Kommentar
08:05 Uhr, 24.10.2019

Pessimismus bei den Firmenchefs: So schlimm war es seit der Finanzkrise nicht mehr!

Wer Optimismus sucht, findet diesen nicht bei den Unternehmenslenkern. Diese sind schlecht gelaunt. Für den Aktienmarkt bedeutet das nichts Gutes.

Diese Woche ist Pessimismus angesagt. Eine ganze Reihe meiner Artikel beschäftigt sich mit Risiken für den Aktienmarkt. Dieser hält sich entgegen der „Beweislage“ relativ gut. Man darf die Risiken auch nicht mit dem Kursgeschehen einiger Tage oder sogar Wochen verwechseln. Nur weil es Risiken gibt, werden diese nicht notwendigerweise sofort eingepreist.

Mein favorisiertes Szenario sieht für den Aktienmarkt auch einen freundlichen Jahresausklang vor. Eine überraschende Wende in der Soap Opera namens Brexit kann das natürlich durchkreuzen. Unter der Annahme, dass das nicht geschieht, kann der Markt freundlich bleiben. Notenbanken fluten den Markt und in den USA wird noch im Oktober eine weitere Zinssenkung erwartet.

Relevant ist, was danach geschieht. Hier baut sich eine Mauer an Risiken auf. Eines davon ist bei den CEOs zu finden. CEOs stehen an der Spitze von Unternehmen. Sie sollten die besten Informationen haben. Wenn es Insider gibt, dann sind es die CEOs.

Mit all den Informationen, die den Unternehmenslenkern zur Verfügung stehen, haben sie sich eine Meinung gebildet. Diese ist vernichtend. Der Vertrauensindex ist im freien Fall (Grafik 1).

Auf den ersten Blick scheint das für den Aktienmarkt nicht unbedingt relevant zu sein. Den Zusammenhang erkennt man allerdings, wenn man jeweils die Veränderung des S&P 500 und des Vertrauensindex gegenüber dem Vorjahr betrachtet (Grafik 2).

Tendenziell verlaufen Aktienmarkt und Veränderung im Vertrauen parallel. Aktuell kommt es zu einer erheblichen Divergenz, obwohl das CEO Vertrauen innerhalb von 12 Monaten so stark zurückgegangen ist wie noch nie seit Datenerhebung. Und CEOs sollten es eigentlich wissen. Man fragt sich, was der Markt nicht sieht.

Man fragt sich auch, wie die Wirtschaft wieder Tritt fassen soll, wenn diejenigen, die am Ende das Sagen haben, Trübsal blasen. CEOs werden kaum große Investitionen und Personalaufbau unterstützen, wenn sie sich in einer tiefen Depression befinden.

Der Aktienmarkt macht derweil, was er will. Früher oder später könnten Anleger aber genau das sehen, was CEOs so skeptisch stimmt. Der Korrekturbedarf liegt dann bei mindestens 10 %. Wenn die derzeitige Euphorie unter Anlegern erst einmal verfliegt, gibt es einen schönen Rücksetzer.

Wann genau dieser stattfindet, kann man im Vorfeld kaum auf den Tag genau bestimmen. Die Luft wird jedoch dünner. Mit dem Rückenwind des Jahresendes, welches oftmals positive Kursentwicklungen zeigt, kann sich der Markt noch einige Wochen lang oben halten bzw. die Gewinne seit Jahresbeginn weiter ausbauen. Für die Zeit danach gibt es nichts, was einen optimistisch stimmen könnte.

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21 Kommentare

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  • WillyB
    WillyB

    Also ich weiß nicht, Herr Schmale, ob ich da etwas falsch sehe in der oberen Graphik, aber da waren die Tiefpunkte des CEO-Vertrauens stets sehr gute Kaufsignale...

    08:56 Uhr, 25.10.2019
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Naja schwarz Malerei würde ich das nicht nennen. Es werden lediglich Fakten und mögliche Zusammenhänge dargestellt... Der Markt reagiert oft sehr lange irrational... Bin erst seit nem Monat kritisch mal sehen ob es gerechtfertigt ist und durch Zahlen untermauert wird..

