Stocks On Fire KW 31 – Kommt der Chipsektor zurück?
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Eine ereignisreiche und für einige auch schmerzhafte 30. Kalenderwoche liegt hinter uns, denn es kam zu einer kleinen Sektor-Rotation. Viele Big-Tech-Aktien und Bluechips haben im Schlepptau der Nasdaq, die vom Hoch knapp 10 % korrigierte, deutlich nachgegeben. Sogar der zuletzt dauerhafte Highflyer Nvidia befindet sich mittlerweile offiziell im Bärenmarkt. Immerhin konnten diejenigen profitieren, die unserem Short-Szenario von letzter Woche gefolgt sind.
Und wie geht’s jetzt weiter? Die nächste Woche wird sich zeigen, ob es das mit dem kurzen Dip bereits gewesen ist, oder ob wir uns auf eine längere Korrektur einstellen müssen. An vielen Aktien ist jedenfalls noch einiges an Fleisch dran. Allerdings konnten die Nasdaq und auch der breite Markt am vergangenen Freitag bereits deutliche Erholungstendenzen zeigen. In einzelnen Aktien ergeben sich auf den aktuellen Niveaus daher spannende Rebound-Szenarien.
Applied Materials im Sog des Chipsektors
Applied Materials stellt Fertigungsanlagen für die Halbleiterindustrie her und ist damit auch einer der großen Profiteure des Booms im Sektor gewesen. Die Anlagen des Unternehmens werden unter anderem dazu benötigt, sehr dünne Schichten herzustellen. Mit diesen Maschinen werden dann Chips für Solarzellen, Schaltkreise und organische Leuchtdioden (OLED) hergestellt.
Die Aktie von Applied Materials hat ähnlich wie andere Werte im Chipsektor deutlich korrigiert und befindet sich nun im Bärenmarkt. Die Aktie hat vom Hoch über 20 % verloren und nähert sich der 200-Tagelinie und einem Unterstützungsbereich. Könnte von hier aus ein Rebound eingeleitet werden?
Die Bäume wachsen nicht in den Himmel
Applied Materials ist ein gutes Beispiel dafür, dass im Chipsektor vom Markt einfach zu viel Fantasie eingepreist wurde. Am 16. Mai legte das Unternehmen seine Zahlen zum 2. Quartal 2024 vor. Zusammengefasst kann man sagen, dass es im Vergleich zum Vorjahr quasi kein Wachstum gab:
- Der Umsatz lag mit 6,65 Milliarden USD auf Vorjahresniveau
- Die operative Marge nach GAAP lag mit 28,8 % auf Vorjahresniveau und die operative Non-GAAP-Marge lag mit 29 % 0,1 Punkt unter dem Vorjahr
- Der Gewinn je Aktie lag nach GAAP bei 2,06 USD und nach Non-GAAP bei 2,09 USD. Dies entspricht einem Anstieg von 11 % bzw. 5 % im Vergleich zum Vorjahr
Bei der Umsatzentwicklung und beim Nettoergebnis der letzten Jahre ist erkennbar, dass Applied Materials in den Jahren 2021-2023 deutlich zulegen konnte. Während der Umsatz im aktuellen Jahr überwiegend auf Vorjahresniveau liegt, konnte das Ergebnis noch leicht gesteigert werden. Bei den massiven Wachstumsraten, die Branchenprimus Nvidia vorlegt, kann Applied Materials allerdings nicht mithalten.
Kursentwicklung und Trading-Szenario
Das rückläufige operative Wachstum wird, in Kombination mit der allgemeinen Sektorkorrektur, aktuell vom Markt eingepreist. Die Aktie hat mittlerweile vom Allzeithoch von Mitte Juli in kürzester Zeit über 20 % verloren und nähert sich einer Unterstützungszone zwischen 186,60 und 193 USD. Bei 194,40 USD verläuft zudem aktuell die 200-Tagelinie.
Sollte die Aktie diesen Bereich in den nächsten Handelstagen erreichen und dort mit einer entsprechend positiven Kerzenreaktion reagieren, könnte man einen Rebound-Trade etablieren. Der Stop sollte in jedem Fall im Bereich 185 USD gewählt werden. Im aktuellen Marktumfeld sollte man die Trades nicht zu lange gegen sich laufen lassen.
In einem wieder besseren Marktumfeld könnte die Aktie mittelfristig möglicherweise wieder bis zur 50-Tagelinie und einem Widerstandsbereich knapp unter 230 USD laufen.
