Analyse
09:44 Uhr, 02.12.2015

RWE - nach der Aufspaltungsankündigung kaufen?

Fast genau ein Jahr, nachdem der Energiekonzern E.ON seine Aufspaltung bekannt gab, folgte gestern RWE. Die Aktie sprang fast 15% nach oben. Der lang ersehnte Befreiungsschlag?

Erwähnte Instrumente

  • RWE AG
    ISIN: DE0007037129Kopiert
    Kursstand: 12,710 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • E.ON SE
    ISIN: DE000ENAG999Kopiert
    Kursstand: 9,156 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • RWE AG - WKN: 703712 - ISIN: DE0007037129 - Kurs: 12,710 € (XETRA)
  • E.ON SE - WKN: ENAG99 - ISIN: DE000ENAG999 - Kurs: 9,156 € (XETRA)

Fundamental sind die Versorger inzwischen attraktiv bewertet, obwohl nach wie vor ein politisches Risiko besteht. Der Abverkauf über die Sommermonate wurde vor allem durch eine Sorge getrieben: die Rückstellungen für den Rückbau der Atomkraftwerke und die Endlagerung könnten nicht ausreichen. Inzwischen sieht man das etwas gelassener, denn selbst wenn die Rückstellung verdoppelt werden müssten, wäre RWE noch immer ein Kauf.

Der Markt sieht die Versorger ungebrochen negativ. E.ON versuchte vor einem Jahr den Befreiungsschlag, indem es eine Aufspaltung ankündigte. Die konventionelle Energieerzeugung (Kohle, Gas) sowie die Atomenergiesparte sollten in einer Gesellschaft zusammengefasst werden. Aktionäre feierten das mit einem kurzfristigen Kursfeuerwerk. Gebracht hat es langfristig wenig. Die Aktie steht heute 40% unter dem Kurs kurz vor der Ankündigung.

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Die Aufspaltung des Konzerns bringt vermutlich auch nicht besonders viel. Eine Abspaltung des konventionellen Geschäfts hätte nur Sinn gemacht, wenn der übrige Teil des Konzerns nicht für die Verbindlichkeiten aus dem Rückbau der AKW und der Lagerung des Atommülls hätte haften müssen. Dieser Plan wurde schnell durchschaut. Inzwischen ist klar: kein Unternehmensteil kann sich der Verantwortung entziehen. Das Atomproblem bleibt bei E.ON.

RWE hat vermutlich aus E.ONs Fehlern gelernt. RWE spaltet sich nicht im klassischen Sinn auf. Das erneuerbare Energiegeschäft sowie die Sparten Netze und Vertrieb werden gebündelt. 10% dieser Sparten werden an die Börse gebracht. 90% bleiben unter dem Dach von RWE, ähnlich einer Holding Struktur.

RWE bleibt durch diesen Schritt ein integrierter Energiekonzern über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Was bringt es RWE aber diesen Schritt zu machen, wenn sich de facto kaum etwas ändert?

RWE bemängelte zuletzt, dass der Konzern nicht an Geld kommt, welches für Investitionen und Wachstum gebraucht wird. Die Aufspaltung in zwei Teile und die Platzierung von Anteilen der Untergesellschaft machen es viel einfacher für den zukunftsträchtigen Teil des Konzern an Geld zu kommen. RWE befreit sich dadurch nicht von den Problemen der Energiewende, aber das Unternehmen kann sich aus einem Finanzierungsengpass befreien.

Wie bei E.ON ändert sich die Vermögenssituation des Konzerns durch die Aufspaltung nicht. Die neue Gesellschaft wird ebenfalls die Atomprobleme nicht los. Immerhin - so die Hoffnung - wird RWE die Finanzierungsprobleme los.

Da sich durch RWEs Schritt grundsätzlich wenig ändert, ist nicht davon auszugehen, dass sich der heutige Kurssprung hält und die Aktie in den kommenden Tagen in neue Sphären katapultiert. RWE bleibt für mich grundsätzlich ein Kauf - mit oder ohne Aufspaltung. Jetzt muss nur noch der richtige Einstiegszeitpunkt für ein langfristiges Engagement gefunden werden.

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1 Kommentar

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  • Chris1111
    Chris1111

    Vielen Dank Herr Schmale für diese sachliche Einschätzung, die ich sehr plausibel finde.

    09:57 Uhr, 02.12.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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