Fundamentale Nachricht
16:08 Uhr, 24.01.2022

Putins' Respekt vor Washingtons' Reaktion

Viele Beobachter glauben, dass Wladimir Putin in die Ukraine einmarschieren könnte, aber der russische Präsident sorge sich möglicherweisevor den Folgen, vor denen Washington gewarnt hat, sagte ein ehemaliger US-Botschafter in der Ukraine.

New York (Godmode-Trader.de) - Die Vorstellung, dass Russland die Ukraine-Krise eskaliert, und eine militärische Invasion durchführt, ist angesichts der Tausenden von Truppen an der Grenze und der ständigen Aggressionen aus Moskau durchaus realistisch, äußerte sich John Herbst, Senior Director des Eurasia Center des Atlantic Council, im Gespräch mit CNBC überzeugt.

Die USA und ihre Verbündeten sind in großer Sorge, dass Russland die Ukraine angreifen wird, möglicherweise schon in den kommenden Wochen, obwohl Moskau nach eigenen Angaben keine Pläne für eine Invasion hat.

Die von US-Präsident Joe Biden bisher in den Raum gestellte Reaktion auf Russlands Aggression besteht aus der Lieferung von Waffen an die Ukraine, der Verlegung von NATO-Truppen an die russische Grenze und der Verhängung von Sanktionen im Falle einer Invasion. „Ich denke, dass dies (Anm.: die Invasion) eine Möglichkeit ist, aber ich denke, dass Putin Angst vor der Reaktion des Westens hat", sagte Herbst zu CNBC. „Wenn Putin entscheidet, dass die Ankündigung von Biden mehr Bluff als Realität ist, könnten russische Truppen in großer Zahl in die Ukraine einmarschieren, und zwar über die Zahl hinaus, die sich derzeit im Donbas und auf der Krim befindet", sagte er. „Ich vermute, dass sich diese Konfrontation mindestens sechs bis acht Wochen hinziehen wird“.

Herbst betonte, die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten müssten hart gegen Russland vorgehen. Die Beschwichtigungspolitik habe in der Vergangenheit nicht funktioniert, als Moskau in Georgien und auf der Krim einmarschiert sei und „kaum Konsequenzen zu spüren bekam.“ Der derzeitige Plan der USA sei vernünftig, aber nicht robust genug, sagte er. „Er muss stärker und zielgerichteter sein, und wir müssen ihn in Zusammenarbeit mit unseren Verbündeten umsetzen".

Darüber hinaus führte Herbst aus, es gebe „fast keine Chance, dass Russland einen langfristigen Krieg mit der Ukraine gewinnt“. Das liege daran, dass eine große Mehrheit der Ukrainer den Kreml für seine Aggression „verachten" und sich wehren werde. Moskaus Militär sei zwar stärker, aber auf lange Sicht werde es für Russland schwierig sein, die eroberten Städte zu halten, prognostizierte Herbst.

Auch die allgemeine geopolitische Lage Russlands werde sich verschlechtern, wenn es in die Ukraine einmarschiere. „Wenn Russland diese Truppen in die Ukraine schickt, steigen die Chancen, dass Schweden oder Finnland der NATO beitreten", sagte Herbst und fügte hinzu, dass Putins Aktionen die NATO-Mitgliedschaft für die beiden Länder zu einer ernsthaften Frage" gemacht haben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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