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20:37 Uhr, 30.12.2016

Rohöl - 1,8 Millionen Barrel. Wirklich?

Eine Koalition von Erdölproduzenten hat im November beschlossen ihre Förderung um 1,8 Millionen Barrel zu reduzieren. Wie realistisch ist dieser Wert wirklich?

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Die OPEC hat im November eine Reduzierung ihrer Erdölproduktion um 1,2 Millionen Barrel pro Tag ab Januar versprochen, und Nicht-OPEC-Staaten haben versichert weitere Kürzungen mit einem Volumen von 600.000 Barrel beizusteuern. Die in Aussicht gestellten Zahlen klingen gut, aber wie viel davon bleibt in der Realität übrig?

Alex Dryden von JPMorgan rechnet damit, dass die Einhaltungsquote der OPEC bei 80 % liegen könnte, dass die Produktion also bestenfalls um 960.000 Barrel gekürzt wird. Tom Kloza von Oil Price Information Service ist sogar noch pessimistischer und vermutet, dass der tatsächliche Wert eher bei 700.000 liegen wird.

Venezuela ist laut Dryden ein großes Fragezeichen - zwar hat das Land versprochen seine Förderung um 95.000 Barrel zu senken, aber ein weiter anziehender Dollar könnte Caracas aufgrund der Auslandsverschuldung dazu zwingen gänzlich auf eine Reduzierung der Produktion zu verzichten.

Russland hat zugesagt den Output um 300.000 Barrel zu senken, die Frage ist allerdings: Von welchem Level überhaupt? Moskau hat seine Produktion vor dem OPEC-Deal sicherheitshalber massiv um 500.000 Barrel nach oben geschraubt und angekündigt, ausgehend vom Dezember-Level zu kürzen. Analysten befürchten zudem, dass Russland die geplanten Produktionsausweitungen in die Berechnungen mit einfließen lassen wird, und die tatsächlichen Förderbegrenzung damit eine Fata Morgana bleibt.

Der Irak will zum November-Deal 200.000 Barrel beisteuern, aber laut Chris Weafer von Macro-Advisory ist damit eher nur bedingt zu rechnen, da der Irak schon vor der Vereinbarung vorsorglich erklärt hatte, dass die tatsächliche Produktion weit über den offiziellen Zahlen liegt. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Bagdad auf die Leistung seines Beitrags ebenfalls mehr oder weniger komplett verzichtet und lediglich ankündigt seine "Schattenproduktion" zu reduzieren.

Selbst bei optimistischer Schätzung dürften die beschlossene Förderkürzung also weit geringer als die anvisierten 1,8 Millionen Barrel ausfallen. Im schlimmsten Fall ist sogar ein Wert von deutlich unter einer Million Barrel - und damit ein Scheitern des Deals - nicht unrealistisch.

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1 Kommentar

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  • Protheus
    Protheus

    Ist doch völlig egal. Der Markt hat offensichtlich keine wirkliche Übersicht und lässt sich von solchen Ankündigungen hoch und nieder treiben. Und sobald sich abzeichnet, dass der Preis sinkt, wird halt wieder von der OPEC irgendwas angekündigt, solange, wie es sein muss. Und wenn's mal tatsächlich nicht hilft, kürzt man eben doch.

    20:45 Uhr, 30.12.2016

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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