Schafft Intel den Turnaround ?
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Intel befindet sich in einer herausfordernden Phase: Einst führend in der Halbleiterindustrie, hat das Unternehmen in den letzten Jahren Marktanteile an Konkurrenten wie AMD und NVIDIA verloren. Am 1. November 2024 veröffentlichte Intel seine aktuellen Quartalszahlen und konnte damit die Erwartungen der Wall Street übertreffen. Die Aktie konnte nachbörslich um knapp 8 % zulegen. Dies könnte auf eine potenzielle Stabilisierung hindeuten – ein entscheidender Schritt, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, denn alleine dieses Jahr hat die Intel Aktie über 54 % an Wert verloren und notiert insgesamt fast 70 % unter ihrem Höchststand von Anfang 2000.
Die Zahlen im Überblick
Intels Umsätze von 13,3 Milliarden US-Dollar übertrafen die Erwartungen leicht, während der Gewinn pro Aktie mit 0,12 US-Dollar ebenfalls höher als prognostiziert ausfiel. Doch die Zahlen spiegeln auch ernste Herausforderungen wider: Die Bruttomarge ist auf besorgniserregende 18 % gefallen, und die Verluste in den Kerngeschäften wie Client Computing und der Foundry-Sparte halten an. Diese Entwicklungen zeigen die tiefe Umstrukturierung, die Intel derzeit durchläuft, um Kosten zu senken und das Unternehmen auf die Zukunft auszurichten.
Im weiteren Verlauf des Artikels werden wir Intels Geschäftsmodell, Stärken und Schwächen sowie die Chancen und Risiken beleuchten – und uns anschauen, wie realistisch eine Intel-Übernahme durch Apple ist und welche Folgen das für die Halbleiterbranche hätte.
Geschäftsmodell: Den KI-Hype verpasst
Intel erwirtschaftet seine Einnahmen über verschiedene Geschäftsbereiche, die unterschiedliche Marktsegmente abdecken:
- Client Computing Group (CCG) ist nach wie vor Intels größtes Segment und konzentriert sich auf Prozessoren und Hardware für PCs und Laptops. Dieser Bereich ist jedoch zunehmend unter Druck, da der PC-Markt seit Jahren schrumpft und Konkurrenten wie AMD Marktanteile gewinnen. Die Folge sind sinkende Umsätze und ein kontinuierlicher Verlust an Marktanteilen in diesem traditionellen Kernsegment von Intel.
- Data Center and AI (DCAI) bietet Produkte und Lösungen für Rechenzentren und künstliche Intelligenz. Trotz des globalen KI-Booms konnte Intel in diesem Bereich nicht ausreichend profitieren. Während Konkurrenten wie NVIDIA vom aktuellen Hype um künstliche Intelligenz stark profitieren, bleibt Intel in puncto Umsatzwachstum hinter den Erwartungen zurück. Dieser Rückgang in einem Zukunftssegment wie Data Center und AI signalisiert eine verpasste Chance für Intel, den KI-Markt intensiver zu bedienen.
- Network and Edge (NEX) richtet sich an die steigende Nachfrage nach Netzwerk- und Edge-Computing-Lösungen, die mit der Verbreitung des Internets der Dinge (IoT) an Bedeutung gewinnen. Das Segment verzeichnete zuletzt ein moderates Wachstum und spiegelt das Interesse an IoT-basierten Technologien wider. Dennoch bleibt NEX im Vergleich zu Intels anderen Segmenten ein kleinerer Umsatztreiber.
- Mobileye fokussiert sich auf autonome Fahrtechnologien und Mobilitätslösungen. Die Tochtergesellschaft zeigt Intels Ambitionen im Bereich des automatisierten Fahrens und neuer Mobilitätskonzepte. Allerdings waren die Umsätze in diesem Segment zuletzt rückläufig, da sich die Marktadaption autonomer Fahrtechnologien langsamer entwickelt als erwartet und wirtschaftliche Unsicherheiten die Investitionen in der Automobilindustrie bremsen.
- Intel Foundry Services (IFS), der neueste Geschäftsbereich von Intel, soll Auftragsfertigung für andere Halbleiterunternehmen ermöglichen und Intels Stellung als Hersteller stärken. Mit IFS strebt Intel an, mit großen Foundries wie TSMC zu konkurrieren und eine zusätzliche Einnahmequelle aufzubauen. Allerdings erfordert dieser Bereich hohe Investitionen, um eine konkurrenzfähige Produktionsinfrastruktur aufzubauen und sich am Markt zu etablieren.
