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14:59 Uhr, 25.05.2022

Prekäre Lage auf dem Weizenmarkt

Die Kombination aus der Dürre und dem Krieg in der Ukraine lässt am Markt die Sorge aufkommen, dass die Vorräte vor dem kommenden Winter in der nördlichen Hemisphäre nicht reichen könnten.

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Amsterdam (Godmode-Trader.de) - Die weltweite Versorgung mit vielen wichtigen Lebensmitteln, vor allem Getreide, wird zunehmend zum Problem. Der International Grains Council IGC revidierte in seinem jüngsten Bericht zum Getreidemarkt die Prognose für die weltweite Getreideernte 2022/23 um 24 Mio. auf 2.251 Mio. Tonnen nach unten. Gut die Hälfte der Korrektur entfiel dabei auf Mais (-13,4 Mio. auf 1.184 Mio. Tonnen), während die Prognose für Weizen um 11 Mio. auf 769 Mio. Tonnen reduziert wurde. Der Maismarkt soll in der Folge ein Angebotsdefizit von 16 Mio. Tonnen aufweisen. Der Weizenmarkt soll mit 11 Mio. Tonnen unterversorgt sein. Die Maisvorräte in den wichtigsten Exportländern sollen unverändert bei 56 Mio. Tonnen liegen, die Weizenvorräte dagegen um 6 Mio. auf 60 Mio. Tonnen sinken.

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Der wöchentliche Montagsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) über den Stand der Aussaat und die Erntebedingungen in den USA machte die prekäre Lage auf dem US-Weizenmarkt deutlich. Während sich die Aussaat von Mais und Sojabohnen beschleunigt hat, sind die Aussichten für die Frühjahrsaussaat von Weizen nach wie vor schwierig. Demnach sind nur 49 Prozent des Weizens im Boden, während es vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt noch 93 Prozent waren, und die Aussaat so langsam keimt wie seit 20 Jahren nicht mehr. Darüber hinaus habe die Trockenheit die Qualität des bald zu erntenden US-Winterweizens beeinträchtigt.

Rohstoffanalyst Ole Hansen von der Saxo Bank konstatiert: „Die Kombination aus Wetterproblemen und dem Krieg in der Ukraine lässt die Sorge aufkommen, dass die Vorräte vor dem kommenden Winter in der nördlichen Hemisphäre knapper werden".

Neben der Regenproblematik befeuerte vor allem der Ukraine-Krieg und die daraus folgende Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen viele Lebensmittelpreise und beeinträchtigte zudem die Versorgungskette. Das American Farm Bureau schrieb in einem seiner jüngsten Updates: „Die Ukraine hat sechs Hauptprodukte mit einem Exportumsatz von über einer Milliarde Dollar: Mais (5,8 Mrd. Dollar), Sonnenblumensamen (5,7 Mrd. Dollar), Weizen (5,1 Mrd. Dollar), Raps (1,7 Mrd. Dollar), Gerste (1,3 Mrd. Dollar) und Sonnenblumenmehl (1,2 Mrd. Dollar)."

Aufgrund der angespannten Marktlage und der stark gestiegenen Preise greifen die Regierungen immer häufiger ein, um die heimische Versorgung zu schützen und die Inflation der Lebensmittelpreise einzudämmen. Auf das indonesische Exportverbot für Palmöl folgte vor kurzem die Beschränkung der Weizenexporte durch Indien. Indien plant zudem, die Zuckerexporte für die laufende Saison, die bis September läuft, auf 10 Mio. Tonnen zu begrenzen.

„Ob sich die Lage aufhellt, hängt von der kurzfristigen Wetterentwicklung ab, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, wo mehrere große Erzeuger, allen voran Frankreich, mit heißem und trockenem Wetter zu kämpfen haben“, schreibt Hansen. „Ein Ende des Krieges in der Ukraine würde mit Sicherheit auch zu einer Erleichterung auf dem Getreidemarkt führen“. Da die diesjährige Ernte jedoch bereits geschädigt sei, bleibe die Aussicht auf länger anhaltend hohe Lebensmittelpreise ein Risiko.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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