Rohstoffe: Krisen in Libyen und Elfenbeinküste bleiben ungelöst
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Energie: Der Ölpreis hat seit gestern weiter nachgegeben. Brent notiert am Morgen bei 112 USD je Barrel. WTI wird bei 104 USD je Barrel gehandelt. Die Finanzanleger nehmen Gewinne mit, nachdem Brent Anfang der Woche an der Marke von 120 USD gescheitert ist. Trotz anhaltender Kämpfe in Libyen, die eine baldige Normalisierung der libyschen Ölproduktion unwahrscheinlich machen, sind die Sorgen vor Angebotsverknappungen zudem etwas zurückgegangen. In der OPEC wird über eine Ausweitung der Fördermenge diskutiert. Laut dem kuwaitischen Ölminister würden derzeit Konsultationen darüber stattfinden. Der größte OPEC-Produzent Saudi-Arabien hat seine Tagesproduktion bereits um mehr als eine Mio. Barrel ausgeweitet, was dem Angebotsausfall Libyens entsprechen würde. Der saudi-arabische Ölminister hat zudem betont, dass sein Land über freie Kapazitäten von 3,5 Mio. Barrel pro Tag verfügen würde, was angesichts der bereits erfolgten Produktionsausweitung etwas zu hoch erscheint. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass der Preisanstieg bei Rohöl nicht auf eine tatsächliche Angebotsverknappung, sondern auf Angst vor einer Ausbreitung der Unruhen auf andere Ölförderländer zurückzuführen war. Sollte ein weiteres Land in der Größe Libyens ausfallen, dürften die freien Kapazitäten Saudi-Arabiens auf ein kritisches Niveau von weniger als zwei Mio. Barrel pro Tag absinken. Dieses Risiko besteht weiterhin, weshalb der Preis gut unterstützt bleibt. Das API berichtet einen Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3,8 Mio. Barrel. Die Lagerbestände in Cushing stiegen auf ein Rekordwert von 40,3 Mio. Barrel. Die jüngste Spreadeinengung zwischen Brent und WTI war somit vor allem auf Positionsglattstellungen der Finanzanleger zurückzuführen. Das DOE veröffentlicht seine Lagerdaten am Nachmittag.
Edelmetalle: Der Goldpreis gibt heute Morgen moderat auf 1.425 USD je Feinunze nach. Fallende Ölpreise und freundliche Aktienmärkte rund um den Globus bremsen die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen. Allerdings sollte dies nur vorübergehender Natur sein. Insbesondere die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern scheint wieder in den Fokus der Marktteilnehmer zu rücken. So hat die Ratingagentur S&P beispielsweise verlautbaren lassen, dass weitere Herabstufungen des Kreditratings von Ländern in der Eurozone möglich seien. Bereits vorgestern hatte Moody?s das Kreditrating Griechenlands nochmals deutlich gesenkt. Zudem kommen verstärkt Zweifel am neuen Banken-Stresstest auf. Eine baldige überzeugende und umfassende Lösung der Schuldenkrise ist daher nicht zu erwarten, so dass die Unsicherheit hoch bleiben dürfte. Ebenfalls unterstützend für die Goldnachfrage und damit den -preis dürften wiederkehrende Rufe nach einer Diversifizierung der chinesischen Währungsreserven sein. Ein Berater der chinesischen Regierung hat empfohlen, dass China Gold kaufen soll, um damit Abwertungsrisiken ausländischer Währungen abzusichern. Das Land solle daher seine Goldreserven ausbauen und jede Chance nutzen, Gold zu kaufen, insbesondere wenn der Preis fällt.
Industriemetalle: Vorläufigen Daten des International Stainless Steel Forum (ISSF) zufolge ist die globale Edelstahlproduktion im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 25% auf einen Rekordwert von 30,7 Mio. Tonnen gestiegen. Der starke Anstieg wird vom ISSF auf die Erholung der Wirtschaft, eine hohe Endnachfrage und auf das Wiederauffüllen der Lagerbestände bei Zwischenhändlern und Weiterverarbeitern zurückgeführt. China blieb mit einem Marktanteil von fast 37% der mit Abstand führende Produzent, der asiatische Raum insgesamt stand für 2/3 der weltweiten Edelstahlherstellung. Für das laufende Jahr geht das ISSF aufgrund einer anhaltend hohen Endnachfrage von einem weiteren Anstieg der Edelstahlproduktion aus. Allerdings warnt es auch, dass dieser durch hohe Rohmaterial- und Energiepreise gebremst werden könnte. Insbesondere Nickel dürfte zunächst jedoch von der hohen Edelstahlproduktion profitieren, da das Metall zu rund 70% in der Edelstahlindustrie verwendet wird. Deutliche Preisanstiege von Nickel erwarten wir aber nicht, da sich die fundamentale Situation am Nickelmarkt eintrübt. In den nächsten zwei Jahren kommt viel neue Produktion auf den Markt. Zudem sollten viele positive Nachrichten bereits eingepreist sein.
Nach Nippon Steel erwägt nun auch der zweitgrößte japanische Stahlproduzent, JFE Steel, seine Preise deutlich zu erhöhen. Die Exportpreise für das zweite Quartal sollen um bis zu 300 USD je Tonne bzw. rund 30% angehoben werden.
Agrarrohstoffe: Die politische Situation im weltgrößten Kakaoproduzentenland Elfenbeinküste spitzt sich weiter zu. Der abgewählte Präsident des Landes, Gbagbo, hat Anfang der Woche zumindest verbal die absolute Kontrolle über die Ankäufe und Exporte an Kakaobohnen an sich gezogen, um damit das von seinem Rivalen Ouattara verhängte Exportverbot zu umgehen. Gbagbo hatte auch bisher noch die weitgehende Kontrolle über den Sektor und greift nun mit der Quasi-Verstaatlichung des Sektors zu einem schärferen Mittel. Doch selbst wenn Gbagbo damit den Exportbann de facto aufheben möchte, wird er auf der Abnehmerseite auf Ablehnung stoßen, weshalb der Kakaopreis auf die Nachricht kaum reagiert hat. Denn die seit Januar bestehenden Sanktionen der EU und der USA, die Geschäfte mit Gbagbo und seinen Verbündeten verbieten, bleiben in Kraft. Leidtragende des eskalierenden Konflikts sind die Kakaobauern, die ihre Kakaobohnen schwer absetzen können. Nicht wenige geraten deshalb in Liquiditätsschwierigkeiten, die ihnen die Pflege ihrer Bäume und Neuanpflanzungen erschweren. Aus den Nachbarländern wird allerdings ein ungewöhnlich hohes Angebot an Kakaobohnen gemeldet. Ein Teil davon dürfte aus geschmuggelten Bohnen aus der Elfenbeinküste bestehen. So meldet etwa der zweitgrößte Produzent Ghana ein Plus bei den Anlieferungen von fast 40% gegenüber dem Vorjahr seit Beginn der Haupternte im Oktober.
Quelle: Commerzbank
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