft als verkauft wird, schadet es dem Goldpreis natürlich nicht.

Die jüngste Rally wird den Siegeschancen von Donald Trump bei den Wahlen im November zugeschrieben. Argumentiert wird, dass die Zölle erhöht werden und dies die Inflation in den USA wieder anheizt. Persönlich kann ich diesem Argument nichts abgewinnen. Wird höhere Inflation erwartet, müssten Anleiherenditen systematisch steigen. Das haben sie nicht getan.

Zölle können über Umwege für größere Spannungen in der Welt sorgen, die sich geopolitisch entladen. Je mehr sich Länder auf Konfrontationskurs befinden, desto wichtiger wird Gold als Hedge und um mögliche US-Sanktionen zu umgehen. Aber auch das ist wohl nicht die ganze Erklärung. In vielen Ländern sind Privatanleger inzwischen aufgewacht und spekulieren auf steigende Preise.

In Europa und Nordamerika wird ebenfalls vermehrt über Optionen spekuliert. Inzwischen hat sich auch das vom größten physischen Gold ETF gehaltene Vermögen stabilisiert (Grafik 3). Die Nachfrage nach besicherten Instrumenten könnte der Rally noch einen weiteren Schub verleihen. Zu guter Letzt ist die Saisonalität von Juli bis September positiv. Der typische Jahresverlauf zeigt in diesen Monaten klar nach oben (Grafik 4).

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Viele Argumente sprechen weiterhin für Gold. Da Privatanleger nun im Gegensatz zu früheren Analysen mit dabei sind, ist davon auszugehen, dass sich der Bullenmarkt auf die letzte Phase zubewegt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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