Kommentar
14:42 Uhr, 22.10.2019

Rezessionsgefahr: Schläft die Bundesregierung?

Bald werden die Zahlen zum Wirtschaftswachstum für das abgelaufene Quartal veröffentlicht. Auch ohne die Zahlen zu kennen, wissen wir, dass sich Deutschland in einer Rezession befindet. Worauf wartet die Regierung noch?

Wie in vielen anderen Ländern auch war der Konsum eine Stütze der Wirtschaft. Inzwischen bröckelt das Vertrauen auch dort. Der Abschwung, der sich schon in den letzten Quartalen zeigte, wird also nicht besser, sondern eher noch schlimmer. Ein Konjunkturprogramm würde helfen, doch so etwas stößt nicht auf offene Ohren.

Dabei sind die Anzeichen überall zu sehen. Die Regierung zögert vermutlich noch, weil sich der Abschwung auf dem Arbeitsmarkt noch nicht so recht zeigen will und weil sie glaubt, dass das Problem im Ausland liegt. Man muss die Daten allerdings nur genau ansehen, um festzustellen, dass es nicht nur das Ausland ist.

Zunächst kann man festhalten, dass es dem verarbeitenden Gewerbe nicht gut geht. Die Beschäftigung ist derzeit noch stabil (Grafik 1). Die geleisteten Stunden befinden sich hingegen auf dem Rückzug. Je weniger Stunden benötigt werden, um zu produzieren, desto weniger Mitarbeiter braucht man auch.


Die Industrieproduktion befindet sich auf dem Rückzug (Grafik 2). Es ist ein Wunder, dass die Beschäftigung da noch nicht nachgezogen hat. Aus rein ökonomischer Sicht macht das hohe Beschäftigungsniveau keinen Sinn mehr. Kurzarbeit, die wieder deutlich zunimmt, verhindert jedoch größere Entlassungswellen.

Gerne wird auch der Fachkräftemangel zitiert. Eine gewisse Zeit lang halten Unternehmen lieber ihre Fachkräfte. Je länger der Abschwung dauert, desto schwieriger wird das. Muss man eine Fachkraft Jahr um Jahr weiter bezahlen, ohne dass sie tatsächlich gebraucht wird, kommt man ins Grübeln.

Es ist zudem nicht unbedingt das Ausland, das den Abschwung treibt. Die im europäischen Ausland erzielten Umsätze steigen nach wie vor an, wenn auch langsamer. In der Eurozone stagnieren sie und in Deutschland zeigt sich ein Rückgang. Im Inland liegt das Problem (Grafik 3). Dieses Problem kann man mit einem Konjunkturprogramm angehen.


Das hätte viele Vorteile. Es würde die Beschäftigung sichern. Das allein ist eigentlich schon Grund genug. Es mangelt aber auch nicht an Projekten. Die Infrastruktur ist in die Jahre gekommen und schnelles Internet ist in manchen Teilen des Landes immer noch ein vager Traum.

Mehrausgaben des Staates hätten noch einen ganz anderen Vorteil. So könnte man das erhebliche Ungleichgewicht im Handel schmälern. Die enormen Überschüsse würden schrumpfen. Das ist eine Forderung, die von vielen Ländern gestellt wird. Die USA sind zwar Vorreiter, aber auch der Internationale Währungsfonds weist regelmäßig darauf hin.

Reagiert die Regierung nicht jetzt, ist es irgendwann zu spät. Man fragt sich wirklich, ob die Regierung noch einmal aufwacht oder ob sie schon handlungsunfähig im Koma liegt.

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64 Kommentare

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  • grinder1337
    grinder1337

    @jürgen: ja genau das sinnlose meine ich. unbestreitbar, dass es auch fähige leute im ÖD gibt, die gute arbeit machen. allg. betrachtet meine ich aber genau das.

    @financenoob: ja, sind wir. auch wenn es viele ignorieren oder verneinen. es wird sich bald zeigen, innerhalb weniger jahre. eine grundsatzdiskussion anzufangen wäre hier zu viel. in einem "vernünftigen" system gäbe es rezessionen in solchem ausmaß (dotcom, housing-bubble, die jetzt anstehenden, die die beiden anderen wohl in den schatten stellen wird) nicht, allenfalls leichte rezessionen (oder nur die normalen pleiten von unternehmen, die die bedürfnisse des marktes/der konsumenten nicht gut genug befriedigen; bin mir gerade nicht sicher). diese leichten rezessionen oder pleiten wären für die gesamtwirtschaft wohl quasi nicht relevant. wenn in dem aktuellen system des finanzkapitalismus aber eine solche riesenblase aufgepumpt wird, wird die folgende rezession sehr übel werden und alle und jeden beeinflussen und wohlstandsverluste, die seinesgleichen suchen. in einem richtigen system hätten wir aber diesen zyklus von boom und bust gar nicht. das ist eine unausweichliche folge dieses falschen fiatgeldsystems mit notenbanken, geldschöpfung und der manipulation des zinses auf kosten von ca. 99 % (oder noch mehr) der bevölkerung zu gunsten des kleinen rests. die kommende krise ist unausweichlich und auch eine gründliche bereinigung, daher notwendig. schade aber, dass sie mit klugen köpfen an den entscheidenden stellen gänzlich hätte vermieden werden können