Etwaige Long-Trades könnten auch mit einem K.O.-Zertifikat der HSBC, WKN: HG9W90 (aktuell 2,94er-Hebel) umgesetzt werden.
Micron Technology – der nächste Chip-Rebound?
Micron Technologies ist der fünftgrößte Chiphersteller der Welt. Das Unternehmen hat sich auf die Computerindustrie spezialisiert und stellt neben Chips für Computer und Laptops auch Speicherchips her.
Die Aktie hat von ihren Höchstkursen deutlich nachgegeben. In der Spitze verlor die Aktie rund 32 % vom Hoch. Ist diese Korrektur berechtigt, oder gibt es einen Rebound?
Operative Berg- und Talfahrt
Die operativen Ergebnisse von Micron gleichen in den letzten Jahren einer Achterbahnfahrt im Europa-Park.
Die Umsätze konnten nahezu in keinem der letzten Jahre konstant gesteigert werden und waren sehr häufig auch deutlich rückläufig. Von 2022 ging der Umsatz von zuvor 30,76 Milliarden USD um knapp 50 % auf 15,54 Milliarden USD zurück. Im aktuellen Geschäftsjahr wird wieder ein Anstieg auf 25 Milliarden USD erwartet.
Wem bei den Umsätzen schon schwindelig wurde, der wird bei der Entwicklung der Nettoergebnisse zur Tüte greifen müssen. Nach unfassbaren 14,13 Milliarden USD im Jahr 2018 und einer damit einhergehenden Nettomarge von knapp 50 %, ging das Nettoergebnis in einer wilden Berg- und Talfahrt bis ins Jahr 2023 auf -5,83 Milliarden USD zurück. Für das aktuelle Jahr wird womöglich wieder ein leicht positives Ergebnis gemeldet werden können.
Wie viele Chipkonzerne sieht sich auch Micron in einer guten Position, um von der wachsenden Halbleiternachfrage in Zusammenhang mit der KI-Revolution profitieren zu können. Im Rahmen der Q3 2024 Pressemitteilung äußerte sich das Unternehmen wie folgt zu den Aussichten.
Beachtlicher Umsatzrekord im Jahr 2025
Die starke KI-Nachfrage und deren Umsetzung ermöglichten es Micron, ein sequentielles Umsatzwachstum von 17 % zu erzielen und damit unseren Prognosebereich im dritten Quartal des Geschäftsjahres zu übertreffen (…). Wir freuen uns über die wachsenden KI-getriebenen Möglichkeiten, die vor uns liegen, und sind gut aufgestellt, um im Geschäftsjahr 2025 einen beachtlichen Umsatzrekord zu erzielen. Sanjay Mehrotra, Präsident und CEO von Micron Technology
Kursentwicklung und Trading-Szenario
Der Markt hat diese positiven Aussichten und Aussagen des Managements zuletzt eingepreist und die Aktie auf eine beachtliche Rallye bis auf über 150 USD geschickt, die allerdings schon vor Bekanntgabe der letzten Quartalszahlen Ende Juni deutlich korrigiert wurde.
Die Unterstützungszone zwischen 106 und 109 USD hat zuletzt gehalten und die Aktie hat hier entsprechend deutlich reagiert, sodass es aktuell danach aussieht, als würde die Zone halten.
Über 111 USD würde die Aktie den Trend auf Stundenbasis brechen und könnte so den Rebound einleiten. Der Stop für potenzielle Trades sollte unter 105 USD gelegt werden. Das erste Ziel läge am Beginn des Gaps vom 16. auf den 17. Juli bei 123 USD. Dieser Bereich stellt auch eine Widerstandszone dar.
Der Trade könnte auch mit einem K.O.-Zertifikat der DZ-Bank, WKN: DJ5Z8P (2,68er-Hebel) umgesetzt werden.
Intel Corp. – Leben totgesagte wirklich länger?
Intel ist ein Produzent von Prozessoren für die PC-Industrie und stellt außerdem Microchips für verschiedene Anwendungsbereiche her. Eine detaillierte Unternehmensanalyse zum Unternehmen findet ihr über diesen Link.
Die Intel-Aktie ist wohl eine der am meist diskutierten Aktien der letzten Monate, zumindest wenn es um die Eigenschaft des Unternehmens geht, immer wieder bei der Entwicklung seiner neuesten Chipgeneration zu versagen.
