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17:05 Uhr, 15.11.2022

Ölmarkt: Risikofaktor EU-Embargo für russisches Öl

Russland könnte nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) Schwierigkeiten haben, neue Märkte für sein Rohöl zu finden, sobald ein europäisches Importverbot in Kraft tritt. Dies könnte in der Folge die durchschnittliche Fördermenge des Landes im nächsten Jahr unter 10 Mio. Barrel pro Tag drücken.

Wie die IEA am Dienstag in ihrem neuen Monatsbericht mitteilte, hat Russland mehr als 1 Mio. Barrel Rohöl pro Tag nach Indien, China und in die Türkei umgeleitet, da viele der traditionellen Kunden im Westen nach der Invasion in der Ukraine sich abgewendet haben. Die Lieferungen an die Länder in Asien hätten sich jedoch in letzter Zeit stabilisiert, was Spekulationen aufkommen lasse, dass diese nicht in der Lage seien, ihre Einfuhren weiter zu steigern, hieß es weiter.

Sollten die Exporte nach China, Indien und die Türkei stabil bleiben, müsste der Rest der Welt seine russischen Importe bis Februar auf rund 3,3 Mio. Barrel pro Tag verdreifachen. „Wir glauben nicht, dass dies machbar ist“, urteilte die IEA. Russland werde aller Wahrscheinlichkeit nach deshalb bis Ende März kommenden Jahres fast 2 Mio. Barrel pro Tag weniger produzieren wird als vor dem Krieg und im Gesamtjahr 2023 durchschnittlich nur noch 9,6 Mio. Barrel pro Tag fördern.

Nach Berechnungen von Bloomberg, die sich auf Medienberichte und Daten der CDU-TEK-Einheit des Energieministeriums in Moskau stützen, lag die russische Produktion von Januar bis Oktober bei durchschnittlich 10,7 Mio. Barrel pro Tag.

Die Europäische Union wird am 5. Dezember ein Embargo für die meisten russischen Rohölsorten und ab dem 5. Februar eines für Raffinerieprodukte verhängen. Damit werden russische Öllieferungen über den Seeweg in die EU unterbunden. Dieser Schritt könnte allerdings nicht nur Produktionsrisiken für Russland auslösen, sondern auch die Versorgungsprobleme in Europa verschärfen, da alternative Kraftstoffquellen möglicherweise nicht ausreichen, um die dann auftretende Lücke zu schließen.

Auf der Grundlage der Daten vom Oktober wird der Kreml nach Angaben der IEA neue Märkte für rund 1,5 Mio. Barrel Rohöl und 1 Mio. Barrel Ölprodukte pro Tag finden müssen.

Wie aus dem IEA-Monatsbericht weiter hervorgeht, sind die Ölreserven der Industriestaaten zuletzt stark gesunken. Die Lagerbestände seien auf den tiefsten Stand seit 2004 gefallen. Die Ölmärkte würden zwar bis in den Winter „fein ausbalanciert bleiben“, schreiben die Experten. Das Näherrücken des EU-Embargos für russisches Öl und Ölprodukte werde aber den Druck an den Märkten weiter erhöhen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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