Schroders Investment: Deutschland ist eine Gefahr für die Eurozone
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„Schaut man auf die Ereignisse in der Eurozone, kommt es einem vor, als verunglücke ein Zug in Zeitlupe. Die Ereignisse haben etwas Unvermeidbares“. Nach Ansicht von Alan Brown, Group Chief Investment Officer bei Schroders Investment Management, sind die Ereignisse logisch, folgen den Vorgaben der Mathematik. Es ist der fehlende Wille der Deutschen, eine Stimulierung der eigenen Wirtschaft in Betracht zu ziehen, der diese Ereignisse ins Rollen bringe, resümiert Brown.
Der übergroße Außenhandelsüberschuss, die zwanghafte Kultur des Sparens, in Deutschland läuft nach Ansicht Browns einiges schief. Im letzten Jahrzehnt haben die PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien) erheblich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Die wachsende Schieflage wird die Eurozone weiter destabilisieren, ist sich der Schroders Manager sicher.
Brown stellt außerdem die fundamentale Frage, was das alles für die Währungsunion bedeutet. Oft werde das Argument angeführt, dass zu viele Staatsgelder zur Einführung des Euro investiert wurden, die eine Auflösung der Währungsunion undenkbar machten. Außerdem heiße es, dass ein schwaches Mitglied bei einem Austritt aus der Eurozone über Nacht ruiniert wäre, weil der Großteil seiner Verbindlichkeiten auf Euro lautet und seine Vermögenswerte plötzlich in einer abgewerteten „neuen Währung“ denominiert sein würden. Brown sieht dies anders: Seiner Meinung nach ist fast alles möglich, angefangen vom Austritt eines einzigen Landes über die Gründung eines oder mehrerer neuer Währungsgebiete bis hin zu einer Rückkehr zu allen nationalen Währungen, die vorher existiert haben
Das Gegenrezept, um es gleich gar nicht so weit kommen zu lassen und die wachsenden Ungleichgewichte in der Eurozone rechtzeitig auszugleichen, ist für den Schroders Fondsmanager denkbar einfach: Deutschland sowie andere nordeuropäische Länder mit relativ gesunden öffentlichen Finanzen und einem großen Außenhandelsüberschuss müssten ihre Wirtschaft stimulieren, um die deflationären Auswirkungen der staatlichen Sparmaßnahmen der PIIGS-Staaten auszugleichen. Eine steigende Nachfrage aus Deutschland und anderen nordeuropäischen Ländern würde die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen in Südeuropa ankurbeln sowie zum Wachstum in der Eurozone insgesamt und zum Abbau der chronischen Ungleichgewichte bei den Leistungsbilanzen beitragen.
Wer allerdings auf einen so deutlichen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik in Deutschland hoffe, werde vermutlich enttäuscht, so Brown. Erst jüngst habe die deutsche Regierung ein Gesetz verabschiedet, demzufolge das Haushaltsdefizit bis 2016 fast vollständig abgebaut sein soll – von einer Stimulierung der eigenen Wirtschaft sei man weit entfernt.
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