Werbung
Kommentar
08:32 Uhr, 30.10.2025

Rohstoffe: Gewinnmitnahmen nach Allzeithochs

Die Rallye der Edelmetalle setzte sich in der ersten Oktoberhälfte weiter fort. Auf neue Rekorde folgte dann aber die Korrektur. Ist der Höhenflug damit beendet?

Erwähnte Instrumente

30. Oktober 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Edelmetalle waren auch im Oktober das klar beherrschende Thema an den Rohstoffmärkten. Zunächst stiegen Gold und Silber auf neue Rekordhöhen, bevor es in der zweiten Monatshälfte zu Gewinnmitnahmen kam. Der Goldpreis kletterte im Hoch auf 4.381 US-Dollar je Feinunze, aktuell sind es nur noch 3.974 Dollar. Silber markierte sein neues Allzeithoch bei 54,47 Dollar und notiert jetzt bei 47,78 Dollar.

Die Zuflüsse in physisch besicherte Gold- und Silber-ETCs sind in diesem Umfeld unter dem Strich erneut deutlich gestiegen, wie Zahlen von WisdomTree belegen. „Edelmetalle dominierten auch in den vergangenen Wochen die Rohstoffströme“, erklärt Mobeen Tahir. „Die Diversifizierung der Zentralbanken weg vom US-Dollar und die Rückkehr positiver Zuflüsse in börsengehandelte Produkte verstärkten ein robustes, aber maßvolles Investitionsumfeld.“

Veränderte Einflussfaktoren für den Goldpreis

Thu Lan Nguyen von der Commerzbank merkt an, dass sich die ausschlaggebenden Treiber für die Goldpreisentwicklung in den vergangenen Jahren geändert haben. Während sich diese in der Vergangenheit recht gut anhand der prognostizierten US-Realrendite erklären ließ, treibe mittlerweile vor allem die Nachfrage nach einem sicheren Hafen aufgrund wirtschaftlicher und geopolitischer Sorgen den Goldpreis an.

Die Rohstoffanalystin spricht gleichzeitig eine Warnung aus: Die Tatsache, dass Gold nicht unter staatlicher oder zentralbanklicher Kontrolle fällt und somit auch keinem Ausfallrisiko untersteht, bedeute nicht, dass Gold damit vollkommen risikofrei sei. „Im Falle eines Absturzes gäbe es so auch keine staatliche Instanz, die einspringen würde, um den Preis zu stabilisieren“. Dies sei vor allem deshalb zu bedenken, da die Goldrallye ihrer Ansicht nach zunehmend als übertrieben erachtet werden kann. Mit Blick auf die anhaltende Unsicherheit rund um die US-Politik sowie das (noch) nicht absehbare Ende des Ukraine-Krieges geht die Expertin dennoch nicht davon aus, dass sich die aktuelle Korrektur noch lange fortsetzt.

Charttechnische Unterstützungen in Reichweite

Ausgelöst wurden die jüngsten Abschläge durch Nachrichten über ein näher rückendes Handelsabkommen zwischen den USA und China. Begleitet wurde der Preisrückgang von zuletzt kräftigen Abflüssen aus den Gold-ETCs. Die große Frage ist nun, ob es sich dabei um eine nachhaltige Trendwende handelt oder die Rallye in Kürze wieder aufgenommen wird. Die Strategen von Wellenreiter Invest betonen in einer aktuellen Analyse, dass die 50-Tage-Linien eine wichtige charttechnische Unterstützung bilden. Bei Gold verläuft dieser gleitende Durchschnitt aktuell bei rund 3.820 Dollar, bei Silber sind es 44,60 Dollar.

Als wichtigen Indikator bezeichnen die Redakteure den Philadelphia Gold and Silver Index („XAU“), der die Entwicklung von Aktien internationaler Gold- und Silberproduzenten abbildet. Der hat seinen 50-Tage-Durchschnitt bereits erreicht. „Der Index wird den Marktteilnehmern zeigen, inwieweit Kraft für eine Wiederaufnahme des Anstiegs bei den Edelmetallen vorhanden ist. Üblicherweise sollte es zunächst wieder nach oben gehen“.

Gold und Silber werden gekauft – auch mit Hebel

Im ETC-Handel der Börse Frankfurt dreht sich ebenfalls alles um Edelmetalle. „Wir haben im Oktober zum größten Teil Käufe gesehen. In den vergangenen Tagen gab es aber auch wieder einige Verkäufe infolge von Rücksetzern bei den Rohstoffkursen“, erklärt Ivo Orlemann von der ICF Bank. Gesucht sind vor allem der Invesco Physical Gold (<IE00B579F325>), der WisdomTree Core Physical Gold (<JE00BN2CJ301>) und der WisdomTree Physical Silver (<JE00B1VS3333>). Viele Anlegerinnen und Anleger greifen auch zu gehebelten Produkten wie dem WisdomTree Gold 3x Daily Leveraged (<IE00B8HGT870>)

Ivo Orlemann

Weitere Hebelpapiere bieten die Emittenten strukturierter Wertpapiere an. David Hartmann von Vontobel berichtet hier ebenfalls von einem großen Interesse an Gold- und Silber-Scheinen. Dabei überwiegen eindeutig die Long-Produkte, die mehrheitlich gekauft werden. Die am meisten gehandelten Produkte der Emittentin sind zwei relativ stark gehebelte Open-End Turbo-Optionsscheine auf Gold (<DE000VH4SN47> und <DE000VH38Y12>) sowie ein klassischer Call auf Silber (<DE000VH4Q8J7>).

Von Thomas Koch, 30. Oktober 2025 © Deutsche Börse AG

Über den Autor

Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
Feedback und Fragen an redaktion@deutsche-boerse.com