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14:25 Uhr, 05.01.2021

OPEC+: "Der Job ist noch nicht erledigt"

Uneinigkeit bei der OPEC+. Russland und Saudi-Arabien liegen - wieder einmal - im Clinch. Dennoch erscheint ein Kompromiss wahrscheinlich, alles andere wäre fatal.

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  • Brent Crude Öl
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    Kursstand: 51,83100 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ Wien (Godmode-Trader.de) - Die OPEC+-Verhandlungen sind am Montag abrupt beendet worden, nachdem sich eine Mehrheit der Mitgliedsländer, darunter auch Saudi-Arabien, gegen den Vorschlag Russlands für eine erneute Angebotssteigerung im Februar gestemmt hatte. Die Gespräche sollen aber am heutigen Dienstag fortgesetzt werden, um die offen zutage getretenen Differenzen beizulegen. Nach wie vor steht die große Frage im Raum, wieviel zusätzliches Öl der Weltmarkt angesichts der Corona-Krise absorbieren kann, ohne dass die Preise erneut Schaden nehmen.

Die zähen Verhandlungen lassen Zweifel an der Produktionssteigerung von 500.000 Barrel pro Tag aufkommen, die der Markt für Februar bereits erwartet hatte. Die neuen Querelen stellen auch ähnliche Angebotssteigerungen in Frage, die Händler für März und April eingeplant hatten.

Meinungsverschiedenheiten zwischen Saudi-Arabien und Russland, den beiden De-facto-Führern der OPEC+, lähmen die gesamte Staatengruppe. Obwohl der Vorschlag Moskaus aktuell die Mehrheit der Staaten auf sich vereint, verlangt die Gruppe normalerweise einen Konsens zwischen allen Mitgliedern. Das Scheitern eines Kompromissvorschlages ist selten, kann aber schädliche Folgen mit sich bringen, wie der monatelange Preiskrieg im letzten Jahr gezeigt hat.

Saudi-Arabien warnt eindringlich vor einer höheren Ölproduktion. Die OPEC+ müsste der Versuchung widerstehen, schon jetzt die Drosselungen zu lockern, sagt der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman. „Unser Job ist noch nicht erledigt“, sagte er am Montag auf dem Ministertreffen. Die Unsicherheiten am Ölmarkt seien weiterhin groß, vielerorts bleibe die Ölnachfrage schwach und fragil. „Auf die Gefahr hin, als Spielverderber angesehen zu werden, möchte ich zur Vorsicht mahnen“. Nicht zuletzt sei die neue Variante des Virus eine beunruhigende und unvorhersehbare Entwicklung.

Auf der Videokonferenz vom Montag zeigten sich die anfänglichen Positionen von Moskau und Riad diametral entgegengesetzt. Der saudische Energieminister bin Salman schlug nach Informationen von Bloomberg vor, die Produktionssteigerung von 500.000 Barrel pro Tag, die die Gruppe in diesem Monat vorgenommen hatte, zurückzunehmen. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak wollte diese Fördererhöhung hingegen beibehalten und im Februar noch einmal nachlegen.

Bin Salman deutete am Montag letztlich an, dass er eine Verlängerung der aktuellen Fördermengen bis in den Februar hinein akzeptieren werde. Algerien, Nigeria, Oman, Irak, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate sprachen sich demnach ebenfalls für eine Beibehaltung der aktuell laufenden Fördermengen aus, Kasachstan unterstützte die Position von Moskau.

Die OPEC+ hält derzeit 7,2 Mio. Barrel pro Tag oder etwa 7 Prozent des weltweiten Ölangebots zurück. Die 23 Staaten-Gruppe verfolgt einen flexiblen Ansatz, indem sie sich im Dezember darauf einigte, sich jeden Monat zu treffen, statt nur ein paar Mal im Jahr, um die Produktionsmengen genau abzustimmen und zu vermeiden, dass die laufende Preiserholung scheitert.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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