Kommentar
07:37 Uhr, 28.04.2017

OPEC: Kampf gegen Fracking verloren!

Am Ende kommt es doch immer anders als man denkt. So ist es auch diesmal. Die OPEC kann sich endgültig geschlagen geben.

Erwähnte Instrumente

Die OPEC hat mit ihren Förderkürzungen immerhin eine Stabilisierung des Ölpreises bei 50 Dollar erreicht. Diese Stabilität steht allerdings auf der Kippe, denn vor allem die USA produzieren wieder Öl am laufenden Band. Mit einer Tagesproduktion von 9,25 Mio. Barrel erreichte die Förderung zuletzt den höchsten Stand seit 20 Monaten und gebohrt wird so fleißig wie seit 2 Jahren nicht mehr (Grafik 1).

Ursprünglich wollten die OPEC Länder die Schieferölproduzenten durch einen Preiskampf verdrängen. Das ist ihnen auch nach zwei Jahren Preiskampf nicht gelungen. Ende 2016 gab die OPEC auf und entschied sich für einen stabilisierenden Eingriff. Zuletzt nutzte das nicht mehr viel. Der Ölpreis kam trotz allem unter Druck. Nun wird darüber nachgedacht, die Produktion für längere Zeit einzufrieren oder vielleicht sogar noch etwas weiter zu kürzen.

Die OPEC verliert bei all ihren Überlegungen vollkommen aus den Augen, dass sie den Preis schon lange nicht mehr bestimmt. Wenn jemand den Ölpreis bestimmt, dann sind es die US-Fracking Unternehmen. Von ihnen hängt letztlich ab, ob in den USA 1-2 Mio. Barrel pro Tag mehr oder weniger gefördert werden.

Preise von mehr als 50 Dollar sorgen dafür, dass die Produktion steigt. Die neueste Umfrage der regionalen Notenbank von Dallas zeigt, wo die Kosten derzeit liegen. In den meisten Schieferölgebieten liegen die Breakeven Kosten für die Erschließung einer neuen Quelle bei 46-50 Dollar (Grafik 2). Ölpreise, die darüber liegen, machen es ökonomisch sinnvoll, mehr zu bohren und zu fördern. Bei niedrigeren Preisen dürften die meisten Unternehmen ihre Bohraktivität zurückfahren. Eingestellt wird sie jedoch nicht. Die Firmen können sich immer noch auf Vorkommen konzentrieren, die besonders günstig zu erschließen sind. In einigen Gebieten sind Preise von 30 Dollar bereits genug, um die Bohrköpfe profitabel in den Boden zu stampfen.

Schieferölvorkommen haben ihre Tücken. Lange Zeit gehörten die Kosten dazu. Davon ist inzwischen keine Rede mehr. Dafür bleibt ein großes Problem, dass die Quellen schnell erschöpfen. Die Fördermenge ist zu Beginn der Förderung hoch, geht aber relativ schnell zurück. Oftmals dauert es weniger als ein Jahr bis sich die Fördermenge aus einer Bohrung halbiert hat. Firmen müssen daher kontinuierlich bohren, um ihre Fördermengen konstant zu halten.

Immerhin, mit bestehenden Bohrlöchern lässt sich auch bei niedrigen Preisen Geld verdienen. Die Betriebskosten sind relativ gering. Grafik 3 zeigt, dass der Breakeven im Durchschnitt bei 24-38 Dollar liegt. Diese Kosten beinhalten nur die Betriebskosten. Würde man die Investitionen hinzuzählen, die einmalig notwendig sind, um an das Öl heranzukommen, landet man wieder bei Grafik 2.

Man kann davon ausgehen, dass die US-Produktion erst merklich zu sinken beginnt, wenn die Ölpreise für längere Zeit unter 40 Dollar fallen. Fällt die Produktion dann wie schon 2015 und 2016, verschwinden vom Weltmarkt 1 Mio. Barrel pro Tag. Das reicht, um den Preis wieder zu stabilisieren und Richtung 50 Dollar zu hieven. Dort wird dann wieder mehr gebohrt und gefördert. Der Preis kann wieder sinken usw.

Die OPEC kann mit weiteren Förderkürzungen den Preis zwar bei 50 Dollar halten, doch das stützt die US-Ölindustrie. Die OPEC würde Marktanteile verlieren. Am besten überlässt die OPEC die Herstellung des Gleichgewichts den Schieferölunternehmen. Sie erledigen das hervorragend von ganz alleine.

Clemens Schmale

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Ausgezeichneter Artikel. Kurz und knapp. Alles drin und klare Schlussfolgerungen

    10:21 Uhr, 28.04.2017
  • erdferkel1
    erdferkel1

    das sind seit längerer Zeit auch meine Gedanken, hab es nur noch nirgends schwarz auf weiß lesen können

    09:30 Uhr, 28.04.2017
  • jaja
    jaja

    Danke, sehr guter Inhalt und sehr gut aufbereitet !

    09:15 Uhr, 28.04.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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