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15:58 Uhr, 05.03.2020

Rohöl: Erholung vorerst unwahrscheinlich

Das Ölkartell OPEC will auf die wirtschaftlichen Folgen des neuen Coronavirus mit einer deutlichen Kürzung der Rohölförderung reagieren.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 50,75800 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London/ Frankfurt/Wien (Godmode-Trader.de) - Die Furcht vor einer konjunkturellen Abkühlung aufgrund des Coronavirus hat die Ölpreise zuletzt spürbar belastet. Mit einem Minus von 13,2 Prozent sank der Ölpreis vor allem im Februar. In der ersten März-Woche kam es zu zunächst zu einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau, aktuell aber tendiert die Notiz im Einklang mit den Aktienmärkten wieder schwächer. „Der Abwärtstrend ist als Indikator für die allgemeine globale Verunsicherungen und eine Abschwächung der Weltkonjunktur zu lesen“, kommentierte Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH. „Es bleibt abzuwarten, wie sich der Verbrauch und die Produktion von Öl entwickeln. Derzeit ist eher mit einem weiteren Absinken des Verbrauchs zu rechnen, weshalb die Preise in naher Zukunft niedrig bleiben dürften“, ist Siegel überzeugt

Das Ölkartell OPEC hatte bereits Mitte Februar wegen der Epidemie seine Prognose für weltweite Ölnachfrage zusammengestrichen und geht nun davon aus, dass der tägliche Ölbedarf 2020 lediglich um 0,48 Mio. Barrel steigen wird - im Dezember war das Ölkartell noch von einem Wachstum der Tagesnachfrage um 1,1 Mio. Barrel ausgegangen. Vor allem die Lage in China gab zu denken. Aktuell gib es zwar Anzeichen, dass dort die Nachfrage wieder zulegt, allerdings dürfte der Bedarf aufgrund der mittlerweile globalen Verbreitung des Virus in anderen Weltteilen abnehmen.

Vor diesem Hintergrund wurde am Markt mit Spannung erwartet, wie die OPEC auf die Epidemie reagiert. Die Organisation will ihr Treffen am heutigen Donnerstag und Freitag in Wien abhalten, aufgrund des Coronavirus wurde aber der Zugang für Journalisten eingeschränkt.

Die zuständigen Minister der 14 Mitgliedsstaaten machten am Donnerstag deutlich, dass sie eine Kürzung um 1,5 Mio. Barrel Öl pro Tag im zweiten Quartal erreichen wollen. Eine Mio. Barrel pro Tag sollen dabei die OPEC-Mitglieder einsparen, die fehlenden 500.000 Barrel die zehn Partner in der Allianz OPEC+ (also auch Russland). Ob die Partner zustimmen, ist freilich ungewiss. Am morgigen Freitag wird in der großen „OPEC+“-Runde, inkl. Russland, weiter verhandelt.

Viele Analysten waren der Ansicht, dass das Ölkartell und die mit ihm verbündeten Förderländer der OPEC+ um eine signifikante Kürzung nicht herumkommen, um den Preis zu stabilisieren. Der Gemeinsame Technische Ausschuss des Bündnisses OPEC+ hatte vorgeschlagen, die tägliche Förderung um 0,6 bis 1 Mio. Barrel zusätzlich zu drosseln.

Ob es morgen zu einem Durchbruch kommt, ist aber noch nicht abzusehen. Die Differenzen vor allem zwischen Saudi-Arabien, das einen Ölpreis von 60 Dollar/Barrel für einen ausgeglichenen Haushalt benötigt, und Russland sind offensichtlich. Moskau wollte dem Vernehmen nach lediglich die Drosselungen in der aktuellen Höhe bis Mitte des Jahres verlängern und lehnte zusätzliche Produktionseinschränkungen strikt ab.

Anfang Dezember 2019 hatten die 24 Länder eine Kürzung um insgesamt 2,1 Mio. Barrel im Vergleich zu Oktober 2018 beschlossen. Laufzeit bis Ende der zweiten Quartals. Die OPEC produziert derzeit rund 28,9 Mio. bpd, gemeinsam mit den zehn Kooperationspartnern sind es rund 45 Mio. Barrel täglich. Die angestrebte Kürzung entspräche rund 1,5 Prozent der weltweiten Rohölproduktion. Es wäre ein starkes Signal, um den Ölpreis zu stützen. Doch die Chancen dafür sind zum aktuellen Zeitpunkt überschaubar.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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