Diese Segmente spiegeln Intels strategische Ausrichtung wider: Das Unternehmen setzt auf eine Mischung aus traditioneller Hardwareherstellung und wachstumsorientierten Zukunftsfeldern wie KI und autonomes Fahren, welche allerdings nicht das erhoffte Wachstum bringen.
Fundamentalanalyse
Börsenwert | 100,56 Mrd. USD |
CEO | Patrick P. Gelsinger |
Mitarbeiter | 124.800 |
Leistungskennzahlen
Nach umsatzstarken Jahren bis 2021, hat Intel seit einiger Zeit mit Absatz- und Innovationsproblemen zu kämpfen. Der Umsatz ist seit 2021 rückläufig, soll sich aber 2024 stabilisieren, wobei die Nettomarge jüngst extrem eingebrochen ist. Mittelfristig erwartet Intel wieder eine Stabilisierung der Nettomarge um 10 % und langsam steigende Umsätze.
Solvenzkennzahlen
Gesamtkapital | 193,54 |
Eigenkapital | 104,86 |
Gesamtverschuldung | 50,24 |
Liquide Mittel | 24,09 |
Die Bilanz von Intel ist angespannt aber nicht kritisch. Der Konzern verfügt über ausreichend liquide Mittel um weiterhin Investitionen und Zahlungen zu tätigen. Der Schuldenberg in Höhe von 50,24 Mrd. USD, der sich seit 2018 verdoppelt hat, kann allerdings problematisch werden. Viele Verbindlichkeiten müssen 2025 refinanziert werden, was die Zinsbelastung weiter erhöhen wird. Dennoch verfügt der Konzern über ausreichend Eigenkapital.
Bewertungskennzahlen
KGV | – |
KUV | 1,78 |
KBV | 0,97 |
Der Konzern ist aktuell im historischen Durchschnitt sehr günstig bewertet. Das mehrjährige KUV beträgt ca. 3,1, was deutlich über dem aktuellen Wert liegt. Da der Konzern aktuell nicht profitabel ist, lässt sich kein KGV bestimmen. Die niedrige Bewertung spiegelt angemessen das aktuelle Risiko wider.
Stärken und Schwächen
Intel kann auf einige Stärken bauen, die das Unternehmen trotz der aktuellen Herausforderungen wettbewerbsfähig halten. Dazu zählen die jahrzehntelange Marktführerschaft und das umfassende Patentportfolio, das Intel in den Bereichen Prozessor- und Halbleitertechnologie aufgebaut hat. Diese technologische Basis und die starke Markenbekanntheit verschaffen Intel eine solide Position auf dem Markt. Zudem investiert das Unternehmen weiterhin erheblich in Forschung und Entwicklung und versucht, Innovationen in Bereichen wie KI und autonomem Fahren voranzutreiben.
Dennoch hat Intel deutliche Schwächen, die sich vor allem in den vergangenen Jahren zunehmend bemerkbar gemacht haben. Eine zentrale Schwäche sind die verzögerten Produktionszyklen, durch die Intel im Vergleich zu Wettbewerbern wie AMD und NVIDIA an Boden verloren hat. Insbesondere im Bereich der Fertigungstechnologie hat Intel Schwierigkeiten, den Anschluss zu halten. Zudem hat Intel aufgrund dieser Verzögerungen Marktanteile verloren, was die Margen in einigen Kerngeschäften belastet.
Chancen und Risiken
Intel steht vor einer entscheidenden Phase, in der es sowohl Chancen als auch erhebliche Risiken gibt, die die Zukunft des Unternehmens prägen könnten.
Chancen bietet vor allem der anhaltende Boom im Bereich künstliche Intelligenz und Cloud-Computing, wovon der Konzern bisher zwar noch nicht profitieren konnte. Die Nachfrage nach leistungsstarken Rechenzentren wächst kontinuierlich, was Intel die Möglichkeit eröffnet, mit innovativen Produkten und Lösungen Marktanteile zurückzugewinnen. Zusätzlich könnte Intels Foundry Services (IFS)-Sparte langfristig ein bedeutendes Standbein werden. Mit der Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Auftragsfertigung könnte Intel große Technologieunternehmen als Kunden gewinnen und sich eine neue, stabile Einnahmequelle sichern, die es unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen macht. Auch der Bereich autonomes Fahren über die Tochterfirma Mobileye bleibt ein Zukunftsmarkt, der langfristig erhebliches Wachstumspotenzial bietet, sobald sich entsprechende Technologien durchsetzen und der Markt reifer wird.
