Russland hebt Leitzins auf 17% an - Wirkung verpufft
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
- EUR/RUB - WKN: 145834 - ISIN: EU0001458346 - Kurs: 82,2989 р. (FOREX)
Mit einer überraschenden Leitzinserhöhung versucht die russische Zentralbank, die immer weitere Abwertung des Rubels aufzuhalten. In der vergangenen Nacht kündigte die Notenbank an, dass der Leitzins von 10,5 % auf 17 % angehoben wird. Zuvor war der Rubel auf immer neue Allzeittiefs gegenüber Dollar und Euro gefallen.
Der unerwartete Zinsschritt hatte zunächst auch den gewünschten Effekt: Der russische Rubel konnte sich am Dienstag im frühen Handel um knapp 10 % gegenüber dem Euro erholen. EUR/RUB sank entsprechend bis auf 72,65. Doch dann verpuffte die Wirkung. Inzwischen steht das Währungspaar wieder über dem Vortagesniveau und der Euro hat wieder ein neues Allzeithoch gegenüber dem Rubel markiert.
Der Versuch, die Abwertung einer Landeswährung durch drastische Zinserhöhungen aufzuhalten, ist eine Standardherangehensweise von Notenbanken. Auch Russland hat damit bereits jede Menge Erfahrungen. Schon während der Russland-Krise im Jahr 1998, die zu einem Staatsbankrott des Landes führte, versuchte die Notenbank durch hohe Leitzinsen eine Abwertung des Rubels zu verhindern. Zeitweise lag der Leitzins damals bei über 100 %.
Eine weitere Möglichkeit, den Verfall der eigenen Währung zu verhindern, sind Stützungskäufe. Dabei nutzt eine Notenbank ihre Devisenreserven, um die eigene Währung aufzukaufen. Solche Stützungskäufe kann eine Notenbank allerdings nicht in beliebigem Volumen durchführen. Sind die Devisenreserven aufgebraucht, müssen auch die Stützungskäufe eingestellt werden.
Die russische Zentralbank verfügt über sehr hohe Devisenreserven. Trotzdem konnten die Stützungskäufe, die sich in diesem Jahr bereits auf 80 Milliarden Dollar summieren, die Rubel-Abwertung nicht aufhalten. Wenn auch Interventionen der Notenbank nicht mehr wirken, kann das meist als schlechtes Zeichen für die jeweilige Währung interpretiert werden.
Russland steht aus fundamentaler Sicht vor großen Herausforderungen. Zum einen leidet die russische Wirtschaft unter den Sanktionen des Westens infolge der Ukraine-Krise, zum anderen unter dem Ölpreisverfall. Rund die Hälfte des russischen Staatshaushalts wird durch Steuern auf die Öl- und Gasverkäufe finanziert. Die Krise lässt sich also nicht so einfach durch geldpolitische Schritte der Notenbank überwinden.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch finanzstarke Spekulanten zur Rubel-Abwertung beitragen. Normalerweise gilt an den Finanzmärkten die Weisheit, dass man sich nie gegen die Geldpolitik einer Notenbank stellen sollte. Wenn allerdings eine Notenbank ihre Effektivität verloren hat und Hedgefonds oder andere Spekulanten am längeren Hebel sitzen, dürfte es sich auch für kleinere Spekulanten lohnen, der Spur des großen Geldes zu folgen. Dass zeigen zum Beispiel die Spekulationen von George Soros gegen das britische Pfund im Jahr 1992, als die Bank of England sich letztlich ebenfalls geschlagen geben musste und eine deutliche Abwertung des Pfunds nicht verhindern konnte.
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Die USA verhängen wegen der Ukraine-Krise neue Sanktionen gegen Russland.
Präsident Barack Obama werde einen bereits vom Kongress gebilligten Gesetzesentwurf über neue Strafmaßnahmen trotz Bedenken unterschreiben, erklärte das Weiße Haus.
Ist doch super für Russland. Der Ölpreisverfall trifft den Staatshaushalt überhaupt nicht :D