Kommentar
13:57 Uhr, 26.11.2018

Quantitative Easing bringt nur wenig - hier ist der Beweis

Die Zeit der großen Geldschwemme geht zu Ende. Nüchtern betrachtet haben die Billionen an frischem Geld kaum etwas bewirkt.

In wenigen Wochen ist es soweit und auch in der Eurozone wird QE beendet. Dann pumpt nur noch die japanische Notenbank (BoJ) Geld in den Markt. Diese tut dies ebenfalls immer weniger. Ihr Ziel ist die Zinskontrolle. 10-jährige Staatsanleihen sollen nicht wesentlich mehr als 0,1 % Rendite erwritschaften. Steigt die Rendite darüber, wird gekauft. Das ist aber kaum noch notwendig, da die Rendite ganz von alleine nicht mehr steigt.

Die BoJ kauft daher bei weitem nicht mehr die Menge an Anleihen, die sie kaufen könnte. Laut selbst gestecktem Ziel kauft die Notenbank bis zu 500 Mrd. Dollar an Anleihen pro Jahr. Nicht einmal 20 % davon werden derzeit erreicht.

Vielleicht ist das ein Grund, weshalb das Wachstum lahmt. Japans Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal (Grafik 1). Der einzige Grund, weshalb die Wirtschaft nicht offiziell in der Rezession steckt, ist ein wundersames Wachstum im zweiten Quartal, nachdem die Wirtschaft im ersten ebenfalls schrumpfte.

2018 sieht nach einem Jahr aus, das stark an die Zeit vor Beginn von QE erinnert. Die japanische Wirtschaft wuchs ein paar Quartale, befand sich dann wieder in der Rezession, wuchs wieder ein wenig usw. Dank außergewöhnlicher Maßnahmen gelang es der Wirtschaft 8 Quartale in Folge zu wachsen. Zuletzt gelang das zur Jahrhundertwende.

Das Wachstumswunder der Jahre 2016 und 2017 ist nun vorbei. Das wirft ein paar Fragen auf, denn die BoJ pumpt zwar weniger Geld in den Markt, weitet die Bilanz aber immer noch aus. Inzwischen hat die Bilanzsumme fast die Höhe der Wirtschaftsleistung erreicht (Grafik 2). Innerhalb von nicht einmal 6 Jahren hat sich die Bilanzsumme verdreifacht.

Es wurden über 3,5 Billionen Dollar gedruckt. Die Wirtschaft wuchs im gleichen Zeitraum um keine 300 Mrd. oder gerade einmal 6,4 % in 6 Jahren. Es wurde also ein gigantischer Aufwand für wenig Resultat betrieben.

Die größte Überraschung ist der ausbleibende Kollaps der Währung. Ein solcher Kollaps hätte wenigstens Inflation erzeugt, aber selbst das ist nicht gelungen. Dabei muss man sich die Größenordnung des japanischen QE wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Es musste fast die Wirtschaftsleistung einmal in frischem Geld gedruckt werden, um mit Mühe ein bisschen Wachstum zu erzwingen.

QE hat natürlich positive Effekte. Es hält die Zinsen niedrig, finanziert den Staat und verhindert die Aufwertung der Währung. Es war nicht vollkommen vergebens. Für 3,5 Billionen hätte man sich aber etwas mehr Bewegung erwartet. Es zeigt wieder einmal, dass QE realwirtschaftlich wenig bewirkt. Es beruhigt Anleger und stabilisiert die Lage, aber große Wachstums- oder Inflationswunder bewirkt es nicht.

Wenn Beruhigung für die Finanzmärkte irgendwann nicht mehr genug ist, wird es kritisch. Da QE real wenig bewirkt, ist es auch nicht mehr als eine vertrauensbildende Maßnahme. Ob das da nächste Mal reicht?

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4 Kommentare

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  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Genauso ist es. Wenn das Ziel war dieses absurde System irgendwie am Leben zu halten, so ist das sehr wohl geglückt. Profitiert haben zwar nur die allerwenigsten, aber das war ja genau genommen das Ziel. Die Vermögensumverteilung, pardon "Schuldenproblem" nimmt weiter zu, mit allem was da zugehört. Flüchtlingsströme, Sozialstaatabbau, Steuererhöhung, Reallohnsenkung,... Bis das Kartenhaus zusammenfällt bzw die Last zum Vorteil Weniger nicht mehr getragen werden kann.

    15:08 Uhr, 26.11. 2018
  • M and P
    M and P

    Classic Schmale

    15:05 Uhr, 26.11. 2018
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Sollte das nicht mehr genügen, wird direkt Geld nach unten ausgereicht. Konsumgutscheine, rückwirkende Steuerrückerstatung, Bürgergeld via EZB, man wird da kreativ sein. Eines muss jedoch festgehalten werden: Es ist mitnichten so, dass QE nichts bewirkt hat. Die künstliche Senkung des wichtigsten Preises einer Volkswirtschaft, nämlich des Geldes, auf ein Mehrjahrtausendtief sollte man nicht einfach so unbeachtet lassen. Sämtliche Bilanzen und Vermögenswerte wurden dadurch in die Höhe gezwungen und damit der deflationäre Zusammenbruch des Teilreservebank(Schneeball-)systems vorerst abgewendet.

    14:21 Uhr, 26.11. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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