    22:45 Uhr, 22.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • JürgenSK
    JürgenSK

    wenn auch viele hier von den vielen Arbeitsplätzen und brummenden Export schreiben...den haben wir doch nur weil durch die vielen schwachen Länder in der EU der Euro so schwach ist. Das hebt in den Ländenr die Arbeitslosenzahlen nund lässt sie hier sinken, weil deren Arbeit dann hier gemacht wird, da wir produktiver arbeiten!!!! Sollte die EU zerfallen, wird der Euro ( wenn wie den behalten) bei 1,70-2,20 zumDollar stehen...was denkt ihr was dann der Export macht????

    21:50 Uhr, 22.10. 2019
  • JürgenSK
    JürgenSK

    @Schuby...es werden wohl pro Tag allein für Lithium 170 Millionen Liter Wasser verdunsten lassen..der helle Irrsinn. Man muss das Übel an der Wurzel packen...weniger fahren. Dann muss es eben Portale geben, wo0 man seinen Job mit jemanden tauschen kann. Ist doch irren wenn einer von A nach B fährt und der andere von B nach A bei selben Job....das ist Schildbürgertum :-)

    21:44 Uhr, 22.10. 2019
  • JürgenSK
    JürgenSK

    @grinder: Klar ist unser Beamtensystem etc. aufgebläht bis zum ..gehtnichtmehr...angefangen bei der Arge, da werden Gelder verschleudert ohne Ende...sinnlose Weiterbildungen, wo die Teilnehmer teilwesie nicht erscheinen , und wenn wird seine Zeit abgesessen und am handy rumgespielt. Die Dozenten sind auch nicht die hellsten:-) Die Bildungsträger verdienen sich eine goldene Nase. Arbeit hat man eh nicht für alle ( das müsste auch bei den Argen angekommen sein). Also soll man denen die eh keine Lust haben die Unterstützung zahlen und sich auf die konzentrieren und Geld investieren, die Lust haben wieder Arbeit zu finden...so dumm kann doch niemand sein um so einen simplen Zusammenhang nicht zu sehen...ich sag nur Gute Nacht Deutschland....die zukünftigen Rentenzahlungen so in 10-15 jahren werden uns den Rest geben bzw. glaube ich nicht, dass es dieses System dann noch gibt....

    21:40 Uhr, 22.10. 2019
  • JürgenSK
    JürgenSK

    hier muss sich bald mal alles gesundschrumpfen. Unternehmen die kaum überleben sollten vom Markt, es fehlt eine Bereinigung, die hat es seit 2008 nicht gegeben!!!

    Immer wieder künstlich nachhelfen, damit das system nicht zusammenfällt ist doch keine Lösung.

    21:31 Uhr, 22.10. 2019
  • grinder1337
    grinder1337

    dazu muss man sehen, dass der gemeine beamte definitionsgemäß nicht produktiv ist, er trägt nichts zur wertschöpfung bei. er verwaltet und erschafft nichts (ich kritisiere nicht die menschen, die für den staat arbeiten, jeder muss seinen lebensunterhalt verdienen, sondern das konzept).

    19:27 Uhr, 22.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • grinder1337
    19:12 Uhr, 22.10. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Der Sezessionär
    Der Sezessionär

    Sie schläft nicht !! Es sind nur lauter Schläfer.......

    18:51 Uhr, 22.10. 2019
  • MMeier2
    MMeier2

    >>Reagiert die Regierung nicht jetzt, ist es irgendwann zu spät. Man fragt sich wirklich, ob die Regierung noch einmal aufwacht oder ob sie schon handlungsunfähig im Koma liegt<<

    Die Regierung soll den normalen Werdegang des Kapitalismus aufhalten? Lustig, Herr Schmale. Sie machen immer wieder Spaß.

    17:07 Uhr, 22.10. 2019
  • Schuby
    Schuby

    kp was ihr alle wollt....böser böser dt. Staat, die halbe Welt will zu uns flüchten weil es uns hier so gut geht, Arbeitslose existieren quasi nicht mehr (nur noch Kaffeesatz) und wenn man möchte, kann man sich die Stellen aussuchen, auf denen man arbeiten möchten. Wow....die Konjunktur schwächelt.....wo denn?

    Seit Ewigkeiten höre ich, wie blöd D ist und unsere Politiker sind....gleichzeitig eilen wir von Rekord zu Rekord im Postiven…..so schlecht kann unser Rahmensystem ja nunmal nicht sein.....

    PS: Olaf Scholz kannst wirklich in die Tonne treten mit seinem Sparbuch

    16:36 Uhr, 22.10. 2019
    5 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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