Kommentar
14:15 Uhr, 04.12.2025

Rohstoffe: „Silber außer Rand und Band“

Mit einer Preisverdopplung in diesem Jahr und neuen Rekorden hängt Silber sogar „den großen Bruder“ Gold ab. Der kann aber auch mit einem Plus von 60 Prozent aufwarten. Der Kupferpreis ist ebenfalls auf ein neues Allzeithoch gestiegen.

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4. Dezember 2025. FRANKFURT (Deutsche Börse). Nicht nur Gold glänzt in diesem Jahr, der Silberpreis ist sogar noch stärker gestiegen. Die Notierung erreichte am gestrigen Mittwoch einen neuen Rekordstand von fast 59 US-Dollar die Tonne. Seit Jahresanfang hat sich der Preis damit verdoppelt. „Silber gerät außer Rand und Band“, kommentiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank.

Gold wird am Donnerstagmorgen zu 4.188 US-Dollar die Feinunze gehandelt – ein Anstieg um 60 Prozent seit Jahresanfang, aber ein ganzes Stück unter dem Allzeithoch von 4.380 US-Dollar aus dem Oktober. Ein Grund für die Edelmetall-Hausse: die hohe Wahrscheinlichkeit einer US-Leitzinssenkung kommende Woche. Die würde die zinslosen Edelmetalle im Vergleich attraktiver machen. Im Fall von Silber kommen knappe Lagerbestände und hohe Zuflüsse in Silber-ETCs dazu.

Gold bei 4.900 US-Dollar?

Die LBBW geht davon aus, dass die Edelmetall-Hausse noch nicht vorbei ist. „Viele wichtige Argumente für Gold & Co. sind unverändert gültig“, erklärt Analyst Frank Schallenberger. „Die Zinsen in den USA werden weiter sinken, die Fragezeichen hinter der künftigen Unabhängigkeit der Fed und der Solidität des US-Dollars bleiben bestehen, und die US-Handelspolitik wird die Märkte wohl auch 2026 mit etlichen Überraschungen versorgen.“ Eine anhaltende Outperformance von Silber sei hingegen eher unwahrscheinlich. „Dagegen sprechen die schwache Weltkonjunktur und die Tatsache, dass Silber stark von der industriellen Nachfrage abhängt.“ Goldman Sachs erwartet für das kommende Jahr sogar einen Goldpreis von 4.900 US-Dollar – getrieben durch umfangreiche Goldkäufe durch Zentralbanken und Zinssenkungen der US-Notenbank.

Viel los im ETC-Handel

Im November haben sich die Zuflüsse in Edelmetall-ETCs fortgesetzt, allerdings in geringerem Umfang als in den Vormonaten, wie Mobeen Tahir vom Emittenten WisdomTree berichtet. Auch im Handel mit Edelmetall-ETCs ist laut Ivo Orlemann von der ICF Bank einiges los. Zuletzt besonders beliebt bei ICF-Kunden: der Invesco Physical Gold (IE00B579F325), der WisdomTree Physical Silver (JE00B1VS3333) und der WisdomTree Silver 3x Daily Leveraged (IE00B7XD2195). Der Letztere ist Orlemann zufolge wegen des starken Silberpreisanstiegs „geradezu explodiert“. Der Goldbestand von Xetra-Gold ist dieses Jahr wieder gestiegen und liegt aktuell bei 173,5 Tonnen nach 167 Tonnen Ende 2024. Ende 2023 waren es allerdings noch 199 Tonnen.

Auch Kupfer auf neuem Allzeithoch

Silber ist allerdings nicht der einzige Rekordkandidat. Der Kupferpreis erreichte diese Woche fast 11.500 US-Dollar – ein neues Allzeithoch. Hintergrund hier: Produktionsausfälle in wichtigen Förderländern. Auch Zink- und Aluminiumpreise stiegen, der Nickelpreis ging hingegen zurück.

Für Kupfer prognostiziert die Schweizer UBS für 2026 einen Anstieg auf 13.000 US-Dollar. Treiber seien Angebotsengpässe und die starke Nachfrage aus Zukunftstechnologien wie Rechenzentren, Elektroautos und Stromnetzen. In den vergangenen Wochen verzeichneten Industriemetall-ETCs unter der Strich Zuflüsse, wie WisdomTree meldet.

Gold- und Silberpreis-Tracker vorne

Im Rohstoff-ETC-Handel auf Xetra verzeichneten Gold- und Silber-ETCs in den vergangenen Wochen die höchsten Umsätze – mit Abstand. Ganz oben steht, wie üblich, Xetra-Gold (DE000A0S9GB0), viel um ging auch in Goldpreis-Trackern von iShares (IE00B4ND3602), Invesco (IE00B579F325), Amundi (<FR0013416716>) und Xtrackers (<DE000A1EK0G3>). Ebenfalls umsatzstark: Silberpreis-Tracker von WisdomTree (<JE00B1VS3333>), Xtrackers (<DE000A1E0HS6>) und Invesco (<IE00B43VDT70>).

Ölpreis seitwärts

Wenig Bewegung gab es zuletzt beim Öl. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte pendelt weiter zwischen 60 und 65 US-Dollar, am Donnerstagmorgen sind es 62,90 US-Dollar. „Die Hoffnungen auf ein Ende des Ukraine-Kriegs hatten die Ölpreise unter Druck gesetzt: Schließlich würden bei einer Waffenruhe die gegenseitigen Angriffe auf die Energieinfrastruktur eingestellt, und Sanktionen könnten aufgehoben werden“, bemerkt Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Aber so ganz schnell komme der Friedensplan dann doch nicht, entsprechend sei der Preis wieder zurückgegangen.

Die Hamburg Commercial Bank prognostiziert für 2026 ein Ölüberangebot. „Nach durchschnittlich 67 US-Dollar für Brent 2025 rechnen wir für 2026 mit einem kräftigen Rückgang auf etwa 60 US-Dollar“, erklärt Cyrus de la Rubia. Erst für 2027 erwartet er eine Erholung. Das scheinen viele ähnlich zu sehen: WisdomTree zufolge flossen aus Energie-ETC zuletzt Mittel ab.

Von Anna-Maria Borse, 4. Dezember 2025 © Deutsche Börse AG

Über die Autorin

Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.

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