    19:16 Uhr, 24.10.2019
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    Pardon, noch nicht am Jahreshoch, aber bald.

    19:00 Uhr, 24.10.2019
  • lussien
    lussien

    Hätte Herr Schmale selber sein Geschäft mit Aktien betrieben, wäre er schon längst pleite gewesen.
    Er macht es aber Gott sei dank mit seiner hohen Propaganda-Kunst und hilft mir als Kontraindikator ungemein weiter. Insbesondere wenn es an so einem Tag wo der DAX am Jahreshoch steht so schwarzgemalt wird, ist es für mich sehr, sehr erfreulich.
    Vielen Dank Herr Schmale!

    18:59 Uhr, 24.10.2019
  • lussien
    lussien

    Es freut mich zu hören dass alle Penner der Welt short sind und dass Herr Schmale seit drei Jahren short propagiert. Damit ist alles im Lot, dann kaufe ich mir noch ein Paar Aktien.

    Alles was auf der anderen hoher Kante liegt wird sowieso von der EZB und unseren linksblöden Regierung gestohlen.

    18:53 Uhr, 24.10.2019
  • Chamäleon
    Chamäleon

    CEOs haben keine Ahnung was in ihrer Bude abgeht....wie sonst läßt sich u.a. der Dieselskandal erklären....die CEOs haben alle den gleichen Vornamen - Hase.......😉😎

    13:47 Uhr, 24.10.2019
    2 Antworten anzeigen
  • politbüro
    politbüro

    Da hat man, der EZB-Politik sei (Un-)Dank, jahrelang mehr oder weniger entspannt sein dürfen. Aber jetzt fangen die Geister, die man zu lange gewähren ließ, richtig an zu nerven. Und alle jammern sie nach Mutti Staat. Dabei mit am schlimmsten aktuell die Windenergiebranche. War doch schon lange abzusehen, dass die Landschaft mit Windindustrieanlagen über kurz oder lang gesättigt sein würde. Die Menschen in den betroffenen Gebieten sind die Verschandelung ihres Lebensraums so richtig leid. Und jetzt soll der Mutti Staat per Gesetz dafür sorgen, dass das schöne Geschäftsmodell auf dem Rücken der ländlichen Bevölkerung, bezahlt vom kleinen Mann mit der Stromrechnung weitergeführt werden kann, bis alles zugepflastert ist. Gretas FFF kommt da geradezu wie gerufen. Hey, wie wär´s mal mit Innovation? Anlagen mit denen man die Dächer der Städte zupflastern könnte zum Beispiel. :o)

    Der Strom würde dort erzeugt, wo am meisten verbraucht wird, das Brummen würde man im Stadtlärm ohnehin nicht mehr wahrnehmen und die Blinklichter fallen bei der ganzen Lichtverschmutzung auch nicht mehr auf.

    13:23 Uhr, 24.10.2019
  • Edka
    Edka

    Der dax hat ja bereits monate zuvor sehr viel an negativen zu erwartenen news vorweggenommen. Allerdings ist das jammern der ceo's typisch deutsch, nämlich pessimismus und jammern auf breiter front verbreiten statt nach alternativen einnahmequellen ausschau halten.

    12:10 Uhr, 24.10.2019
    1 Antwort anzeigen
  • feloh
    feloh

    Kann ich verstehen.

    Ich will nicht sagen dass alle CEO so sind.

    Aber grundsätzlich sind Entscheider, die für Geld arbeiten mussten sowie das Ursache - Wirkungsprinzip verstanden haben, im Hinblick auf vergangene und kommende politische Entscheidungen in diesem Land, in dem wir gut und gerne Leben, ziemlich ratlos und unsicher.

    Schöne Grüße

    10:29 Uhr, 24.10.2019
  • daxe
    daxe

    will aber net unken,aber wenn us daten heut net gut sind geht's abwärts unter 12750

    10:16 Uhr, 24.10.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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