Fundamentale Nachricht
15:55 Uhr, 11.06.2021

Peru rückt nach links

Die Sorgen der Märkte sind nach dem knappen Wahlsieg des linksradikalen Kandidaten Pedro Castillos enorm.

New York (Godmode-Trader.de) - Vier Tage nach der Präsidentenwahl in Peru hat die Staatsanwaltschaft erneut Untersuchungshaft gegen die Kandidatin Keiko Fujimori beantragt. Die Politikerin habe gegen ihre Auflagen verstoßen, hieß es am Donnerstag in der Begründung. Wegen Korruptionsvorwürfen war Fujimori in den vergangenen Jahren bereits mehrfach in Untersuchungshaft.

Die Stichwahl um das Präsidentenamt in Peru scheint nach Auszählung aller Stimmen Pedro Castillo mit hauchdünner Mehrheit für sich entschieden zu haben. Nach der Auszählung fast aller Stimmen kam der Bewerber der marxistisch-leninistischen Partei Perú Libre auf 50,2 Prozent, Fujimori erhielt demnach 49,8 Prozent.

„Die Sorgen der Märkte vor der Politik Pedro Castillos sind enorm“, sagt Marian Heller, Senior Portfoliomanager des BKC Emerging Markets Renten Fonds zur Präsidentenwahl in Peru. „Seine Sympathien für sozialistisch-kommunistische Ideen wie die Enteignung von Privateigentum, die Verstaatlichung wesentlicher Wirtschaftszweige und die Abschaffung des Verfassungsgerichts sind offenkundig, auch wenn er einige seiner radikalsten Aussagen zwischenzeitlich zurückgenommen hat“.

Trotz der Corona-bedingten schweren Wirtschaftskrise verfügt Peru laut Heller nach wie vor über sehr robuste wirtschaftliche Rahmenbedingungen. So gehöre das Land mit einer Staatsverschuldung von rund 35 Prozent des BIP zu den am niedrigsten verschuldeten Ländern der Welt. Das Leistungsbilanzdefizit habe sich in den letzten Jahren stetig reduziert und das Land sei bekannt für seine stabilen, niedrigen Inflationsraten, was sich bis zur politischen Krise auch sehr positiv auf die Währungsentwicklung ausgewirkt habe. „Gerade in Lateinamerika ist diese Stabilität eher ungewöhnlich“.

Diese Errungenschaften stünden mit dem Wahlsieg Castillos nun auf dem Prüfstand. „Wie es für das Land unter seiner Präsidentschaft weitergehen wird, hängt maßgeblich von seinem Geschick ab, eine stabile Mehrheit im Kongress hinter sich zu einen. Seine Partei sei zwar stärkste Kraft im neu gewählten Kongress, verfüge aber nicht über die nötigen Stimmen, um allein ein Amtsenthebungsverfahren verhindern zu können. „Somit ist sein Handlungsspielraum zunächst begrenzt, er muss auf weniger radikale Kräfte zugehen, um Mehrheiten zu formen“.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten