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Kommentar
10:23 Uhr, 10.05.2025

Micky Mouse zahlt auch drauf: Wie Trumps Filmzölle Hollywood belasten könnten

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Die amerikanische Filmindustrie hat sich gerade erst mühsam von Streiks, Streaming-Krisen und Pandemie-Folgen erholt – da kommt die nächste Störung: Donald Trump kündigte an, auf im Ausland produzierte Filme einen Strafzoll von 100 % erheben zu wollen. Die Begründung? Filme, die nicht „Made in America“ sind, seien ein Risiko für die nationale Sicherheit – so zumindest Trumps Argumentation auf Truth Social. Konkrete Details bleibt er schuldig, die Auswirkungen sind dennoch jetzt schon spürbar. Studios, Streamingdienste und Produktionsfirmen weltweit fragen sich: Welche Produktionen wären betroffen? Was gilt als „ausländisch“? Und wie realistisch ist das Ganze überhaupt?

Klar ist nur eines: Zwei der größten Entertainment-Konzerne der Welt – Walt Disney und Comcast mit seiner Filmsparte NBCUniversal – geraten besonders ins Visier. Beide haben in den letzten Jahren massiv in internationale Produktionen und Streamingexpansion investiert. Trumps Vorstoß könnte nicht nur ihre Kostenstrukturen durcheinanderbringen, sondern auch globale Strategien infrage stellen. Ein Blick auf Geschäftsmodell, Zahlen, Risiken – und was kommt, wenn Politik zum Drehbuchautor wird.

Das Geschäftsmodell: Wie verdienen die Konzerne Geld?

Walt Disney und Comcast zählen beide zu den größten Medienkonzernen der Welt – und sind dennoch sehr unterschiedlich aufgestellt. Beide verdienen an Inhalten, IPs und Publikum. Doch während Comcast einen starken Telekommunikationsarm hat, ist Disney nach wie vor eine Erlebnis- und Unterhaltungsmaschine mit globaler Markenmacht. Die beiden folgenden Diagramme zeigen, wie unterschiedlich die Umsatzverteilung der Konzerne nach Segmenten aussieht:

Walt Disney

  • Entertainment:
    Hier bündelt Disney seine Filmstudios (Pixar, Marvel, Lucasfilm, 20th Century), den Streamingdienst Disney+ sowie TV-Sender wie ABC. Besonders betroffen von möglichen Zöllen.
  • Experiences:
    Dazu zählen die weltweiten Freizeitparks, Resorts und Kreuzfahrten (z. B. Disneyland, Disney World, Disney Cruise Line). Diese Sparte ist stark margengetrieben, wächst und profitiert von globaler Markenbindung.
  • Sports:
    Dieser Bereich wird primär durch ESPN getragen – Live-Sportübertragungen, Rechtevermarktung, zunehmend digitale Angebote.

Comcast

  • Residential Connectivity & Platforms:
    Comcast verdient hier vor allem über seine Internet-, Kabel-TV- und Breitbandangebote (Xfinity). Dieser Bereich ist das Rückgrat des Konzerns – stabil, aber wachstumsschwach.
  • Media:
    Dazu zählen TV-Sender wie NBC, Nachrichtenformate, Werbeeinnahmen sowie Peacock (der hauseigene Streamingdienst).
  • Studios:
    Universal Pictures, DreamWorks und Focus Features produzieren hier Kinofilme und Serien. Der Bereich ist stark von Produktionskosten, internationalen Drehorten und Box-Office-Erfolgen abhängig.
  • Theme Parks:
    Die Universal Parks (u. a. in Orlando, Hollywood, Japan) tragen solide zum Umsatz bei – ein wachsender Bereich, vor allem durch neue IPs wie Super Nintendo World.
  • Business Services:
    Geschäftskundengeschäft im Bereich Netzwerklösungen und Werbung.
  • Other:
    Diverse kleinere Geschäftsfelder.

Quartalszahlen unter der Lupe

Soll Ist
Umsatz [Mrd. USD] 23,09 23,62
EPS [USD/Aktie] 1,188 1,45
Walt Disney
Soll Ist
Umsatz [Mrd. USD] 29,77 29,89
EPS [USD/Aktie] 0,987 1,09
Comcast

Walt Disney und Comcast haben im abgelaufenen Quartal die Analystenschätzungen klar übertroffen. Disney erzielte einen Umsatz von 23,62 Milliarden USD und ein EPS von 1,45 USD je Aktie und hob den Ausblick für das Gesamtjahr an. Comcast meldete einen Umsatz von 29,89 Milliarden USD und ein EPS von 1,09 USD je Aktie. Doch die mögliche Einführung von 100-Prozent-Zöllen auf internationale Produktionen wurde in diesen Zahlen nicht berücksichtigt – sollte es dazu kommen, wäre die aktuelle Guidance kaum zu halten.

