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12:46 Uhr, 28.10.2020

Ölpreise unter Dauerstress

Die zweite Corona-Welle schürt die Ängste vor einer stagnierenden oder rückläufigen Ölnachfrage, was die Preise drückt.

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  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 37,73000 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Der US-Ölpreis (WTI) ist am Dienstag in Folge der Produktionsunterbrechungen durch Hurrikan Zeta im Golf von Mexiko zunächst deutlich auf 40 Dollar je Barrel gestiegen, bevor er nach einem negativen Lagerbericht des American Petroleum Institute sowie sich immer konkreter abzeichnender Lockdowns in vielen Ländern fast sämtliche Gewinne wieder abgegeben hat. Heute notiert WTI nur noch 37,75 Dollar und steht damit zwei Prozent im Minus. Nicht viel besser ergeht es der Nordseesorte Brent, die wieder unter der runden Marke von 40 Dollar/Barrel notiert.

Die zweite Corona-Welle schürt die Ängste vor einer stagnierenden oder rückläufigen Ölnachfrage, was die Preise drückt. Unverhohlen zuversichtlich zeigte sich diese Woche aber Saudi-Arabiens Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman. Das Schlimmste auf dem Ölmarkt liege hinter uns, behauptete Salman am Montag auf dem Energieforum CERAWeek in Indien. „Wir sind immer noch wachsam. Ich denke aber, es gibt insgesamt eine große Verbesserung im Vergleich zu der Lage im April und Mai“.

Auf dem US-Markt ist das Schlimmste definitiv noch nicht eingetreten. Die Ölproduktion ist immer noch rückläufig, sie bleibt nicht einmal stabil, geschweige denn dass sie zulegt. Mit einer durchschnittlichen Tagesproduktion von 9,9 Mio, bpd produzieren die USA rund 3,2 Mio. Barrel weniger pro Tag als im April. Trotz der rückläufigen Produktion liegen die US-Rohöllagerbestände immer noch ca. 10 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt. Der gestrige API-Bericht hat für die Woche zum 23. Oktober einen Anstieg der US-Rohölvorräte um 4,6 Mio. Barrel gezeigt. Der Konsens rechnete mit einem geringeren Aufbau.

Hinzu kommt, dass die konfuse Lage des Energiesektors, vor allem in Nordamerika, mehr und mehr Fusionen und Übernahmen ermöglicht, die Konsolidierungswelle demnach an Fahrt aufnimmt: Zahlreiche angeschlagene Öl- und Gasunternehmen werden von denjenigen geschluckt, die die Pandemie besser in den Griff bekommen. Jüngstes Beispiel ist der Zusammenschluss von Chevron und Noble.

Aber all diese ungesunden Entwicklungen werden ölabhängige Länder wie Saudi-Arabien nicht davon abhalten, darüber weiter zu schwadronieren, dass die Ölpreise nicht zu weit fallen werden. Immerhin bewegen sie sich trotz der jüngsten Schwäche immer noch auf einem doppelt so hohen Niveau wie im Frühjahr. Allerdings zeigt der Trend angesichts drohender neuer Lockdowns nach unten. Viele Wirtschaftsbereiche könnten dadurch so stark geschwächt werden, dass ihre Erholung kaum mehr möglich ist bzw. Jahre anhalten könnte. Für den Ölnachfrageausblick dürfte diese Entwicklung keine Aufhellung mit sich bringen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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