Auf der anderen Seite stehen jedoch gravierende Risiken. Die Konkurrenzsituation im Halbleitermarkt ist schärfer als je zuvor. Unternehmen wie NVIDIA und AMD haben in den letzten Jahren signifikante Marktanteile gewonnen, vor allem in der KI und im Gaming-Segment. Intel hat hier das Nachsehen und muss mit hohen Investitionen aufholen. Ein weiteres Risiko ist die hohe Abhängigkeit von globalen Lieferketten und die zunehmende geopolitische Unsicherheit. Konflikte wie der Handelsstreit zwischen den USA und China könnten Intels Produktion und Vertrieb beeinträchtigen.
Die Kosten der aktuellen Umstrukturierungen und der hohe Investitionsbedarf in die neuen Technologien stellen ein zusätzliches Risiko dar. Es bleibt ungewiss, ob diese Ausgaben tatsächlich zu einer Verbesserung der Wettbewerbsposition führen oder ob sie die ohnehin schmalen Margen weiter belasten. Letztlich besteht das Risiko, dass Intel trotz seiner umfangreichen Maßnahmen weiterhin Marktanteile verliert, falls sich die neuen Segmente nicht so schnell entwickeln wie erhofft.
Gerüchte zur Apple – Übernahme
In den letzten Wochen ist das Gerücht aufgekommen, dass Apple eine Übernahme von Intel in Betracht ziehen könnte. Eine solche Akquisition wäre außergewöhnlich und hätte weitreichende Folgen für die gesamte Technologiebranche. Für Apple könnte eine Übernahme strategisch sinnvoll sein, um seine Unabhängigkeit in der Chip-Produktion weiter auszubauen und direkte Kontrolle über fortschrittliche Halbleiter-Technologien zu gewinnen. Andererseits würde eine Integration Intels in den Apple-Konzern erhebliche Herausforderungen mit sich bringen, nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Intels stark diversifiziertem Geschäftsmodell. Ob diese Übernahmepläne tatsächlich realistisch sind, bleibt abzuwarten, doch allein das Gerücht zeigt, wie entscheidend Intels Position im globalen Technologiemarkt bleibt.
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Chart
Nach den Q2-Zahlen Mitte des Jahres hat die Aktie stark an Wert verloren und ein großes Abwärtsgap in den Chart gerissen. Doch seit August konnte sich die Aktie stabilisieren und auch die 50-Tage-Linie erobern. Gestern nach der US-Wahl kann Intel mit dem Sieg Donald Trumps weitere 7 % zulegen und notiert nun mitten im Widerstand. Sollte das Momentum anhalten und der Anstieg nachhaltig sein, können über dem Hoch bei knapp 25 USD weitere Anstiege kommen.
Wenn du von der Performance von Intel profitieren möchtest, bietet sich ein Knock-out-Zertifikat (WKN: HS8W30) der HSBC an. Der Schein hat eine Knock-Out-Schwelle bei 16,10 USD und damit einen Hebel von aktuell 3,39x. Bitte nur mit äußerst gutem Risikomanagement handeln. Mittelfristig sind die Aussichten eher düster.
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Mehr Informationen zur US-Wahl und möglichen Profiteuren
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Fazit
✓
✕
”
Gelingt der Turnaround ? (Eigene Meinung)
Obwohl Intel mit hohen Forschungsinvestitionen große Chancen hat, überwiegen meiner Meinung nach die Risiken. Wenn das Segment Datacentres & AI aktuell im Hype um Künstliche Intelligenz Umsatzrückgänge verbuchen muss, dann möchte ich gar nicht erst wissen, wie das ohne Hype ist. Der Konzern ist stark verschuldet, macht aktuell unterm Strich Verlust und auch die Stärke der Marke schwächelt. Möglicherweise steht die Aktie in 10 Jahren höher als aktuell, aber der Weg ist lang und schwer für den angeschlagenen Konzern. Es gibt bessere Alternativen wie zum Beispiel AMD.
Intel befindet sich in einer kritischen Phase, in der die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Die aktuelle Neuausrichtung und die ersten positiven Signale aus den Quartalszahlen zeigen, dass Intel auf die Herausforderungen reagiert. Doch das Unternehmen muss weiter zügig handeln, um den Anschluss in den wachstumsstarken Bereichen wie KI und Chipfertigung zu finden und verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. Die Konkurrenz schläft nicht, und insbesondere der Rückstand in der KI-Entwicklung macht deutlich, wie viel Arbeit vor Intel liegt.
Die Gerüchte über eine mögliche Übernahme durch Apple unterstreichen die Bedeutung, die Intel in der Tech-Branche nach wie vor hat. Ob der Konzern diesen Turnaround alleine schafft oder neue Wege durch Partnerschaften und Investitionen gehen muss, bleibt offen.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.