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11:46 Uhr, 06.07.2021

Ölmarkt: Läuft die Preisentwicklung aus dem Ruder?

Das Ziel der Mehrheit der OPEC+ Staaten ist es, den Ölpreis auf dem Niveau um 70 Dollar/Barrel zu stabilisieren. Diesen Ölstaaten erkennen, dass zu stark steigende Notierungen letztlich zu rapide fallenden Preisen führen können, was eine destabilisierende Wirkung auf diese Länder mit sich brächte.

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    Kursstand: 77,25700 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Wien/ New York (Godmode-Trader.de) - Die Ölförderallianz OPEC+ hat sich in mehreren Verhandlungsrunden in den vergangenen Tagen nicht auf eine Anhebung der Produktionsquoten einigen können. Der Ölpreis stieg in der Folge auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren.

Bei den Verhandlungen war es zu einem offenbar erbittert ausgeführtem Streit zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gekommen. Dabei war es vor allem um das Ausmaß der unmittelbaren Produktionserhöhung gegangen, ob um 2 Mio. Barrel pro Tag oder mehr. Die VAE hatten eine höhere Produktionsbasis gefordert.

Das Scheitern des Produktionsabkommens könnte nun dazu führen, dass die OPEC+ die Förderung im August wohl nicht erhöhen wird. Allerdings könnten sich die VAE und andere Länder nicht mehr an das Abkommen halten und ihre Produktion schneller und stärker als vereinbart anheben. „Wachsende Meinungsverschiedenheiten über die Außen-, Wirtschafts- und Sicherheitspolitik zwischen Riad und Abu Dhabi sowie über die Ölpolitik selbst werden zukünftige OPEC-Diskussionen erschweren", sagte Amrita Sen vom Beratungsunternehmen Energy Aspects Ltd. in London zu Bloomberg. „Kein zusätzliches Öl im August, zu einer Zeit, in der der physische Markt unglaublich angespannt ist, kann leicht dazu führen, dass die Preise über 90 Dollar hinausschießen."

Da die Preise in diesem Jahr bereits um etwa 50 Prozent gestiegen sind und aktuell in Richtung 80 Dollar/Barrel tendieren, könnte die Produzentengruppe zusätzlichen Druck von den Verbraucherländern bekommen, die eine steigende Inflation befürchten. Energiepreise als exogener Einfluss spielen aktuell die dominanteste Rolle als Preistreiber. „Die Ölpreise werden weiter in die Höhe treiben, wenn die Nicht-Einigung bedeutet, dass das aktuelle Produktionsniveau fortgesetzt wird", sagte Jason Bordoff, Direktor des Center on Global Energy Policy an der Columbia University der New Yorker Nachrichtenagentur. „Aber das ist auch nicht haltbar, weil ein ungebremster Preisanstieg die Interessen der VAE, Russlands und Saudi-Arabiens untergräbt.“

Das Ziel der Mehrheit der OPEC+ Staaten ist es, den Ölpreis auf dem Niveau um 70 Dollar/Barrel zu stabilisieren. Diesen Ölstaaten erkennen, dass zu stark steigende Notierungen letztlich zu rapide fallenden Preisen führen können, was eine destabilisierende Wirkung auf diese Länder mit sich brächte.

Das Ergebnis ist insofern ein klarer Misserfolg für die Gruppe der Produzenten. Die Beziehungen zwischen zwei Kernmitgliedern der OPEC haben sich so weit verschlechtert, dass kein Kompromiss möglich war. „Es schadet dem Selbstbild der Gruppe als verantwortungsvoller Verwalter des Ölmarktes und lässt das Schreckgespenst des zerstörerischen internen Preiskriegs aufkommen, der im vergangenen Jahr beispiellose Preisschwankungen verursachte“, kommentierte Bloomberg.

Laut OPEC-Daten sind die noch letztes Jahr arg aufgeblähten Ölvorräte wieder auf ein durchschnittliches Niveau gesunken, da die Weltwirtschaft wieder mehr Öl beansprucht. Die Nachfrage wird in der zweiten Jahreshälfte um 5 Mio. Barrel pro Tag höher sein als in den ersten sechs Monaten des Jahres, hieß es von Seiten der OPEC in der vergangenen Woche.

Die US- Regierung bemüht sich nun, die Verhandlungen über eine Anhebung der Förderquoten wegen der weltweiten Folgen zu beleben, da stabile Ölmarkt-Bedingungen erforderlich sind, um die wirtschaftliche Erholung von der Pandemie abzusichern.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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