Kommentar
15:15 Uhr, 13.12.2017

QE-Wahnsinn! Neues Programm gestartet!

Die Zeit von Quantitative Easing ist noch nicht vorbei. Die EZB und japanische Notenbank brauchen noch Zeit, um auszusteigen. Andernorts werden dafür gleich neue QE-Programme aufgelegt.

Eigentlich galt die Zeit, in der es notwendig ist neue QE-Programme aufzulegen, als vorbei. So kann man sich irren. In Ungarn wird ab 2018 frisches Geld gedruckt. Das lässt aufhorchen. Ist die wirtschaftliche Lage in Ungarn so schlecht, dass es QE braucht?

Die kurze Antwort lautet: Nein. Grafik 1 fasst die wirtschaftliche Verfassung zusammen. Die Arbeitslosigkeit ist mit 4 % so niedrig wie seit mindestens 17 Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate liegt bei knapp über 2 % und damit im Zielband von 2-4 %. Die Wirtschaft wächst mit einer Jahresrate von 4 % und damit so schnell wie vor der Krise.

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Ungarn hat viele Reformen umgesetzt. Noch vor wenigen Jahren war die Handels- und Leistungsbilanz tiefrot. Inzwischen erzielt Ungarn hohe Überschüsse (Grafik 2). Ein Ende des Exportbooms ist aktuell nicht in Sicht, was die Wirtschaft weiter stützen wird.

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Nun soll trotzdem QE kommen. Das erschließt sich wirklich nicht. Auch wenn es so offen niemand sagt, so hat QE zumindest in der Eurozone und in Japan den Zweck gehabt, die Währung abzuwerten, um die Wirtschaft über Exporte anzuschieben. Ungarn hat das nicht nötig.

Die Notenbank argumentiert, dass die Langfristzinsen zu hoch seien. Das liegt im Auge des Betrachters. Zu Jahresbeginn lag die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen bei 3,5 %. Heute sind es 2,1 %. In früheren Jahren bildete 6 % den Boden für Zinsen. Inzwischen kann man bei 3,5 % von einem Deckel sprechen.

Man kann auch nicht sagen, dass Immobilienkredite übermäßig teuer wären. Der Zinssatz dort liegt bei 3,4 %, ebenfalls so niedrig wie noch nie. Der Spread zu Staatsanleihen ist in etwa so hoch wie in den USA.

Wieso Ungarn nun dringend QE in Form von Wertpapierkäufen braucht, ist nicht ersichtlich. Die Notenbank wird nun nicht gleich 10 % der Wirtschaftsleistung drucken. Es soll vielmehr 1 % sein. Dieses Geld soll in den Kauf von Hypothekenpapieren fließen.

Das QE-Programm ist vergleichsweise klein. Das ändert nichts daran, dass es ein etwas schiefes Licht auf die Geldpolitik wirft. Wenn in Hochkonjunkturzeiten QE-Programme gestartet werden, ist etwas falsch. Ungarn mag das erste Land sein, welches einen solchen Schritt geht, doch wenn einzelne Länder beginnen, sich selbst unter guten Bedingungen durch QE weitere Vorteile zu verschaffen, dann ist der Damm wohl gebrochen.

Bisher war es eine rote Linie. Wenn es der Wirtschaft gut geht, braucht es kein QE. Dieser Konsens gilt nicht mehr. Beginnen Länder mit willkürlicher Manipulation, kann das am Ende auch jene zu QE drängen, die es nicht für notwendig erachten, um sich vor Wettbewerbsverzerrungen über die Geldpolitik zu schützen. Nichts anderes ist in der Schweiz und Schweden geschehen. Hier wurde eingegriffen, um sich gegen das QE bzw. generell vor der EZB und ihrer Geldpolitik zu schützen. Ermunternd ist das Beispiel aus Ungarn also nicht.

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9 Kommentare

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  • Icaro
    Icaro

    Der MOSTER ist einer, der aus Äpfeln Most und Apfelsaft presst ; hätte ich eigentlich so stehen lassen können, passt auf unser Geldsystem genauso gut. IHR seid übrigens der Most , der Apfelsaft ist der Gewinn der Kreatur, auch "Bankenkartell" genannt, - von Griffin dem Autor ; Federal Reserve hat mit Reserve in Notlagen nix zu tun, nur damit keine Missverständnisse entstehen. 1929 hatte die Reservebank jedenfalls keine Reserve für die Arbeitslosen und Börsen-Bankrotteure und Geschäftsleute mehr, nur Ratlosigkeit !! und Guthaben im Ausland.

