Russland erwartet nachhaltig positive Effekte von der Fußball-WM - Experten skeptisch
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Moskau (Godmode-Trader.de) - Russland erwartet von der Fußball-Weltmeisterschaft langfristig einen positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum. Die Investitionen in den Vorbereitungsjahren seit 2013 hätten bereits ein Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen, sagte der Vorsitzende des Organisationskomitees, Vizeministerpräsident Arkadi Dworkowitsch am Mittwoch in Moskau. Ohne WM wäre die Wirtschaftsleistung in den Krisenjahren noch stärker zurückgegangen.
Dworkowitsch stellte eine Studie zu den erwarteten wirtschaftlichen Auswirkungen des Großereignisses vor. Danach rechnet Moskau, dass der Nach-WM-Tourismus in den kommenden fünf Jahren je 150 bis 210 Mrd. Rubel Zusatzeinnahmen einbringt. Umgerechnet wären dies zwei bis drei Milliarden Euro im Jahr. Dworkowitsch betonte, es sei viel in dauerhaft nutzbare Infrastruktur wie Flughäfen, Straßen, Hotels oder Krankenhäuser investiert worden. Er nannte die WM „den Traum einer ganzen Generation in unserem Land“. Offiziell liegen die Kosten der WM bei mehr als zehn Milliarden Euro.
Ganz so optimistisch zeigen sich Experten nicht: „Wenn die Wirtschaft nicht insgesamt stärker geöffnet wird, wird auch die neue Infrastruktur nicht genutzt werden", sagte Chefökonomin Natalia Orlowa von der Alfa Bank der Zeitung „Wedomosti“. Russlands Image als Reiseland sei nicht gut genug, um nach der WM viele Touristen anzuziehen, meint auch Wladimir Tichomirow von der Finanzgruppe BCS.
Nach einer Schrumpfung 2015 und 2016 hat Russland erst 2017 wieder leichtes Wachstum verzeichnet. Die Wirtschaft wuchs im Januar um rund 2 Prozent und damit wieder etwas stärker als im vierten Quartal 2017.
Anfang April verhängten die USA neue Sanktionen gegen russische Unternehmen und Einzelpersonen. Begründet wurde dies mit einem „wachsenden Muster bösartiger Aktivitäten Russlands in der Welt". Sie verbieten US- Bürgern und Unternehmen den Handel mit oder den Besitz von Aktien und Anleihen bestimmter russischer Unternehmen und frieren bestimmte russische Vermögenswerte in den USA ein. Eine ganze Reihe russischer Geschäftsleute und Firmen, denen enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden, wurden auf eine schwarze Liste gesetzt, darunter auch einige der reichsten Oligarchen.
Die deutsche Wirtschaft in Russland ist nun besorgt, durch die US-Sanktionen gegen russische Firmen in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel sich bei ihrem Besuch in Washington am Freitag dafür einzusetzen, „dass deutsche Firmen und Firmenvertreter von amerikanischer Seite nicht wegen ihrer Russlandgeschäfte belangt werden“. Für die deutschen Firmen sollten Ausnahmen und Erleichterungen von den Sanktionen durchgesetzt werden, sonst drohten hohe Verluste im Russland-Geschäft, hieß es in einer Mitteilung der AHK.
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