Kommentar
09:21 Uhr, 28.11.2017

Ölpreis: Weiterer Auftrieb dank OPEC?

Die OPEC darf sich selbst auf die Schulter klopfen. Sie hat den Ölmarkt stabilisiert. Das ist etwas, was sie schon lange nicht mehr geschafft hat.

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Die OPEC verlor in den letzten Jahren immer mehr an Relevanz. Das hatte ganz einfache Gründe: ihr Marktanteil an der weltweiten Ölproduktion ging zurück. Der Marktanteil war allerdings nicht der einzige Grund. Auch die Interventionen, um den Ölpreis zu stabilisieren, scheiterten in der Vergangenheit eigentlich immer.

OPEC-Mitglieder glänzten in der Vergangenheit nicht gerade durch Zuverlässigkeit. Fördergrenzen wurden souverän ignoriert. Es war einfach zu lukrativ zu schummeln. In der noch anhaltenden Ölpreiskrise war das anders. Es ging praktisch ums Überleben. Schon vor dem Ölpreisrückgang hatten manche Länder Schwierigkeiten ihre Ausgaben zu stemmen. Mit 70 % weniger Einnahmen war kein Auskommen mehr.

So mancher Staatshaushalt stand vor dem Kollaps. Da hohe Subventionen und Geldgeschenke die Bevölkerung in vielen Ländern einlullten, konnte darauf nicht verzichtet werden. Kurz gesagt: höhere Ölpreise waren eine absolute Überlebensfrage.

Saudi-Arabien weigerte sich zu Beginn der Misere an jeglicher Förderkürzung zu partizipieren. Niedrige Ölpreise sollten die Schieferölunternehmen in den USA aus dem Markt drängen. Da dies einfach nicht geschehen wollte, schwenkte Saudi-Arabien ein und überzeugte auch Nicht-OPEC Länder bei der Fördermengenbegrenzung mitzumachen.

Ein Ziel der Begrenzung war der Abbau der zum Bersten vollen Öllager. In den USA stieg der Lagerbestand so schnell an, dass der Platz auszugehen drohte. Wenn Öl nicht mehr gelagert werden kann, muss es verkauft werden, koste es, was es wollte. Negative Verkaufspreise machten die Runde.

Das ist alles vom Tisch. Seit April 2016 sinkt der Lagerbestand in den OECD Ländern (siehe Grafik). Der Bestand erreichte kurzfristig fast 1,3 Mrd. Barrel. Das entsprach 5 % der weltweiten, jährlichen Verbrauchsmenge. Für die OECD Länder allein entsprach der Bestand 11 % des jährlichen Verbrauchs.

Es war allerdings nicht nur Rohöl selbst, welches Probleme bereitete. Auch die Lager für Ölprodukte wie Benzin schwollen an. Der Anstieg war hier ähnlich groß wie beim Rohöl. Dieser Bestand ist ungefähr um 10 % von den Hochs gesunken. Damit ist das Ziel jedoch noch lange nicht erreicht. Um wieder auf das Niveau von Anfang 2014 zurückzukehren, muss der Bestand noch einmal um 15-20 % sinken.

Am Wochenende kam mir ein Artikel im Wall Street Journal unter, der schon davon sprach, dass die OPEC zu erfolgreich war und der Ölpreis jetzt auf 70 Dollar und mehr steigen könnte. Ein so hoher Preis könnte die Nachfrage dämpfen.

Das halte ich persönlich für Unsinn. Wir können praktisch zuschauen wie die Produktion in den USA Woche für Woche steigt. Die OPEC muss ihre Politik fortsetzen, wenn der Ölpreis nicht schon bald wieder unter 50 Dollar fallen soll. Von zu viel Erfolg kann weit und breit keine Rede sein. Weder mangelt es an Angebot, noch sind die Lager leer. Bis zu einem nachhaltig ausgeglichenen Markt vergeht noch viel Zeit.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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