Netflix vs. Disney: Welche Aktie gewinnt das Streaming-Duell?
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Zwei Giganten, ein umkämpfter Markt: Netflix und Walt Disney dominieren die globale Unterhaltung wie kaum zwei andere Konzerne. Während Netflix als Pionier des Streaming-Geschäfts seit Jahren auf Wachstumskurs ist, verbindet Disney seine Inhalte mit einem einzigartigen Ökosystem aus Filmen, Parks und Merchandise. Für Anleger stellt sich die Frage: Welche Aktie überzeugt aktuell mehr?
Geschäftsmodell und Marktposition
Netflix ist der Streaming-Pionier. Mit über 300 Millionen Abonnenten weltweit setzt der Konzern auf exklusive Serien, internationale Inhalte und seit kurzem auch auf Werbung. Das Abo-Modell bleibt der Kern des Geschäfts, ergänzt durch einen erfolgreichen werbefinanzierten Tarif. Das Ziel: Reichweite monetarisieren und in neuen Märkten wachsen.
Disney dagegen ist weit mehr als ein Streaming-Anbieter. Das Unternehmen gliedert sich in zwei Segmente: Entertainment (Filmstudios, TV, Streaming mit Disney+, Hulu, ESPN+) und Experiences (Themenparks, Kreuzfahrten, Resorts). Dank legendärer Marken wie Marvel, Pixar oder Star Wars verfügt Disney über ein IP-Portfolio, das global einzigartig ist. Dieses lässt sich nicht nur im Streaming nutzen, sondern auch in Freizeitparks und beim Merchandising – ein entscheidender Unterschied zu Netflix.
Aktuelle Zahlen und Entwicklungen
Netflix meldete für Q2 2025 ein Umsatzplus von 15 % auf 11,08 Milliarden USD und einen Gewinn je Aktie von 7,19 USD (+47 %). Die operative Marge stieg über 30 %. Management hob die Jahresprognose auf bis zu 45,2 Milliarden USD an. Treiber sind höhere Abo-Preise, starkes Content-Angebot und vor allem das Werbegeschäft: Die neue Adssuite könnte die Erlöse 2025 verdoppeln. Serienhits wie Squid Game S3 (122 Millionen Views) oder Ginny & Georgia pushen die Nutzerzahlen zusätzlich. Risiken bleiben die hohe Bewertung sowie der enorme Wettbewerb durch Amazon, YouTube und regionale Anbieter.
Disney überraschte zuletzt mit einem gemischten Bild. Im Streaming (Disney+, Hulu, ESPN+) gelang endlich die Profitabilität – wenn auch mit noch niedrigen Margen um 6 %. Gleichzeitig schwächelt das Filmgeschäft, wo Sequels und Remakes zunehmend auf Konsumenten-Müdigkeit stoßen. Wachstumsstark ist dagegen die Experiences-Sparte: Parks und Resorts lieferten Margen von 28 % und treiben den Free Cashflow. Die vollständige Übernahme von Hulu stärkt zudem die Streaming-Sparte, während neue Parks wie in Abu Dhabi die internationale Expansion vorantreiben.
Umsatz & Gewinn im Vergleich
Netflix erzielte 2024 Umsätze von 39 Milliarden USD, Disney dagegen mehr als das Doppelte mit 91 Milliarden USD. Doch Netflix wächst dynamischer: +15 % gegenüber nur +7 % bei Disney.
Beim EBIT liegt Disney mit 11,9 Milliarden USD leicht vor Netflix (10,4 Milliarden USD). Beim Free Cashflow hat Disney (8,6 Milliarden USD) ebenfalls die Nase vorn, während Netflix 6,9 Milliarden USD erwirtschaftete.
Dividendenpolitik
Ein klarer Unterschied: Netflix schüttet keine Dividende aus und investiert lieber ins Wachstum. Disney hat die Dividende nach der Pandemie wieder aufgenommen und zahlt 2025 insgesamt 1,00 USD je Aktie (Rendite ~0,85 %). Für Einkommensinvestoren bleibt Disney damit etwas interessanter, auch wenn die Rendite noch weit unter klassischen Dividendenwerten liegt.
Bewertung
Netflix wird deutlich teurer bewertet als die Konkurrenz. Die Wachstumsstory rechtfertigt zwar die hohen Multiples, lässt aber kaum Spielraum für Enttäuschungen.
Disney wirkt dagegen moderater bewertet:
Das Unternehmen erscheint damit fair bewertet, wenn auch ohne großes Kurspotenzial.
Analysteneinschätzungen
Bei Netflix überwiegt ein positives Bild: 29 Analysten sprechen eine starke Kaufempfehlung aus, 5 raten zum Kauf, während 18 Halten- und nur 2 Verkaufsempfehlungen gegenüberstehen. Im Schnitt sehen die Experten damit noch ein Kurspotenzial von rund 10,5 %.
Bei Walt Disney überwiegen ebenfalls die optimistischen Stimmen: 21 Analysten raten zum Kauf, davon viele sogar mit einer starken Kaufempfehlung. Dem gegenüber stehen 5 Halten- und 6 Verkaufsempfehlungen, was insgesamt ein positives Stimmungsbild ergibt.
Chartanalyse
Die Aktien der beiden Streaming-Giganten haben sich in den vergangenen Jahren extrem unterschiedlich entwickelt. Während bei Netflix ein neues Allzeithoch das nächste jagt, kämpft Disney mit dem Turnaround nach Corona und dem lange unprofitablen Einstieg ins Streaming-Geschäft. Fraglich ist nun, ob man eher auf den Dauerläufer oder den Nachzügler setzen sollte.
Netflix – in zwei Jahren fast zum Tenbagger
Im Wochenchart sieht man die unfassbare Steigerung seit dem Kurseinbruch Anfang 2022, als das Wachstum bei Netflix kurzzeitig zurückging. Dies war wohl auch auf das Ende der Corona-Einschränkungen zurückzuführen. Gefühlt hatte jeder Netflix durchgeschaut. Seitdem ist die Netflix-Aktie fast zum Tenbagger geworden – eine unfassbare Performance in dieser kurzen Zeit.
Sowohl Wochen als auch Tageschart bieten wenig relevante Zonen, die zum Einstieg genutzt werden könnten. Im aktuellen Kursbereich, zwischen 1182 und 1200 USD, könnte die Aktie kurzfristig Halt finden. Danach befindet sich die nächste Unterstützung bei rund 1100 USD. Im Falle einer größeren Korrektur könnte man die Aktie bei 800 oder 700 USD in den dortigen Zonen einsammeln.
Disney – Nachholpotenzial oder Underperformance?
Im Vergleich zu Netflix hat sich die Disney-Aktie seit 2022 wenig erholt und pendelt zwischen 80 und 125 USD.
Die 200-Tagelinie konnte zuletzt allerdings gehalten werden. Sollte die Aktie nun noch die 50-Tagelinie und den Widerstand zwischen 120 und 125 USD hinter sich lassen, könnte der Turnaround endlich Realität werden.
Long über 125 USD mit Stop unter 117 USD. Das mittelfristige Ziel läge in einem eher schwächeren Widerstandsbereich bei 160 USD. Dieses Szenario könnte auch mit einem K.O.-Zertifikat der DZ-Bank, WKN: DY689V (aktuell 3,4er-Hebel) umgesetzt werden.
Pro & Contra
Pro Netflix:
- Starkes Wachstum bei Umsatz und Gewinn
- Erfolgreiches Werbegeschäft mit großem Potenzial
- Weltweit führend im Streaming
Contra Netflix:
- Bewertung nicht attraktiv
- charttechnischer Einstieg eher schwer zu finden
- Starker Wettbewerb und Abhängigkeit vom Content-Erfolg
Pro Disney:
- Unvergleichbares IP-Portfolio und Markenmacht
- Profitables Parkgeschäft mit hohen Margen
- Solider Free Cashflow, Dividendenzahler
- Charttechnischer Ausbruch bald möglich
Contra Disney:
- Kreative Stagnation im Filmgeschäft
- Hoher Investitionsbedarf in Parks und Streaming
- Wachstum deutlich langsamer als bei Netflix
Fazit: unsere Einschätzung
Netflix und Disney stehen sinnbildlich für zwei unterschiedliche Investment-Storys. Netflix ist der Dauerläufer: ein Unternehmen, das trotz Marktsättigung immer neue Rekorde aufstellt, Umsatz und Gewinne zweistellig steigert und seit dem Einbruch 2022 zur Kursrakete geworden ist. Doch die Kehrseite ist die recht sportliche Bewertung. Rücksetzer wären attraktive Einstiegsgelegenheiten (s. Chartanalyse).
Disney dagegen ist die Turnaround-Wette. Der Konzern hat Streaming endlich profitabel gemacht, punktet mit starkem Free Cashflow und einer global einzigartigen Markenwelt. Parks und Resorts liefern hohe Margen, doch im Filmgeschäft fehlen echte Innovationen. An der Börse spiegelt sich das in einer jahrelangen Seitwärtsbewegung wider. Gelingt der Ausbruch über 125 USD, bietet Disney deutlich mehr Potenzial als Netflix.
Wer auf beständiges Wachstum setzt, bleibt bei Netflix. Wer auf den großen Turnaround spekuliert, findet in Disney die spannendere Chance. Beide Aktien sind derzeit eher Haltepositionen – ein Einstieg bietet sich bei Rücksetzern und/oder klaren charttechnischen Signalen an.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.