Das Management hat mittlerweile reagiert und versucht, durch erhebliche Investitionen auch als Auftragsfertiger für andere Chip-Konzerne tätig zu werden (Foundry). Bis sich hier die Investitionen auszahlen, vergehen wohl aber noch einige Quartale, wenn die Rechnung des Unternehmens überhaupt aufgeht.
Dementsprechend hat sich auch der Aktienkurs katastrophal entwickelt und auch im Rahmen der allgemeinen Halbleiterstärke der letzten Monate immer noch nicht wieder erholt. Die Aktie hat allerdings einen Boden im Bereich der Hochs von Ende 2022/Anfang 2023 gebildet, der aktuell noch hält.
Operativ zuletzt mit leichter Steigerung
in Mrd. USD (gerundet) |
Q3 22 | Q4 22 | Q1 23 | Q2 23 | Q3 23 | Q4 23 | Q1 24 |
Umsatz | 15,3 | 14 | 11,7 | 12,9 | 14,1 | 15,4 | 12,7 |
Bruttogewinn | 6,5 | 5,5 | 4 | 4,6 | 6 | 7 | 5,2 |
Nettoeinkünfte | 1 | -0,66 | -2,8 | 1,5 | 0,3 | 2,7 | -0,38 |
Der Verfall der Intel-Aktie korreliert sichtbar mit den operativen Ergebnissen. Es ist aber auch eine gewisse Saisonalität zu erkennen. Zuletzt (Q4 2023 und Q1 2024) konnten die Umsätze im Jahresvergleich im hohen einstelligen Prozentbereich gesteigert werden. Das zweite Halbjahr ist in der Regel stärker als die ersten sechs Monate des Jahres.
Der Bruttogewinn legte im gleichen Zeitraum jeweils knapp 30 % zu. Das Nettoeinkommen schwankte sehr stark, was auch mit den erheblichen Investitionsausgaben von Intel in Zusammenhang steht.
Kursentwicklung und Trading-Szenario
Nachdem die Intel-Aktie Ende 2022 / Anfang 2023 ihre Tiefs aus dem Jahr 2015 bei rund 25 USD mehrfach getestet hat, konnte sich die Aktie zwischenzeitlich wieder um über 100 % auf über 50 USD erholen.
Von hier aus ging es allerdings zuletzt wieder auf etwa 30 USD bergab. Hier befindet sich ein markanter Unterstützungsbereich, der allerdings mittlerweile schon mehrfach von oben getestet wurde. Ein Ausbruch über 37,50 USD ist zuletzt misslungen.
Durch den erneuten Test des Unterstützungsbereichs könnte die Aktie zwar erneut zum Rebound ansetzen, allerdings hat sich im Bereich von 32,30 bis 32,90 USD ein neuer Widerstand gebildet, den die Aktie zunächst überwinden müsste. Sollte hier der Ausbruch gelingen, könnte man den Ausbruch oder aber einen Re-Test des Widerstandsbereichs auf der Long-Seite handeln. Die Aktie könnte in diesem Falle wieder den nächsten Widerstandsbereich bei 37,50 USD anlaufen. Der Stop sollte eng unter der Zone bei etwa 32 USD gewählt werden.
Etwaige Long-Trades ließen sich auch mit einem K.O.-Zertifikat der HSBC, WKN: HG4P3R (aktuell 2,72er Hebel) umsetzen.
Fazit
Alle drei genannten Aktien befinden sich an spannenden charttechnischen Marken oder befindet sich kurz davor.
Fundamental macht Applied Materials wohl noch den besten Eindruck. Hier befindet sich die Aktie aber noch etwas über dem vorgestellten Rebound-Szenario.
Bei Intel besteht nach dem erneuten Rücklauf auch eine hinreichende Wahrscheinlichkeit, dass die Zone nach Süden verlassen werden könnte. Der operative Turnaround ist nach wie vor fraglich und es ist noch nicht klar, ob sich die Investitionen des Managements im Foundry-Segment auszahlen.
Trotz der immer wieder gemischten Zahlen bei Micron besteht hier wohl aktuell am ehesten Handlungsbedarf. Mittelfristig wird es aber darauf angekommen, dass das Unternehmen auch bei den nächsten Quartalszahlen am 26. September liefert, denn ansonsten war die Rallye der Aktie zuletzt wohl deutlich übertrieben und wurde zurecht korrigiert.
Macht euch einfach euer eigenes Bild von den Aktien und packt sie euch auf die Watchlist für den Handelsstart der kommenden Woche.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.