Schlechte Nachrichten für Sparer: Die Krise ist vorbei!
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Die Kreditkrise ist jetzt wohl ausgestanden – gut für die Wirtschaft, aber schlecht für Sparer. Die Zinsen auf Sparbücher und Festgeldkonten fallen ins Bodenlose und halbieren sich mitunter binnen weniger Monate. Das Vertrauen in das Banksystem ist wieder da und die hohen Zinssätze, mit denen während der Kreditkrise Sparer angelockt werden mussten, gehören jetzt der Vergangenheit an.
Die rosigen Zeiten für Sparer sind damit vorbei. Letztes Jahr konnten Anleger Geld ertragreich parken, die Renditen lagen weit höher als bei kurz laufenden Staatsanleihen. Da die meisten Regierungen für Spareinlagen von bis zu 100.000 Euro garantierten, war das Risiko gleich null. Die Garantie ist zwar immer noch da, aber die Zinsen sind eingebrochen. Denn seien wir ehrlich: In einer Welt ohne Inflation sollte risikofreier Zins niedrig sein. Die Zinsen im letzten Jahr waren sozusagen ein Geschenk der Krise, ein seltener Fall geldpolitischer Großzügigkeit.
Für die meisten Sparer stellt sich diese Realität erst in der zweiten Hälfte dieses Jahres, wenn ihre einjährigen Festgeldanlagen ablaufen. Manche Anleger werden erneut in Festgeld anlegen, aber zu niedrigeren Sätzen. Denn schließlich sind auch ein paar Prozent nicht schlecht, solange die Inflation gleich null ist. Andere werden sich nicht mit dieser „japanischen“ Denkweise anfreunden können und nach besseren Gelegenheiten Ausschau halten. Für diese Investoren bieten Aktien und Unternehmensanleihen weiterhin attraktive Renditen. Aber Vorsicht: Dafür gibt es gute Gründe!
Die Kapitalmärkte sind recht effizient, d. h. sie preisen bereits die ungewöhnlich hohe Ungewissheit im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Weltkonjunktur ein. Optimisten erwarten eine kräftige – vom billigen Geld und den boomenden Schwellenländern getriebene – Wiederbelebung in 2010 und vor allem 2011. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit einer schleppenden Erholung mit praktisch nicht existenter Inflation wohl ebenso hoch. Bei diesem Szenario würde das Ertragswachstum der Unternehmen gedämpft und ihre Preismacht begrenzt bleiben. Damit bestünde wenig Spielraum für Gewinnwachstum. Da beide Szenarien denkbar und möglich sind, sollte man hier nicht ausschließlich auf eine bestimmte Variante setzen.
Angesichts der attraktiven Renditen auf Qualitätsanleihen und -aktien empfiehlt es sich durchaus, einen Teil seiner Anlagen von Sparkonten in hochverzinsliche Investments abzuziehen. In einigen europäischen Sektoren, wie Erdöl, Versorger, Telcos und Gesundheitsweisen, sind momentan sogar Dividendenrenditen von 5 bis 7 Prozent zu erzielen, das entspricht in etwa den Anleiherenditen der betreffenden Unternehmen. Historisch gesehen ist dies eine Anomalie, da die Dividendenrenditen in der Regel deutlich unter den Anleiherenditen liegen. Denn schließlich sollten Dividenden im Laufe der Zeit eigentlich steigen, während der Kupon einer Anleihe gleich bleibt.
Warum sind diese Dividendenrenditen so hoch? Glauben Investoren, dass diese Unternehmen ihre aktuellen Dividendenniveaus nicht aufrechterhalten können? Bedenkt man, dass es sich um leistungsfähige Unternehmen mit soliden Bilanzen in konjunkturunabhängigen Sektoren handelt, dürften diese Niveaus allerdings tragfähig sein. Der plausiblere Grund für die hohen Dividendenrenditen ist wohl, dass Anleger – eingedenk der lustlosen Konjunktur – über die nächsten Jahre wenig Spielraum für eine Anhebung der Dividenden erwarten.
Für all diejenigen, die nach auskömmlichen Anlageerträgen Ausschau halten, sind qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen und Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen weiterhin eine interessante Alternative zu niedrig verzinslichen Sparkonten. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen, dass Unternehmensanleihen und Aktien seit der letzten Rally nicht mehr fehl bewertet sind. Ihre hohen Renditen spiegeln vielmehr die Anlegererwartung wider, dass risikoreichere Werte wohl weiterhin eine holperige Strecke vor sich haben werden.
Ad van Tiggelen, Senior Strategist bei ING Investment Management, Den Haag
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