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17:53 Uhr, 27.09.2019

Pair Trading: Gewinnen bei jeder Marktlage?

Vielleicht haben Sie sich auch schon einmal gewünscht, an den Märkten Geld zu verdienen - egal, ob es mit den Kursen rauf oder runter geht. Wie es klappen kann, erklärt Alexander Mantel in diesem Artikel.

Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag des Guidants-Experten Alexander Mantel.

Die Idee hinter dem Pair Trading ist schnell erklärt. Sie benötigen dafür lediglich zwei Werte (zum Beispiel Indizes oder Aktien), die in der Vergangenheit einen ähnlichen Kursverlauf hatten, also eine hohe Korrelation aufwiesen. Wenn sich die Korrelation zwischen den beiden Werten vorübergehend abschwächt, Wert A also steigt, während sich Wert B nach unten bewegt, würde Wert A leerverkauft (geshortet) und Wert B würde gekauft, um darauf zu setzen, dass sich der "Spread" zwischen den beiden wieder annähern würde.

Der Gewinn der Strategie ergibt sich also aus der Differenz der Preisänderungen zwischen zwei Instrumenten und nicht aus der Richtung, in die sich die einzelnen Instrumente bewegen. Deshalb kann ein Gewinn realisiert werden, wenn die Long-Position mehr als die Short-Position steigt oder die Short-Position mehr als die Long-Position fällt. In einem idealen Szenario steigt die Long-Position und die Short-Position fällt, jedoch ist dies nicht unbedingt eine Voraussetzung für die Erzielung eines Gewinns.

Umgesetzt werden kann die Strategie zum Beispiel mit CFDs oder Futures.

Marktneutral aber nicht risikoneutral

Da eine Long-Position in Verbindung mit einer Short-Position eingegangen wird, um das richtungsabhängige Risiko zu reduzieren, bieten marktneutrale Strategien oft eine gewisse Absicherung gegen Marktrisiken. Auf diese Weise wird das eigentliche Markt- oder Einzelwertrisiko gegen das Risiko aus dem Verhältnis zwischen Long- und Short-Positionen getauscht. Dies bedeutet aber nicht, dass marktneutrales Investieren risikoneutral oder risikofrei ist. Die Risiken unterscheiden sich jedoch von denen, die mit direktionalen und langfristigen Investitionen verbunden sind. Ein marktneutraler Ansatz kann eine alternative und unkorrelierte Renditequelle bieten, wenn er als Teil (aber nicht als Ersatz) einer umfassenden Anlagestrategie verwendet wird.

Passende Paare finden

Der erste Schritt bei der Suche nach geeigneten Paaren ist die Suche nach Werten, die etwas gemeinsam haben, liquide sind und geshortet werden können. Aufgrund ähnlicher Marktrisiken bilden konkurrierende Unternehmen innerhalb derselben Branche potenzielle Paare und sind ein guter Ausgangspunkt. Pair Trader suchen Instrumente, deren Preise sich tendenziell gemeinsam bewegen, deren Preise also korreliert sind. Pair Trader suchen nach Wertpapieren mit einem hohen Grad an Korrelation, um Gewinne zu erzielen, wenn sich die Preise außerhalb der statistischen Norm bewegen.

Der Korrelationskoeffizient misst das Ausmaß, in dem Werte einer Variablen mit Werten einer anderen verknüpft sind. Die Werte des Korrelationskoeffizienten liegen im Bereich von -1 bis +1, wobei eine perfekte negative Korrelation (-1) besteht, wenn sich die beiden Instrumente in entgegengesetzte Richtungen bewegen (Aktie A bewegt sich nach oben und Aktie B bewegt sich nach unten). Eine perfekte positive Korrelation (+1) liegt hingegen vor, wenn sich die beiden Instrumente in perfektem Einklang bewegen (Aktie A und Aktie B bewegen sich gleichzeitig auf und ab).

Keine Korrelation (0) besteht, wenn sich die Preisbewegungen der Instrumente völlig zufällig zueinander verhalten. Korrelationen von 0,8 oder höher werden oft als Optimal für Pair Trades betrachtet. Eine Korrelation von weniger als 0,5 wird hingegen als schwach bezeichnet. Im Idealfall ergibt sich eine starke Korrelation über mehrere Zeiträume.

Auf Guidants ist es übrigens ganz einfach, die Korrelation zweier Werte herauszufinden. Hierzu steht der Indikator "Korrelation (COR)" zur Verfügung. An diesen Beitrag habe ich einen Chart angehängt, der die Performance des DAX mit der des Euro Stoxx 50 auf Perspektive von 6 Monaten vergleicht. Unten im Bild ist der Indikator zu sehen, der die Korrelation der beiden Indizes zeigt.

