Kommentar
18:38 Uhr, 19.10.2023

Powell schließt weitere Zinserhöhungen nicht aus

US-Notenbankpräsident Jerome Powell hat am Abend seine letzte Rede vor dem Zinsentscheid am 1. November gehalten. Darin äußerte sich Powell unter anderem dazu, unter welchen Bedingungen weitere Zinserhöhungen gerechtfertigt sein können.

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Wird die US-Notenbank den Leitzins weiter anheben oder ist das Zinshoch in diesem Zyklus bereits erreicht? Wenige Fragen haben die Finanzmärkte zuletzt so stark beschäftigt wie diese. Am Donnerstag hielt US-Notenbankpräsident Jerome Powell seine letzte öffentliche Rede, bevor am Samstag die Quiet Period vor dem Zinsentscheid am 1. November beginnt und die Vertreter der Fed nicht mehr öffentlich auftreten.

In seiner Rede betonte Powell, dass die Fed bei ihren geldpolitischen Entscheidungen "vorsichtig" vorgehen werde. Es gebe viele Hinweise für eine schrittweise Abkühlung am Arbeitsmarkt, was dabei helfen könnte, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Man habe bedeutende Fortschritte gemacht und die Daten hätten zuletzt eine weitere Abkühlung bei der Teuerung gezeigt. Zugleich sagte Powell aber auch, dass eine anhaltend starke Wirtschaft weitere Zinsanhebungen rechtfertigen könnte. Während die letzten Prognosen der Mitglieder des Offenmarktausschusses im sogenannten "Dot Plot" eine weitere Zinsanhebung bis zum Jahresende erwarten ließen, rechnete der Markt zuletzt eher nicht mehr damit.

Einige Schlagzeilen aus der Rede von Fed-Chef Jerome Powell und der Fragerunde im Anschluss an die Rede:

  • Die letzten Daten zeigen Fortschritte mit Blick auf das Erreichen unserer Ziele von maximaler Beschäftigung und Preisstabilität.
  • Die Geldpolitik ist derzeit restriktiv.
  • Mehr Hinweise darauf, dass die Wirtschaft schneller wächst, als es dem Trendwachstum entspricht oder dass sich der Arbeitsmarkt nicht weiter abkühlt, könnten weitere Zinserhöhungen rechtfertigen.
  • Die Wirtschaft ist sehr widerstandsfähig und wächst stark. Das Wachstum liegt über seinem längerfristigen Trend. Das ist eine Überraschung. Die Wirtschaft ist aktuell von starker Nachfrage geprägt.
  • Die Rückkehr zu einer Inflationsrate von 2 % dürfte eine Phase mit unter dem Trend liegendem Wachstum und eine weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes erfordern.
  • Das Ausmaß einer weiteren geldpolitischen Straffung und wie lange die Geldpolitik restriktiv bleibt, hängt von den eingehenden Wirtschaftsdaten, dem Ausblick und den Risiken ab.
  • Die Inflationswerte sind im Laufe des Sommers gesunken, was eine sehr erfreuliche Entwicklung darstellt. Die Inflationsdaten vom September setzten den Abwärtstrend fort, waren jedoch etwas weniger ermutigend. [Anmerkung: Mit der weiteren Abkühlung im September meinte Powell wohl die Kerninflation, denn die eigentliche Inflationsrate ist im September nicht weiter gesunken.]
  • Kurzfristige Messwerte der Kerninflation der letzten drei und sechs Monate liegen nun bei unter 3 Prozent.
  • Ein paar Monate mit guten Daten sind nur der Anfang dessen, was nötig ist, um Vertrauen in die Inflationsentwicklung aufzubauen.
  • Die aktuellen Indikationen für das Lohnwachstum deuten auf einen allmählichen Rückgang in Richtung eines Niveaus hin, das im Laufe der Zeit übereinstimmend mit einer Infationsrate von 2 % wäre.
  • Wir achten auf die aktuellen Daten, die die Widerstandsfähigkeit des Wirtschaftswachstums und die Nachfrage nach Arbeitskräften zeigen.
  • Möglicherweise wird die Wirtschaft weniger stark von den Zinsen beeinflusst als früher.

Fazit: Fed-Chef Jerome Powell hat keine klaren Signale gegeben, ob die US-Notenbank weiter an der Zinsschraube drehen wird oder ob tatsächlich bereits das Zinshoch erreicht ist, wie das der Markt überwiegend erwartet. Stattdessen verwies Powell erneut auf die Datenabhängigkeit der geldpolitischen Entscheidungen. Bei einer weiterhin starken Wirtschaft und einer nur ungenügenden weiteren Abkühlung der Inflation könnten weitere Anhebungen anstehen. Klare Hinweise darauf gab Powell allerdings nicht. Zumindest für den nächsten Zinsentscheid am 1. November dürfte eine Zinsanhebung nun so gut wie ausgeschlossen sein. Das CME FedWatch Tool zeigt nach der Rede von Powell nur noch eine Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung von 3 % am übernächsten Mittwoch. Vor einem Monat hatte die Wahrscheinlichkeit noch bei fast 30 % gelegen. Für die Zinsentscheide am 13. Dezember und am 31. Januar wird aber weiterhin eine Wahrscheinlichkeit von ungefähr einem Drittel für eine weitere Anhebung eingepreist.

Die Finanzmärkte reagierten auf die Rede von Powell mit einer erhöhten Volatilität, zeigten aber keine klare Richtung. Der Eurokurs legte nach der Powell-Rede auf ein neues Tageshoch gegenüber dem Dollar zu.

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