Kommentar
22:10 Uhr, 17.08.2014

Planen, Eröffnen und Führen einer Kern-Positionierung

Im folgenden Artikel wollen wir uns mit dem Thema einer Kernpositionierung befassen. Um es übersichtlich und einprägsam zu gestalten, fokussieren wir uns im Folgenden auf die wichtigsten Abschnitte, welche sich mit der Kern-Positionierung befassen:

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Warum eröffnen wir überhaupt eine Kern-Position?

Grundsätzlicher Grundgedanke einer Kern-Position:

Wir wissen nie, wann ein Trend beginnt. Das gilt sowohl für das Handeln im Day-Trading Zeitfenster, als auch in weiterführenden Zeitfenstern. Daher ist es ratsam, zumindest einen Teil der (Tages-) Position so zu handeln, dass man an einem möglichen Trend partizipieren kann. Das bedeutet für uns: wir handeln eine Einheit als Kern-Position in Richtung des erwarteten (Tages-) Trends, losgelöst von unseren übrigen Teil-Positionierungen.

Bezogen auf das Day-Trading heißt das …

Im Day-Trading halten wir nie eine Position über Nacht. Folglich interessiert uns immer nur der mögliche Tagestrend. Auf Grund der mittlerweile vorherrschenden Unsicherheiten am Markt, wechselt der Hauptimpuls des Tages des Öfteren, folglich werden wir möglichst immer nur eine Kern-Position pro Tag eingehen, welche wir solange führen, bis wir diese schließen. Eine erneute Kern-Positionseröffnung werden wir nicht durchführen. Wann wir eine Kern-Position eröffnen oder Schließen, werden wir im Folgenden besprechen.

Erster Schritt: Wir analysieren den Markt, um eine Indikation für eine Kern-Position zu erhalten.

Bevor wir eine Kern-Position eröffnen, sei es im Day-Trading oder im Positions-Trading, müssen wir eine Marktdiagnosedurchführen, um uns eine Meinung zur Marktlage und zur erwarteten Entwicklung des Kurses zu bilden. Da wir nie wissen, ob wir mit unserer Einschätzung richtig liegen, müssen wir neben einer Marktanalyse und einer Szenario-Diskussion immer definieren, woran wir erkennen, dass wir falsch liegen. Tritt dann eine solche Entwicklung ein, werden folglich die Marken erreicht, an denen wir unser Szenario nicht mehr in der ursprünglichen Version aufrechterhalten können, wird im Falle einer noch bestehenden Kern-Position diese umgehend und ohne zu zögern geschlossen.

Wir analysieren einen Markt immer nach dem CONVICTION CIRCLE. Dieser besteht aus vier Elementen und gibt uns eine Grundidee, wie sinnvoll unsere Trading-Idee im großen Gesamtbild ist.

Das erste Viertel umfasst die Analyse der Aktienmärkte allgemein, deren grundsätzliche Ausrichtung. Hier fließen gegebenenfalls auch fundamentale Einschätzungen mit ein, ebenso die Bewertung und Beurteilung des Rentenmarktes, vielleicht auch EUR/USD und Edelmetalle (wir berücksichtigen letztere beiden Märkte nur indikativ).

Das zweite Viertel fokussiert sich konkret auf den zu handelnden Markt. Wir analysieren hier den DAX / FDAX auf Tagesbasis. Fällt eine besondere Entwicklung im Wochenzeitfenster auf, ist diese voranzustellen.

Im dritten Viertel beurteilen wir das vorliegende Tagesmuster im zu handelnden Markt, bei uns im FDAX, und verkürzen das Zeitfenster auf intraday-Einstellungen. Wir bevorzugen den 60 und 30 Minuten-Chart.

Eine geplante Handelsrichtung besprechen wir im vierten Viertel. Hierbei geht es um folgende Aspekte:

- Welche wahrscheinlichste Kursentwicklung erwarten wir für „heute“?

- Sollte sich der Markt tatsächlich in die erwartete Richtung entfalten, was wäre das mögliche Potential?

- Lässt sich ein Kursniveau definieren, bei dessen Überwindung oder Unterschreitung sich eine Positionseröffnung rechtfertigen lässt?