Zahlen & Fakten

Walt Disney Comcast
Börsenwert 189,89 Mrd. USD 128,63 Mrd. USD
Mitarbeiter 233.000 182.000
Hauptsitz Burbank, CA Philadelphia, PA
Gründungsjahr 1923 1963

Umsatz

Nach pandemiebedingten Einbrüchen und einer teils holprigen Erholung haben sich sowohl Walt Disney als auch Comcast zuletzt wieder auf stabilem Umsatzniveau eingependelt. Die Charts zeigen: Die Konzerne konnten 2024 trotz Branchenkrisen und strukturellem Wandel solide Erlöse verbuchen. Bei Disney lag der Umsatz im Geschäftsjahr 2024 bei rund 89 Milliarden US-Dollar, bei Comcast bei etwa 123 Milliarden US-Dollar.

Was beide Unternehmen in den letzten Jahren durchgerüttelt hat, war weniger die reine Nachfrage nach Inhalten – sondern ein Mix aus:

  • Pandemiebedingten Ausfällen (2020/21): Geschlossene Freizeitparks, gestoppte Drehs, Kinostillstand – beides traf Disney besonders hart. Comcast konnte sich dank seiner Internet- und Kabelsparte besser abfedern.
  • Kostenexplosion im Streamingbereich: Die Milliardeninvestitionen in Disney+ und Peacock drücken auf die Margen und haben das Umsatzwachstum teilweise durch operative Verluste begleitet.
  • Streiks & höhere Löhne (2023): Der monatelange Streik von Schauspielern und Autoren in Hollywood hat Produktionen verschoben und Budgets aufgebläht.
  • Werbemarkt unter Druck: Vor allem bei Comcast (NBCUniversal) war das klassische Werbegeschäft rückläufig – eine Folge der allgemeinen Konsumzurückhaltung und Verlagerung auf digitale Plattformen.

Trotzdem zeigen die Prognosen bis 2028 moderates Wachstum: Disney steuert laut Schätzungen auf die 100-Milliarden-Marke zu, Comcast könnte sich Richtung 130 Milliarden bewegen. Doch diese Zukunftspläne stehen nun unter Vorbehalt – denn Trumps mögliche Filmzölle könnten die Planung und internationale Ausrichtung empfindlich stören.

Solvenzkennzahlen

Walt Disney Comcast
Gesamtkapital 195,83 267,77
Eigenkapital 108,77 87,30
Gesamtverschuldung 42,89 99,12
Liquide Mittel 5,85 8,62
Q1’25 Bilanz [in Mrd. USD]

Die Solvenzlage von Disney und Comcast zeigt ein gemischtes Bild: Beide Konzerne haben in den letzten Quartalen ihre Verschuldung teilweise reduziert, stehen jedoch weiterhin auf einem insgesamt hohen Schuldenberg.

Disney hat durch gezielte Tilgungen seine Verbindlichkeiten spürbar gesenkt, was vor allem auf die Einnahmen aus den Freizeitparks und dem Streaminggeschäft zurückzuführen ist.

Comcast hat ebenfalls Schulden abgebaut, allerdings in einem moderateren Tempo. Beide Konzerne tragen dennoch hohe Schuldenlasten, was ihre finanzielle Flexibilität einschränkt – insbesondere in einem Szenario, in dem Trumps geplante Strafzölle Produktionskosten in die Höhe treiben könnten. Diese Situation würde zusätzlichen Finanzierungsbedarf erzeugen, was die Verschuldungsquoten weiter belasten könnte.

Bewertungskennzahlen

Walt Disney Comcast
KGV 18,83 8,47
KUV 1,79 1,06
KBV 1,59 1,49

Die Bewertungskennzahlen der beiden Konzerne zeigen ein klares Bild: Während Disney mit einem KGV von 18,83 deutlich höher bewertet ist, liegt Comcast mit einem KGV von 8,47 auf einem wesentlich günstigeren Niveau. Der Markt erwartet bei Disney insbesondere mit Rückenwind durch die letzten Quartalszahlen weiterhin Wachstumspotenzial, vor allem durch die starken Marken und die Ausweitung des Streaminggeschäfts.

Comcast hingegen wird noch mehr als Value-Investment gesehen – trotz stabiler Cashflows und einer diversifizierten Einnahmebasis wird der Konzern am Markt günstiger gehandelt. Beim Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) liegt Disney ebenfalls höher, das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) der beiden Konzerne bewegt sich dagegen auf einem ähnlichen Niveau, was auf eine vergleichbare Bewertung der Substanzwerte hindeutet.

Sollte Trump seine Zollpläne umsetzen, könnte dies vor allem Disneys Bewertung unter Druck setzen, da der Konzern stärker auf internationale Produktionen angewiesen ist.

