Kommentar
17:58 Uhr, 07.05.2024

Schneewittchen und die 70 Mrd. USD Schulden

Erwähnte Instrumente

Die Walt Disney Company hat heute vorbörslich frische Quartalszahlen vorgestellt und daraufhin über 9 % an Wert verloren. Die Zahlen waren im Rahmen der Analystenschätzungen, aber viele Marktteilnehmer haben insbesondere einen höheren Umsatz erwartet.

Die Aktie befindet sich seit Mitte 2022 in einer Bodenbildung und konnte die letzten Monate in der Spitze sogar um über 50 % zulegen. Doch die Walt Disney Aktie notiert noch immer über 44 % unter ihrem Allzeithoch aus 2021.

Was sind die Gründe für diese mehrjährige Kursschwäche? Welche Geschäftsbereiche sind besonders profitabel und welche sind eher problematisch?

Die Geschäftsfelder von Walt Disney

Quelle: Disney IR

Entertainment

Das Entertainment-Segment der Walt Disney Company, bekannt für seine beeindruckende Bandbreite an Film-, Fernseh- und Streaming-Angeboten, ist ein wichtiger Eckpfeiler des globalen Medienimperiums, da es über 45 % des Umsatzes generiert.

Mit einer ikonischen Sammlung von Studios wie Walt Disney Pictures, Pixar, Marvel, Lucasfilm und seit 2019 auch 21st Century Fox (kurz: Fox) treibt dieses Segment die Innovation in der Unterhaltungsindustrie voran. Der erfolgreiche Betrieb von Disney+ in der konkurrenzstarken Streaming Branche, welches sowohl klassische als auch neue Inhalte an Millionen von Abonnenten weltweit liefert, unterstreicht die fortlaufende Expansion von Disney in der digitalen Medienlandschaft.

Experiences

Das Experiences-Segment von Disney bietet eine breite Palette an Freizeitangeboten, die von Themenparks und Resorts bis hin zu Kreuzfahrten reichen.

Die weltberühmten Parks wie Disneyland und Walt Disney World sind für ihre Themenfahrten und Charakterbegegnungen bekannt und ziehen jährlich Millionen von Besuchern an.

Auch die Disney Cruise Line hat sich einen Namen gemacht, indem sie Familien die Möglichkeit bietet, Urlaub auf dem Meer mit einem Hauch von Disney-Magie zu genießen. Dieser Bereich von Disney konzentriert sich darauf, einzigartige und eindrucksvolle Erfahrungen zu schaffen, die bei den Gästen lange in Erinnerung bleiben.

Sports

Das Sports-Segment von Disney, hauptsächlich vertreten durch die Marke ESPN, spielt eine zentrale Rolle in der Sportübertragungsindustrie.

ESPN bietet eine umfassende Abdeckung von großen Sportereignissen, Livespielen und exklusiven Analysen, die Sportfans rund um die Uhr fesseln. Neben traditionellen Fernsehübertragungen hat ESPN seine Präsenz in der digitalen Welt mit der Streaming-Plattform ESPN+ verstärkt, die zusätzliche Inhalte wie Dokumentationen, exklusive Spiele und hinter-den-Kulissen-Material bietet.

Dieses Segment bedient die hohe Nachfrage nach Sportunterhaltung und ist ein wesentlicher Bestandteil von Disneys breitem Medienportfolio.

Fundamentalanalyse

gemeldet erwartet
Umsatz 22,08 Mrd. USD 22,11 Mrd. USD
adj EPS 1,21 USD 1,10 USD
neuste Quartalszahlen von Walt Disney

Leistungskennzahlen

Quelle: Disney IR
Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge | eigene Darstellung | Quelle: stock3

Disney erwirtschaftet den Großteil des Umsatzes in den USA. Durch das Coronajahr 2020 mussten viele Freizeitparks von Disney vorübergehend geschlossen werden und der Betrieb unter Corona-Bestimmungen belastete die Nettomarge. Der Nettogewinn ist seit 2019 eher rückläufig, trotz steigendem Umsatz. Aufgrund dessen wurde 2021 die Dividende gestrichen.

Zusätzlich dazu hat Disney im Jahr 2019 21st Century Fox für insgesamt 71 Mrd. USD aufgekauft. Die Übernahme zeigt bisher nicht die gewünschte Wirkung und erwies sich eher als Klotz am Bein. Wie hat Disney diese Übernahme finanziert und belastet diese die Solvenz?

Solvenzkennzahlen

Solvenzkennzahlen von Walt Disney | Quelle: Disney IR

Den Kauf von 21st Century Fox hat Disney größtenteils mit Krediten finanziert. Doch auch eigene Aktien wurden für den Deal verwendet. Außerdem hat das Unternehmen mehrere Anleihenpakete ausgegeben, um die 71 Mrd. USD stemmen zu können.

Die Zinszahlungen in Höhe von aktuell über 1,8 Mrd. USD belasten dabei den Free Cashflow. Der jüngste Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken hat die Zinszahlungen noch zusätzlich in die Höhe getrieben.

Die aktuelle Zinsrate aller ausstehenden Verbindlichkeiten beträgt 4,2 %. Auch wenn die Solvenz von Disney nicht katastrophal ist, muss das Unternehmen doch stark drauf achten, dass die Schulden nicht Überhand nehmen.

Bewertungskennzahlen

KGV 69,8
KUV 2,35
KBV 2,14

Die Bewertung von Disney ist, was das KGV betrifft, sehr teuer für einen Medienkonzern. Zum Vergleich hat Comcast aktuell ein KGV von 10,3. Die hohe Bewertung ist vor allem auf einen sinkenden Nettogewinn zurückzuführen. 2018, also vor der Fox-Übernahme lag das KGV noch bei 14. Der Markt ist der Ansicht, dass der Nettogewinn in naher Zukunft wieder steigen wird und so das KGV sich wieder normalisiert. Das KUV und KBV zeigt allerdings keine klare Überbewertung an.

Der Chart

Tages-Chart der Disney Aktie seit 2022 | Quelle: stock3

Mit dem aktuellen Abverkauf nach den Zahlen befindet sich die Disney Aktie in einer spannenden Ausgangslage. Entweder es findet eine Umkehr auf aktuellem Niveau statt, oder aber die Aktie schließt das Gap von Anfang Februar. Ein Einstieg könnte sich beispielsweise bei knapp 100 USD ergeben.

Wenn du von der weiteren Performance der Disney Aktie profitieren möchtest und den Rücksetzer nach den Quartalszahlen als Chance siehst, bietet sich ein KO-Zertifikat der HSBC mit der WKN: HG6TCV an. Der Knock-Out des Derivats liegt bei 64,16 USD, woraus sich ein Hebel von 2,47x ergibt.

Fazit

Die jüngsten Quartalszahlen von Walt Disney, die innerhalb der Erwartungen der Analysten lagen, führten dennoch zu einem signifikanten Kursrückgang der Aktie. Das Entertainment-Segment, einschließlich des erfolgreichen Disney+, bleibt stark, während die Freizeitparks sich stark von pandemiebedingten Einbußen erholen. Die Übernahme von 21st Century Fox erwies sich als finanzielle Last, verstärkt durch hohe Schulden und steigende Zinsen. Einige Analysten halten daher eine Aufspaltung des Unternehmens für sinnvoll, um sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Ob es wirklich so kommt, bleibt abzuwarten. Disney bleibt daher eine Turnaround-Spekulation.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.