    23:12 Uhr, 13.12.2017
  • Icaro
    Icaro

    MONSTER muss es natürlich heissen

    23:03 Uhr, 13.12.2017
  • Icaro
    Icaro

    . . .und da wundert ihr Euch, wenn die intelligente Allgemeinheit und bald auch Lischen Müller Bitcoin kauft , statt Schuldscheine der Regierungen. Die Kreatur von Jekyll Island lässt grüssen, macht gerade eine Stipvisite in Ungarn, Heimat von Andre Kostolany und sagt : Fressi, fressi, mampf mampf. Wer zahlte die staatliche Inflation s (-Steuer) seit dem Byzantinischen Gold- Dollar -- IHR sorry WIR !

    Lest endlich dieses Buch, das hat kein Sektenführer geschrieben,wie Sascha Huber meinte, sondern ein akribischer Wirtschaftswissenschaftler : Die Wahrheit über das Geldwesen der amerikanischen u. engl. Hochfinanz :" Einfach" hats gut getroffen : das MOSTER;

    Da wundert Euch nix mehr !!
    23:02 Uhr, 13.12.2017
  • einfach
    einfach

    das die zentralbanken erst jetzt aufwachen und mit dem gelddrucken anfangen, hat etwas mit der extremen schläfrigkeit zu tun, die ein gemächlicher zinsdienst für eine überschaubare geldmenge mit sich bringt.

    so bis 50 oder 60% staatsverschuldung und um die 4% zinsen juckt das niemand, sondern alle die dem staat geld leihen freuen sich über dieses goodie.

    springt die verschuldung jedoch auf 80, 100 oder noch höher erschrecken plotzlich alle und ohjee ohjeee jetzt müssen wir aber schnell etwas tun damit wir den reichen nicht zu viel steuern abknöpfen müssen.

    nun kommt den meisten zentralbanken dann die naheliegenste idee, das die verschuldung in eigener währung am einfachsten und ohne steuererhöhung mit der gleichen methode wie es die geschäftsbanken schon lange machen mit eigens erzeugtem geld zurückzuführen ist.

    jetzt kommt natürlich zuerst das gejammere von den goodie goodie empfängern, das könnt ihr doch nicht machen wo kommen wir den dahin dass die zentralbanken jetzt plötzlich das gleiche wie die geschäftsbanken machen und das geld selbst erzeugen.

    unsere goodie goodies schrumpfen plötzlich zusammen und wir müssen uns "ohwee ohwee" nun mit riskanteren anlagemöglichkeiten auseinandersetzen, das ist ja jetzt ganz schlimm, das wir unser goodie goodie nicht mehr so einfach eingetröpfelt bekommen.

    dabei gibt es nichts vernünftigeres, als dass sich ein staat bei der eigenen gesamtbevölkerung "und zwar bei allen mit gleichmäßig wenig zins 0,1% und nicht bei wenigen mit einem hohen zins von über 4% bedient" um allen notwendigen investitionen nachzukommen, die in diesem jahr nicht über die steuer alleine bezahlt werden konnten.

    aber jetzt kommt der entscheidende punkt der das ganze etschärfen würde.

    in dem folgenden jahr sollten die gesamtsteuern nun so angepasst werden, dass die verschuldung aus dem vorjahr wieder ausgeglichen werden kann.

    auf diese art und weise wäre die gelderzeugung aus dem nichts unproblematisch.

    die steuer die mir da als erstes auffält, die ohne probleme atmen kann ist die mehrwertsteuer.

    aber für so ein mehrwertsteuersystem, dass alle kapitalhöhen gleichmäßig belastet würde eine staffelung benötigt werden, die von einfachen produkten bei 5% anfängt und zu luxusprodukten mit über 100% mehrwertsteuer steigt.

    22:39 Uhr, 13.12.2017
  • Rover64
    Rover64

    Die haben eine sehr hohe Auslandsverschuldung. Irgendwie muss man ja Zins und Tilgung finanzieren und das geht am besten, wenn Geld druckt.

    19:14 Uhr, 13.12.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Powerseller61
    Powerseller61

    Vor allem Wahnsinn bei so einem BIP Faktor für die Welt. Ich bitte Sie. Warum sollte ein Staat nicht auch ein paar Scheine mehr drucken? Super Mario macht das seit Jahren das ist der wahre Wahnsinn.

    17:18 Uhr, 13.12.2017
  • einfach
    einfach

    es ist für jedes land mehr als legitim, wenn es versucht die zinszahlungen in zukunft durch qe programme zu drücken.

    das entlastet die zukünftigen haushalte und macht durch die eingesparten zinsen wege für neue investitionen frei.

    16:18 Uhr, 13.12.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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