Renaissance der Rentenanlage: Qualitätsanleihen liefern attraktive Erträge
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„Anleihen waren historisch die Basis der Vermögensallokation, da sie einen stabilen Anlageertrag in vordefinierter Höhe mit begrenzter Volatilität und hoher Liquidität boten“, sagt Weidner. Angesichts negativer Leitzinsen und aggressiver Zentralbankkäufe hätten Anleihen diese Rolle in der Vermögensallokation in den vergangenen Jahren jedoch eingebüßt. Andere Anlageklassen seien herangezogen worden, um das so entstandene Vakuum zu füllen, wobei in der Regel Kompromisse bei Liquidität, Volatilität oder Qualität (Bonität) akzeptiert hätten werden müssen. „Die Zeit der Kompromisse ist jedoch zu Ende“, sagt Weidner. „Anleger haben nun wieder die Möglichkeit, mit einem Basisinvestment wie Investment Grade-Anleihen mit kurzer Duration eine auskömmliche Rendite zu erwirtschaften – und das, ohne dabei große Risiken eingehen zu müssen.“
Veränderung globaler Zinsstrukturkurven
„In einem Umfeld mit Zinsen nahe Null wie im vergangenen Jahr war die Ertragskraft von Anleihen für viele Anleger einfach nicht ausreichend, um ihre Anlageziele zu erreichen“, sagt Weidner. In den letzten 15 bis 16 Monaten hätten sich die Zinsstrukturkurven jedoch wesentlich verändert. Insbesondere Anleihen mit kurzen und mittleren Laufzeiten böten wieder Ertragspotenzial: „Gerade im kurzen Laufzeiten-Bereich ist der Zeitablaufertrag, also der Ertrag, den man realisiert, indem man diese kurzen Papiere kauft und bis zur Fälligkeit hält, enorm attraktiv“, erklärt Weidner. Anleger in Qualitätsanleihen müssten kein großes Zinsrisiko mehr in Kauf nehmen, um die nötige Ertragskraft zu realisieren. Kurzlaufende Bundesanleihen beispielsweise würden wieder rund 3 % Rendite liefern.
Globale Zinswende: Das Ende des Tunnels ist in Sicht
Die meisten Zentralbanken seien mit ihren Leitzinsen in der Nähe der Terminal Rate. „Wir haben in den entwickelten Kapitalmärkten dieser Welt mittlerweile Leitzinsniveaus, die sehr auskömmlich sind, und Marktzinsen auf Niveaus, wie wir sie in den letzten zehn Jahren nicht gesehen haben. Entsprechend ist der laufende Zinsertrag, ob bei Staatsanleihen, qualitativ hochwertigen Unternehmensanleihen oder Pfandbriefen, wieder sehr auskömmlich“, sagt Weidner. So ließen sich mit qualitativ hochwertigen Renten wieder laufende Erträge von über 4 % erwirtschaften. Zwar sei auch die Ertragskraft im höheren Risiko-Bereich gestiegen. „Aber die große Veränderung hat im qualitativ hochwertigen Bereich stattgefunden, im Bereich von AA und höher“, so der Experte.
Globale Anlagechancen: Die Währung macht den Unterschied
Für Anleger, die global anlegen möchten, sei der Zinsertrag in der eigenen Währung entscheidend. Bei Anlagen in US-Dollar beispielsweise seien die Hedgekosten nach wie vor hoch. „Wenn ich als Anleger in US-Anleihen 3,5 bis 4 % Rendite verdiene, dann jedoch durch die Währungssicherung wieder 2 % verliere, bin ich in deutschen Bundesanleihen besser aufgehoben“, sagt Weidner.
Aktuell böten sich mit Blick auf die Kosten für die Währungssicherung Märkte wie Norwegen, Australien oder China an, denn dort seien die Hedgekosten nicht nur deutlich geringer, sondern auch kalkulierbarer. Auch Hartwährungsanleihen der Schwellenländer böten Chancen. Trotz der Kosten einer vollen Währungssicherung könnten Anleger hier einen attraktiven Ertrag von 6,5 % erwirtschaften.
Im Rahmen eines ausbalancierten globalen Rentenportfolios kämen auch währungsgesicherte japanische Anleihen in Frage. „Ob japanischen Staatsanleihen, staatsnahe Emittenten oder Unternehmensanleihen – Anlagen in japanischen Yen, die besichert werden, liefern Anlegern momentan den vermutlich attraktivsten Zinsertrag im Bereich der qualitativ hochwertigen Anleihen“, sagt Weidner. Das liege am Zinsdifferenzial und der Tatsache, dass die Bank of Japan auch nach dem jüngsten Wechsel an der Zentralbankspitze am alten Zinsregime festhalte. „Ohne Währungssicherung ist ein japanisches Staatspapier mit 0,2 % Rendite nicht fürchterlich attraktiv“, so der Portfoliomanager. „Aber der Hedge von 3,9 %, den Anleger zusätzlich als Anlage-Ertrag realisieren können, macht eine solche Anlage interessant.“
Für Anleger, die bereit seien, höhere Risiken einzugehen, kann sich aus Sicht Weidners auch der Blick gen Norden lohnen: „Der skandinavische Markt für Hochzinsanleihen zeichnet sich dadurch aus, dass Anleger dort fast kein Durationsrisiko tragen müssen, weil ein Großteil der Anleihen dort variabel verzinslich sind“, erläutert Weidner. Aktuell würden nordische Hochzinsanleihen knapp 9 % Rendite einbringen.
Für Weidner und seine Kollegen besteht die Kunst darin, verschiedene Fixed-Income-Anlagengelegenheiten geschickt in einem Portfolio zu kombinieren. „Im Idealfall gelingt es uns, die verschiedenen Zinszyklen und Währungen auszutarieren, um den Ertrag unseres Portfolios zu stabilisieren“, so Weidner.
Rezessionsgefahr: Besser auf das lange Ende der Zinsstrukturkurve setzen?
Angesichts der deutlich inversen Zinsstrukturkurve sei es aktuell naheliegend, in das vordere Ende der Kurve zu investieren, wo die Zinsen höher seien und das Zinsänderungsrisiko geringer. „Die enorm inverse Zinskurve bietet Chancen, die sich historisch in dieser Form nicht allzu oft geboten haben“, führt Weidner aus. „Zudem befinden wir uns nahe der Terminal Rate. Das ist aus unserer Sicht der Zeitpunkt, an dem man mehr Zinsrisiko, mehr Duration in Kauf nehmen sollte.“
Allerdings signalisiere eine inverse Zinsstrukturkurve auch, dass eine Rezession bevorstehen könnte. Im Falle einer harten Rezession könnten die Zinsen massiv sinken und das lange Ende der Kurve besser performen als das vordere Ende. Weidner hält jedoch dagegen: „Die Zukunft lässt sich nur schwer vorhersagen. Aus unserer Sicht ist die Zeit reif, auf der Rentenseite wieder Anlagechancen zu nutzen, insbesondere im kurzen Laufzeitenbereich von zwei bis fünf Jahren.“ Wenn in den nächsten Monaten die Zinsperspektive klarer werde, könne es für Anleger jedoch durchaus sinnvoll sein, Anlagechancen auch im längeren Laufzeitenbereich zu suchen.