Kommentar
08:57 Uhr, 14.02.2017

Ölpreis: Es droht eine deutliche Korrektur!

Der Ölpreis lebt derzeit – wie so vieles an der Börse – hauptsächlich von Hoffnung. Damit die Hoffnung nicht stirbt, gibt es immer wieder ermunternde Nachrichten.

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Die ganz große Party ist auf dem Ölmarkt bisher ausgeblieben. Freilich, die Tiefs unterhalb von 30 Dollar sind längst Vergangenheit und die Rally bis zu den aktuellen Preisen war bemerkenswert, doch seitdem die OPEC die Fördermenge gekürzt hat, ist nicht mehr viel geschehen.

Nun kann man sich ansatzweise vorstellen, wo der Ölpreis heute stehen würde, wenn es die Produktionskürzungen nicht gegeben hätte. Die Kürzungen gab es nun aber einmal und so kann sich der Preis seit einigen Wochen oberhalb von 50 Dollar etablieren. Dabei helfen auch immer wieder Nachrichten der OPEC.

Das Jahr ist noch so jung wie die Produktionskürzung, doch schon jetzt lässt sich sagen, dass die Kürzung ein voller Erfolg ist. Grafik 1 zeigt die bisherige Kürzung der einzelnen Länder und deren Zugeständnisse vom vergangenen Jahr. Die kleinsten OPEC Länder sind nicht aufgeführt, dafür aber Russland. Aus Russland gibt es noch keine konkreten Daten. Bisher ist nur das verbale Bekenntnis vorhanden, dass tatsächlich 300.000 Barrel pro Tag weniger produziert werden als bisher.

Saudi-Arabien leistet den mit Abstand größten Beitrag an den Kürzungen und übertrifft sein Zugeständnis gleich um 100.000 Barrel am Tag. Andere Länder brauchen wohl noch etwas mehr Zeit bis sie ihre Zusagen einhalten können. Zu diesen Ländern gehören etwa die Emirate oder Venezuela.

Von Venezuela ist vermutlich ohnehin keine Einhaltung der Zusage zu erwarten. Das Land braucht nicht nur jeden Dollar, sondern jeden Cent, um solvent zu bleiben. Auf der anderen Seite gibt es auch Länder, die mehr fördern dürfen, etwa der Iran. Dieser schöpft sein höheres Limit bisher nicht einmal ansatzweise aus. Das hilft.

Libyen und Nigeria wurden vom Deal ausgenommen, da beide aufgrund der Lage im Land schon lange nicht mehr nahe ihrer Kapazität produzieren. Inzwischen hat sich die Lage in beiden Ländern wieder beruhigt, was sich auch in einem deutlichen Anstieg der Produktionsmenge zeigt.

Die OPEC-Länder, inklusive Russland, die sich zu Kürzungen verpflichtet haben, erfüllten ca. 90 % ihrer Zusagen. Das ist ein absoluter Rekordwert. Die OPEC folgte ihren eigenen Beschlüssen noch nie so strikt, aber reicht das?

Schließt man Nigeria und Libyen in die Betrachtung mit ein, dann wurden bisher 60 % der Kürzungsmenge erreicht. Im Maximum können 70 % erreicht werden. Wahrscheinlich aber fällt der Wert sogar unter 50 %, wenn Nigeria Libyen ihre Ziele zur Ausweitung der Produktion erreichen.


Die Kürzungen setzt das in Perspektive. Weltweit sinkt das Angebot so um weniger als 1 % durch den Beschluss. Gleichzeitig steigt die Produktion der USA wieder (Grafik 2). Am Ende bleibt alles beim alten. Das Ölangebot bleibt konstant.

Dass es noch keine Entspannung gibt, zeigt auch der US-Öllagerbestand. Saisonal dürfte der Bestand noch bis April ansteigen. Schon jetzt steht er nur knapp unter dem bisherigen Rekordwert von 512 Mio. Barrel aus vergangenem April. In diesem Jahr könnten 540 Mio. Barrel im April erreicht werden. Da ist von Entspannung überhaupt noch nichts zu bemerken.

Unterm Strich heißt das: trotz aller Beteuerungen und gegenteiliger Meldungen bleibt das weltweite Überangebot wie gehabt bestehen. Gleichzeitig sind Anleger in Bezug auf den Ölpreis so bullisch positioniert wie noch nie. Das schreit förmlich nach einer Korrektur. Fundamental wäre sie allemal gerechtfertigt.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Welche Anleger sind so bullisch investiert wie nie, Herr Schmale?? Die Commercials (mithin das smart money) besitzt soweit ich weiss Rekord-Short-Positionen. Absolut mindestens ein 10-Jahres-Maximum und auch bereinigt um das Short Interest immer sehr nahe am Hoch....also wer soll das so bullisch sein? Wenn Sie "Hinz und Kunz" meinen - das interessiert keinen Menschen

    16:29 Uhr, 14.02.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Die Korrektur kommt jedoch wann nur? Die Vergangenheit hat gezeigt dass Preisblasen durchaus auch länger noch bestehen können. Meine Meinung dazu ist so richtige Übertreibungen abwarten und dann die schwachen shorten. (Ich selbst gehe lieber nur long Positionen ein=) )

    12:49 Uhr, 14.02.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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