Trumps Zoll-Chaos:
Globale Produktionen als Risiko

Trumps angekündigte Strafzölle auf im Ausland produzierte Filme zielen direkt auf das Produktionsmodell von Disney und Comcast – das längst global ausgerichtet ist. Große Titel entstehen selten an nur einem Ort, sondern sind komplexe Ko-Produktionen mit internationalen Drehorten und ausgelagerten Arbeitsschritten.

Für Disney bedeutet das konkret:

  • Nahezu alle Marvel- und Star-Wars-Filme nutzen internationale Drehorte – etwa die Pinewood Studios in Großbritannien oder Sets in Australien und Kanada.
  • Animationsarbeiten für Pixar und Walt Disney Animation werden häufig in Kanada oder Südkorea erledigt, insbesondere VFX und Rendering.
  • Bei Disney+ Originals setzt Disney gezielt auf lokale Inhalte: Serien wie Snowdrop (Südkorea) oder Parallels (Frankreich) werden für den globalen Markt produziert, wären aber formal zollpflichtig.
  • Auch Postproduktion und Tonmischung – etwa bei großen Blockbustern – wird zunehmend ausgelagert, z. B. nach Neuseeland oder Großbritannien.

Für Comcast/NBCUniversal gilt Ähnliches:

  • Universal Pictures produziert viele Filme außerhalb der USA. Blockbuster wie Jurassic World: Dominion wurden in Großbritannien und Kanada gedreht.
  • Peacock-Serien wie Departure oder The Capture entstehen als internationale Co-Produktionen, oft mit Partnern aus Kanada oder Europa.
  • Illumination, bekannt für Minions oder Sing, arbeitet mit dem französischen Animationsstudio Illumination Mac Guff in Paris – ein zollrelevanter Produktionsstandort.
  • Auch DreamWorks Animation verlagert Teile der Produktion ins Ausland, etwa für Spezialeffekte oder Layouts.

Der Knackpunkt:
Filme lassen sich nicht wie klassische Importgüter einstufen. Die Frage, was als „ausländische Produktion“ gilt, bleibt unbeantwortet – und macht den Zollvorschlag kaum praktikabel. Für Disney und Comcast würde schon die Unsicherheit zu Verzögerungen, Zusatzkosten und strategischem Aufwand führen.

Chart

Mit den jüngsten Quartalszahlen am Mittwoch konnte die Aktie von Disney über 10 % an Wert gewinnen. Über den 10-Jahres-Zeitraum liegt zwar weiter Comcast vorne, aber der Abstand hat sich jüngst veringert. Beide Werte korrelieren extrem stark, da sie quasi von der gleichen Branche abhängig sind.

Nun ist folgendes Szenario mittelfristig einen näheren Blick wert:

Disney ist aktuell deutlich teurer bewertet und hat dabei aber gleichzeitig eine deutlich höhere Abhängigkeit vom Film Business, als der diversifiziertere Comcast Konzern. Zudem ist mit dem jüngsten Up-Move von Disney einiges an Potential eingepreist, was sich auch erstmal materialisieren muss. Es bietet sich also eine Long-Short Strategie auf die beiden Aktien an.

Long Comcast mit KO-Schein WKN: HG5V47 (HSBC)

Short Walt Disney mit KO-Schein WKN: DY033X (DZ Bank)

Beide Scheine haben ungefähr einen Hebel von aktuell 2,70x. Du profitierst also, wenn Comcast mittelfristig besser als Walt Disney läuft. Dabei ist es egal, ob beide Konzerne im Wert steigen oder fallen, du trägst also kein allgemeines Markt Risiko.

Fazit

Trumps angedrohte Strafzölle auf im Ausland produzierte Filme könnten die Geschäftsmodelle von Disney und Comcast massiv belasten. Während Disney stark auf internationale Produktionen setzt und daher besonders gefährdet ist, bietet Comcast durch seine breitere Aufstellung mehr Stabilität. Trotz starker Quartalszahlen sind die potenziellen Auswirkungen der Zölle darin noch nicht berücksichtigt – und könnten die aktuellen Prognosen schnell hinfällig machen.

Hinzu kommt eine deutliche Bewertungsdifferenz: Disney wird vom Markt deutlich höher gehandelt – mit viel Vorschussvertrauen auf Wachstum. Comcast dagegen ist deutlich günstiger bewertet, bietet aber in einem zunehmend politisierten Marktumfeld eine robustere Struktur, ist dabei aber natürlich auch von strukurellen Problemen, wie zum Beispiel einer hohen Verschuldung, betroffen.

Trump mag das Zollrad noch nicht endgültig gedreht haben – aber die Unsicherheit reicht aus, um die Geschäftsmodelle genauer zu hinterfragen. Wer heute auf Hollywood setzt, sollte auch die Politik im Blick behalten.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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