Kommentar
09:23 Uhr, 23.10.2019

Schuldenkrise: Entwarnung?

Wie schlimm der jetzige Abschwung noch wird, hängt maßgeblich von der Verschuldung ab. Hier gibt es Entwarnung.

Seit geraumer Zeit wird immer wieder daraufhin gewiesen, dass die Schulden zu hoch sind. Dies gilt insbesondere für US-Unternehmen. Diese haben sich am Kapitalmarkt fleißig bedient und Schulden aufgenommen. Diese Schulden wurden nicht dazu verwendet, um zu investieren, sondern um Aktien zurückzukaufen und Dividenden auszuschütten. Dividenden und Aktienrückkäufe übersteigen den Cashflow seit Jahren. Auf Dauer kann das nicht gutgehen. Die Verschuldung ist immer weiter gestiegen. Aus Unternehmenssicht macht das Sinn. Wenn die Zinsen so niedrig sind und Schulden praktisch geschenkt werden, greift man besser zu. Auf der anderen Seite stehen Sorgen um die Gesundheit der Unternehmen, wenn der Abschwung kommt...

Sinken die Umsätze und Gewinne erst einmal, ist nicht gesichert, dass die Schulden noch bedient werden können. Viele Unternehmen könnten in existentielle Probleme kommen.

Das verschlimmert einen Abschwung. Wird die Lawine erst losgetreten (Umsätze sinken, Investoren bekommen Zweifel an der Zahlungsfähigkeit), wird die Refinanzierung schwierig. Es drohen massenhaft Insolvenzen. Mit den Insolvenzen gehen Arbeitsplätze verloren und der Abschwung verschlimmert sich.

Selbst die Notenbank, notorisch langsam, hat das Problem erkannt und weist immer wieder darauf hin. Die gute Nachricht ist aber, dass die Schulden zwar gestiegen sind, das Wachstum der Schulden aber noch nicht problematisch ist.

Schwierig wird es, wenn die Schulden über einen langen Zeitraum deutlich schneller wachsen als die Wirtschaft und die Zinsen höher sind als das Wirtschaftswachstum. In diesem Fall gibt es nicht die Chance, aus den Schulden herauszuwachsen.

Vereinfacht ausgedrückt wachsen Unternehmen mit der Wirtschaft. Solange die Schulden weniger schnell wachsen (dazu gehören auch die Zinsen), können die Schulden bedient werden. Genau das ist der Fall, obwohl die Schulden in den letzten Jahren gestiegen sind.

Tatsächlich ist es sogar so, dass die Wirtschaft in den letzten Jahren zum ersten Mal seit den 70er Jahren wieder nachhaltig schneller gewachsen ist als die Zinsen hoch waren (Grafik 1). Als Benchmark für die Zinsen werden die Renditen von 10-jährigen Staatsanleihen und langfristigen Unternehmensanleihen herangezogen.


Das Wachstum war in den letzten Jahren 2 % höher als die Zinsen (Grafik 2). Das ist ein gravierender Unterschied zu den Jahren von 1980 bis 2007. Bis 2007 stiegen die Schulden ohne das entsprechende Wachstum. Heute ist das Wirtschaftswachstum hoch genug, um Zinsen und höhere Schulden abzufangen.

Auf den ersten Blick erscheint das Schuldenwachstum bei Unternehmen ein gefährliches Spiel zu sein. Die Betrachtung lässt jedoch das Wirtschaftswachstum unberücksichtigt. Im Vergleich wächst die Wirtschaft heute schnell genug, um die Schulden tragbar zu halten. Das unterscheidet die heutige Situation z.B. von 2007/08. Es ist damit zumindest mittelfristig keine große Schuldenkrise zu erwarten

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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