- Wenn wir eine Position eröffnen, wann (also bei welcher Entwicklung oder an welchen Kursniveaus auf der Gegenseite) wissen wir, dass wir uns geirrt haben?

Zweiter Schritt: Wie planen wir den Einstieg in eine Kern-Position?

Es gibt drei Einstiegsmöglichkeiten:

(a) Market zur Eröffnung des Marktes. In diesem Falle geben wir im Futures-Markt vor Handelsbeginn eine Market-Order, um sicher zu stellen, dass wir mit dem ersten Kurs eine Ausführung erhalten.

(b) auf der Grundlage von Chartmarken (oder Meldungen), welche bei Überwindung / Unterschreitung (Veröffentlichung) die Grundeinschätzung bestätigen. In diesem Falle platzieren wir eine Stopp-Market-Order. Die Slippage ist in diesem Falle unbedeutend.

(c) auf der Grundlage eines im Vorfeld definierten und statistisch ausgewerteten Regelwerkes.

Wir werden im morgendlichen Handelstagebuch und / oder im Stream von Realtime Future Trader auf die jeweilige Positionseröffnung hinweisen.

Dritter Schritt: Welche Ausstiegsmöglichkeiten gibt es?

Wir haben diverse Möglichkeiten, eine Kern-Position zu schließen bzw. zu hedgen:

(a) Schließen bei Erreichen eines im Vorfeld definierten Kurs-Zieles. Das kann sein bei einem per Handelssystem vordefinierten Ausstiegsniveau oder auf Basis eines charttechnisch definierten bzw. errechneten Ausstiegniveaus.

(b) Schließen, wenn die Dynamik des Impulses auffällig nachlässt. In einem solchen Falle kann man auch alternativ zu einer Positionsschließung das Hedgen einer Position andenken.

(c) Schließen, wenn die Markttechnik gegen die Positionsrichtung kippt. Auch in diesem Falle kann man alternativ zu einer Positionsschließung das Hedgen einer Position andenken.

(d) Zum Tagesschluss, sofern im Vorfeld kein anderer Grund zur Positionsschließung bestand und der Impuls durchgehend Bestand zeigte.

Welchen Stopp setzen wir?

Wir definieren einen Stopp für eine Kern-Position von 25 Punkten. Auf Grund einer charttechnischen Entwicklung können wir auch einen Stopp-Kurs von bis zu 35 Punkten definieren, dazu werden wir uns im Handelstagebuch / Stream jedoch separat äußern.

Was bedeutet „hedgen einer Position“?

Unter „hedgen“ versteht man das Eingehen einer Position mit komplett identischem, nur konträr zur Ursprungsposition stehendem Risikoprofil. Vereinfacht heißt das: wenn Sie eine BASF Aktie long sind und eine andere BASD Aktie shorten, sind Sie risikoneutral. Steigt die Aktie um 1 Einheit, gewinnen Sie an der Long-Position eine Einheit, verlieren diese am Short der anderen Einheit. Und umgekehrt. Liegt zwischen Kaufkurs und Verkaufskurs eine Differenz, bleibt uns diese jederzeit erhalten, solange der Hedge beibehalten wird.

Wir „hedgen“ unsere Kern-Position „im Buch“. Was bedeutet das?

Unterstellen wir, wir sind long positioniert (im Falle einer Short-Positionierung gilt die gegenteilige Entwicklung). Der Markt liefert Indizien, welche eine Gegenreaktion erwarten lassen. Folglich gehen wir im Buch eine Gegenposition ein. Das heißt: …

(a) In der Realität stellen wir die Position glatt. Das heißt, ein Long wird verkauft, ein Short wird eingedeckt.

(b) Im Buch behalten wir die Long- / Short-Position (also unsere Kern-Position) bei. Die Gegenposition betrachten wir im Buch nicht als Positionsauflösung, sondern nur als „Gegenposition“. Warum tun wir das? Das hält uns aufmerksam, da wir unterstellen, die Kern-Position beizubehalten und diese nur temporär zu besichern.

Diese Ausführungen zum Handel von Kern-Positionen dienen dem grundsätzlichen Verständnis. Wir werden im konkreten Falle eine solche Positionierung börsentäglich im Handelstagebuch und in unserem Stream besprechen.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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