Kommentar
15:15 Uhr, 09.03.2020

Ölpreiscrash: Jetzt kaufen?

Der Ölpreis befindet sich im freien Fall. Es herrscht Panik. Ist das eine Einstiegsgelegenheit?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 31,89000 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 35,17300 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 31,89000 $/bbl. (FXCM)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 35,17300 $/bbl. (FXCM)

Als Ölinvestor hat man es in diesen Tagen wirklich nicht leicht. Erst litt die Welt an einer massiven Überversorgung, dann kam die Klimadebatte und nun der Coronavirus. Alle drei Faktoren spielen eine Rolle, wenn man über Ölinvestments nachdenkt.

Die Überversorgung bleibt ein Thema. Der Ölpreis ging vergangene Woche in einen Sturzflug über, der sich zu Beginn der neuen Woche noch einmal massiv verschärft. Die OPEC Staaten und Russland konnten sich nicht darauf einigen, die Fördermenge weiter zu begrenzen. Das war ein unerwartetes Verhandlungsergebnis. Eigentlich sollte die Fördermenge um weitere 1 Mio. Barrel/Tag reduziert werden.

Die zusätzliche Fördermengenkürzung war notwendig, um die sinkende Nachfrage auszugleichen. Teile der Welt stehen wegen des Coronavirus still. Die Nachfrage nach Öl sinkt da zwangsweise. In China waren die Straßen teils leer. Autos, die nicht fahren, brauchen auch kein Benzin.

Die Lage wird sich in den kommenden Wochen wieder normalisieren. Die Nachfrage bleibt allerdings für Monate gedämpft. Bei bestehender Produktionsmenge und sinkender Nachfrage wird das Überangebot größer. Eigentlich ist es da nur logisch die Produktionsmenge weiter zu senken. Russland spielt allerdings nicht mit.

Russland war schon immer das schwache Glied in der Kette. Die OPEC hat die Fördermenge seit 2016 deutlich gesenkt. Von 35 Mio. Barrel/Tag blieben am Ende weniger als 30 Mio. übrig. Das ist eine stattliche Kürzung. Es hätte aber noch deutlich mehr sein können. Russland verpflichtete sich zwar zu Kürzungen, setzte diese allerdings niemals um. Die Fördermenge lag damals bei 10,7 Mio. Barrel und heute bei 11,2 Mio. Anstatt zu kürzen, nutzte Russland die Kürzung der OPEC aus, um Marktanteile zu gewinnen (Grafik 1).

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Die Lage ist schwierig, auch wegen einer immer noch steigenden US-Produktion. Inzwischen holen die USA mehr als 13 Mio. Barrel Öl aus dem Boden, jeden Tag. Die USA sind zum weltweit größten Produzenten aufgestiegen. Die Lage ist düster und der Ausblick schwierig. Nach dem Kurssturz in der Nacht (Indikationen sehen den Ölpreis unter 30 Dollar), scheint ein Großteil nun aber eingepreist zu sein. Ist das die große Chance?

Wahrscheinlich nicht. Kurzfristig, auf Sicht von einigen Wochen oder Monaten, kann sich die Lage wieder entspannen. Der Crash wirkt wie eine Übertreibung. Übergeordnet bleibt die Situation jedoch kritisch. Das liegt nicht nur daran, dass die Klimadebatte langfristig für eine geringere Nachfrage sorgen wird. Stattdessen ist die Welt immer noch dabei den Investitionsüberhang abzubauen.

Etwas ähnliches gab es in den 80er Jahren. In den 70er Jahren war Öl wegen eines Embargos knapp. Es wurde viel investiert. Als all das Öl auf den Markt kam, kollabierte der Ölpreis. Das begann in diesem Zyklus 2014. Damals dauerte es über 10 Jahre bis der Überhang abgebaut war. Einen finalen Boden beim Ölpreis würden wir auf heute übertragen also nicht vor Mitte der 20er Jahre sehen. Das sollte man im Blick haben, wenn man langfristig investieren will.

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9 Kommentare

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  • MMeier2
    MMeier2

    Entschuldigt Leute,

    aber mal ne Frage: Die Deutsche-Bank-Indikation von Brent zeigt als letzten Kurs den vom 9. März.

    Wird die in Krisensituationen eingestellt, oder woran liegt das?

    Danke.

    19:32 Uhr, 11.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • petervonbremen
    petervonbremen

    Ja, ja, der Herr Schmale. Die Hoffnung stirbt zuletzt - aber seien Sie sicher, sie wird sterben. Ich bin zum Glück kein "Finanzmakrtexperte", von daher passen meine Prognosen meist auch besser in die Realität, als die der GT Spezies. - Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, hat die letzten beiden Wochen Geld verdient und nicht verloren. - Und beim Euro wird sich demnächst (innerhalb weniger Monate) auch etwas ändern, was ist mir allerdings (noch) nicht klar.

    05:06 Uhr, 10.03.2020
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Also ich bin nicht besoffen und nur bedingt Zyniker - aber alt.

    … auf dem Niveau kann es nicht bleiben, also brennen in 3-5 Tagen saudische Ölfelder oder 2-3 Raffinerien kriegen eine Bombe.

    Der CIA steht unter Generalverdacht (Amerika first), die schieben es auf die Russen. Der Russe hat möglicherweise einen Deal mit den Saudis (weil beide sauer auf Trump sind) und bringt Israel ins Spiel. Die sagen es waren die Saudis selbst, weil es schnell repariert ist und sich "unterm Strich" lohnt, weil es dem Ami schadet... das findet dann auch der Russe toll.

    So oder ähnlich. An der Tanke kommt es nicht an. Also wie setze ich am besten auf steigende Ölpreise?

    00:00 Uhr, 10.03.2020
  • Lumpazi
    Lumpazi

    BP gibt es heute auf dem Niveau von Deepwater Horizon 2010. Da wird ein Anfang gemacht. Rubel auch interessant!

    19:25 Uhr, 09.03.2020
  • Chamäleon
    Chamäleon

    der Ölpreis verlauf wurde schon vor Monaten so von einen user vorhergesagt......glaub @diNase war`s....Schade das er nimmer schreiben darf.....☹

    18:17 Uhr, 09.03.2020
  • new-agens
    new-agens

    Herr Schmale, kurz nachgefragt: Gab´s da Ihrerseits nicht auch einmal eine Verbindung/einen Vergleich zu einem früheren Ölpreisverlauf: 1860-1900 oder 1860-1910?? Der sah doch in etwa ähnlich aus...

    15:52 Uhr, 09.03.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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