Kommentar
18:22 Uhr, 04.03.2015

Ölpreis: Fundamental kein Turnaround in Sicht

Auf den ersten Blick sieht es so aus als würden die Ölpreise einen Boden finden. Auf den zweiten Blick lässt sich das nicht rechtfertigen.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 49,98 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 49,98 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

Die Stabilisierung der Ölpreise ist möglicherweise trügerisch. Rein von den Fundamentaldaten her gibt es keinen Grund von einem Turnaround auszugehen. Fundamental heißt hier: Angebot und Nachfrage bewegen sich wieder auf ein Gleichgewicht zu. Es müsste entweder das Angebot sinken oder die Nachfrage deutlich steigen, damit das Überangebot auf dem Weltmarkt wieder verschwindet. Ein überraschend deutlicher Nachfrageanstieg ist nicht zu erwarten. Und das Angebot? Eigentlich steigt es nach wie vor.

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In den USA führen vor allem die Statistiken zur Anzahl von Bohrtürmen für Wirbel. Die Anzahl fällt wie ein Stein. Das nährt Hoffnungen auf einen Rückgang der Produktion. Diese Hoffnungen dürften nicht so schnell erfüllt werden. Die lange Zeitreihe zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Bohrungen und Angebot relativ vage und zeitlich verzögert ist. Langfristig ist die Rechnung natürlich einfach: wer nicht bohrt und für neue Ölquellen sorgt, der produziert auch weniger. Langfristig ist das richtig. Es ist jedoch eine Gleichung, die wirklich nur auf 2 oder 3 Jahre gesehen aufgeht.


In den USA mag es dieses Mal ein klein wenig früher dazu kommen. Die Fördermenge aus Schieferölvorkommen nimmt relativ schnell ab. Hier sollte man die ersten Effekte dieses Jahr noch wahrnehmen können. Das Überangebot hängt allerdings nicht nur von den USA ab. Es ist ja nicht so als würden nur die USA mehr Öl fördern. Derzeit reißt sich jeder um Marktanteile. Das Überangebot ist kein US, sondern ein weltweites Problem.
Weltweit sieht es nicht besser aus als in den USA. Die Produktionsmenge ist 2014 im Vergleich zu 2013 deutlich bestiegen. Für 2015 kann man einen weiteren Anstieg erwarten. Weltweit ist der Zusammenhang von Bohraktivität und Angebot auf Jahressicht ganz gut erkennbar. Man muss allerdings mit einer einjährigen Verzögerung rechnen. Wenn das Angebot wirklich sinken sollte, dann wohl erst Anfang 2016.
Kurzfristig ändert das nichts an einer Stabilisierung der Preise. Verantwortlich sind zeitlich begrenzte Faktoren. In Libyen ist der Export derzeit gehemmt. Kämpfe, Sabotage und eine vollkommen unübersichtliche, politische Lage werden die Exporte auch in Zukunft unvorhersehbar machen. Vom aktuellen Stopp kann der Export jedoch nur wieder steigen. Gleichzeitig hat der Irak gerade Probleme sein Öl aus den Häfen zu bringen. Schlechtes Wetter hat den Schiffsverkehr kurzzeitig lahmgelegt.

Nach einer temporären Verknappung im Februar dürfte die Angebotsmenge im März dafür umso stärker steigen. Das muss nicht notwendigerweise sofort zu sinkenden Preisen oder sogar neuen Tiefs führen. Die grundsätzliche Entwicklung stimmt (weniger Bohraktivität). Das Angebot wird damit nicht sofort sinken. Es ist aber absehbar, dass es sinken wird. Das reicht dem Markt häufig genug, um den Preisen nach oben zu helfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Ölpreis in der Bodenbildungsphase befindet, ist relativ hoch.

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4 Kommentare

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  • Jarakoff
    Jarakoff

    Wenn es sein muss, finden die Notenbanken immer ein Argument um weiterhin expansive Geldpolitik zu betreiben. Beispielsweise kann sie den Ölpreis einfach aus der Inflationsrechnung ausklammern, wenn er wieder steigen sollte. Wenn der Ölpreis hingegen fällt und für sinkende Inflationszahlen sorgt, wird er freilich nicht ausgeklammert, sondern als Grund zur Sorge betrachtet. Man dreht sich alles so hin wie man es eben braucht...

    Im Übrigen m.E. ein völlig bescheuertes Argument der Notenbanker: Ein sinkender Ölpreis soll ein Grund zur Sorge sein, weil er die Inflation sinken lässt...

    09:02 Uhr, 05.03. 2015
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Ein echtes "Horrorszenario" für Mario Draghi und die EZB wären wohl steigende Ölpreise in Kombination mit einem weiter fallenden Euro (zum US-Dollar). Denn damit würde die Inflation in der Eurozone gleich von zwei Seiten angeheizt, so dass sie schneller nicht nur unter, aber nahe bei 2% p.a. sondern sogar darüber liegen könnte. In der Folge müsste die EZB ihr QE dann vorzeitig beenden, was wiederum die PIGS richtig unter Druck setzen würde. Insofern ist der Ölpreis zurzeit sehr wichtig, viel wichtiger als manche glauben...

    19:27 Uhr, 04.03. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Expat
    Expat

    Also nochmal: Anfang:

    Ölpreis: Fundamental kein Turnaround in Sicht Auf den ersten Blick sieht es so aus als würden die Ölpreise einen Boden finden. Auf den zweiten Blick lässt sich das nicht rechtfertigen.

    Schluss:

    Das reicht dem Markt häufig genug, um den Preisen nach oben zu helfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Ölpreis in der Bodenbildungsphase befindet, ist relativ hoch.

    Also WAS nu??

    19:24 Uhr, 04.03. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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