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15:07 Uhr, 11.03.2020

Rohöl: Abverkauf hält an - US-Fracker streichen die Segel

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hält es für möglich, dass der Ölpreis bis auf 20 Dollar sinken könnte. Für die zum Teil hoch verschuldeten amerikanischen Fracking-Unternehmen wäre dies der Super-Gau.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 36,18300 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Washington/ London/ Riad/ (Godmode-Trader.de) - Die Ölpreise sind nach einer kurzen Erholungsphase wieder auf dem Rückzug. Nachdem sie am Morgen noch an die Gewinne vom Vortag anknüpfen konnten, drehten sie bis zum frühen Nachmittag in die Verlustzone, zuletzt recht deutlich. Ein Barrel Brent kostet aktuell 36,18 US-Dollar. Das waren über vier Prozent weniger als am Vortag.

Die Ölpreise legten gestern um bis zu 10 Prozent zu, heute der erneute Abverkauf. Nicht zu vergessen der massive Preisrutsch zu Wochenbeginn von bis zu 30 Prozent. Mehr Volatilität geht kaum. „Die Phase mit starken Preisausschlägen dürfte noch eine ganze Weile anhalten“, erwartet Carsten Fritsch von der Commerzbank.

Vorausgegangen war die Ankündigung Saudi-Arabiens, die tägliche Fördermenge auszuweiten. Zugleich ging das Königreich dazu über, sein Öl mit hohen Preisabschlägen zu verkaufen. Der enge Verbündete des Landes, die Vereinigten Arabischen Emirate, kündigte unterdessen an, die tatsächliche Förderung über die Kapazitätsgrenze hinaus auszuweiten.

Mit diesen Maßnahmen reagieren die Araber darauf, dass sich die OPEC und Russland nicht auf eine Ausweitung der Ende März auslaufenden Förderkürzungen haben einigen können. Saudi-Arabien sieht aktuell dem Vernehmen nach keinen Bedarf für neue Gespräche. Russlands Energieminister Alexander Nowak hatte zuvor die Erwartung geäußert, dass es womöglich doch noch zu einem gemeinsamen Vorgehen der OPEC+ kommen könnte und seine grundsätzliche Bereitschaft zu neuen Verhandlungen über eine Kooperation mit dem Ölkartell erklärt.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hält es für möglich, dass der Ölpreis bis auf 20 Dollar sinken könnte. Für die zum Teil hoch verschuldeten amerikanischen Fracking-Unternehmen wäre dies der Super-Gau. Rating-Herabstufungen und eine Insolvenzwelle wären die Folgen. Das Fracking in den USA ist teurer als in vielen Wüstenregionen. Früher gab es die Auffassung, bei einem Ölpreis unter 100 Dollar lohne sich das Fracking nicht. Dieser Wert wurde aber aufgrund des technischen Fortschritts immer weiter nach unten korrigiert. Nach Einschätzung der UBS liegen die gesamten Betriebskosten inkl. Investitionen für die Produzenten in den USA aktuell zwischen 3 und 35 Dollar je Fass. Wenn also die Preise mehrere Monate im Bereich unter 35 Dollar verbleiben, könnte es für viele Produzenten eng werden. In Russland und Saudi-Arabien dagegen liegen die Förderkosten unter dem aktuellen Preis.

Am Dienstag haben zahlreiche US-Schieferölunternehmen signifikante Kürzungen bei den Investitionen angekündigt. Dies hat sich in einem niedrigeren Pfad der US-Ölproduktion niederschlagen. Die US-Energiebehörde EIA veröffentlichte am Mittwoch ihre aktualisierten Prognosen und erwartet nun für das laufende und das kommende Jahr eine geringere Fördermenge als noch zuletzt. Laut der aktuellen Prognose rechnet die Energy Information Administration in diesem Jahr mit einer US-Förderung von durchschnittlich 12,99 Mio. Barrel pro Tag. Im Februar war die Behörde noch von einer Produktionsmenge von 13,2 Mio. Barrel pro Tag ausgegangen. Für das kommende Jahr erwartet die EIA eine Produktion in den USA von 12,66 Mio. Barrel, nachdem zuvor mit 13,56 Mio. Barrel gerechnet worden war.

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  • katzenfreund
    katzenfreund

    Trump wird USA Ölindustrie helfen aber Putin kann russischer Öl Industrie nicht helfen. habe schon vor Monaten crash vorausgesagt und dass Putin nicht überleben wird

    15:15 Uhr, 11.03. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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