Positionsgrößen aufeinander abstimmen

Pair Trader koppeln eine Long-Position mit einer gleichwertigen Short-Position. Hierzu müssen die beiden Positionen möglichst gleich groß sein (z. B. Long 10.000 EUR auf Aktie A und Short 10.000 EUR auf Aktie B). Sollten die beiden Instrumente in unterschiedlichen Währungen oder Kontraktgrößen gehandelt werden, gilt es, dies bei der Bestimmung des identischen Positionswerts zu berücksichtigen.

Management der Positionen als Einheit

Auch beim Pair Trading sollten die eingegangenen Positionen selbstverständlich überwacht werden. Im Falle dass sich wesentliche Kennzahlen wie die Korrelation ändern, kann es notwendig sein, die Positionen glattzustellen. Grundsätzlich sollten beim Pair Trading die Long- und die Short-Position als Einheit betrachtet werden - sie wurden gleichzeitig geöffnet und werden gleichzeitig geschlossen. Durch das Schließen nur einer und Offenhalten der anderen Position würde der wesentliche Vorteil der Strategie, das reduzierte Risiko durch den marktneutralen Charakter, verloren gehen.

Fazit

Pair Trading bietet eine interessante Chance, risikoreduziert Erträge zu erzielen. Aufgrund des marktneutralen Charakters der Strategie können diese Erträge unabhängig vom Marktumfeld erzielt werden. Im Mittelpunkt des Pair Tradings steht das Matching einer Long-Position mit einer Short-Position in einem verwandten oder korrelierten Instrument. Dadurch entsteht im Wesentlichen ein automatischer Hedge, bei dem ein Teil des Trades als Hedge gegen den anderen fungiert.

Long-Only-Händler können nur von steigenden Märkten profitieren. Short-Only-Trader profitieren, wenn die Märkte fallen. Für einen Pair Trader spielt die Marktrichtung keine Rolle - es ist die relative Performance der beiden Instrumente, die das Ergebnis jedes einzelnen Handels bestimmt.

Dennoch sollte Pair Trading - wie andere Handelsstrategien auch - nur als Teil eines ausgewogenen Anlagekonzeptes und Risikomanagements zur Anwendung kommen.

Bitte beachten Sie die Erläuterungen unter "Wichtige Hinweise" auf dem Guidants-Desktop von Alexander Mantel.

Hier geht es zum Guidants-Desktop von Alexander Mantel!


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3 Kommentare

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    Die zuverlaessigsten Pair-Trades sind immer noch zwischen zwei Aktien des SELBEN Unternehmens! Da kann man die Korrelationsrechnung mehr oder weniger beruhigt aus dem Fenster schmeissen.

    Royal Dutch Shell hat zum Beispiel eine "britische" Aktie und eine "niederlaendische".

    Beide kann man in New York gegeneinander handeln: RDS-A und RDS-B

    Andere Beispiele: News Corp, NWS und NWSA

    Unilever, UL und UN

    Ich habe noch ca ein weiteres Dutzend auf meiner watchlist.

    @TraderJo: Ja, LTCM war hauptsaechlich in Pair-Trades und statistischer Arbitrage unterwegs. Der Trade der ihnen letztendlich das Genick brach war der Spread zwischen "On-the-run" und "Off-the-run"-Treasuries. Sprich die 30 jaehrige US-Staatsanleihe die zuletzt ausgegeben wurde und am aktivsten gehandelt wird ("On the run") und die 30 jaehrige die vor ein paar Monaten ausgegeben wurde und nur noch sehr duenn gehandelt wird ("Off the run"). Da die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz in 30 Jahren genau so unwahrscheinlich ist wie eine Insolvenz in 29.5 Jahren sollten beide Anleihen eigentlich zum selben Preis handeln. Da die neuere Anleihe jedoch immer um ein vielfaches liquider ist als die aeltere, eroeffnen sich jedoch oft Preisdifferenzen die LTCM gehebelt und mit praktisch 0 Transaktionskosten ausnutzen wollte.

    Roger Lowenstein's "When geniuses fail" oder "Der grosse Irrtum" (deutsche Fassung) ist ein hervorragendes Buch ueber LTCM.

    20:46 Uhr, 30.09.2019
  • Waterson
    Waterson

    Vergange Korrelation ist nicht im geringsten ein Indikator für zukünftige.

    Generell ist die Annahme dass derzeitige Korrelationen nicht zufällig sind sehr gewagt.

    Kann ja zum Glück jeder für sich entscheiden wie man seine Kohle versenkt

    12:18 Uhr, 29.09.2019
  • TradeJo
    TradeJo

    Erinnert irgendwie an Long-Term Capital Management (LTCM), bei denen ist es irgendwann aus dem Ruder gelaufen.

    18:53 Uhr, 27.09.2019