Fundamentale Nachricht
15:33 Uhr, 29.10.2019

Ölbranche in der Krise

Sinkende Energiepreise, eine schleppende globale Nachfrage und schwächelnde Margen belasten die Ölindustrie. Die Investoren verlangen dennoch immer höhere Auszahlungen. Wie geht es mit der Branche weiter?

New York (Godmode-trader.de) - Die großen Ölkonzerne stecken im Dilemma.Einerseits bleiben die Ölpreise hartnäckig tief, was auf die Gewinne drückt, andererseits müssen die Konzerne gewaltige Investitionen stemmen. Zudem ist ihr Image in Zeiten des Klimawandels angekratzt.

Die sog. ‚Supermajors’ - Exxon Mobil, Shell, Chevron, Total und BP - werden im dritten Quartal voraussichtlich einen durchschnittlich 42 prozentigen Rückgang ihrer Gewinne bekannt geben, wenn die Konzern in der laufenden Woche ihre Bilanz für den Sommerzeitraum lüften, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Der Rückgang ist zu massiv, um ihn allein den schwachen Ölpreisen anzulasten. Diese sind in der Berichtsperiode lediglich um 18 Prozent gesunken. Dies legt den Schluss nahe, dass die Konzerne ihre Hausaufgaben schlecht gemacht haben.

Exxon, Shell und BP haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Erwartungen der Aktionäre zu erfüllen, indem sie Themen wie Raffinerie-Reparaturen, Anlagenverkäufe und Hurrikan-Auswirkungen auf die Offshore-Ölförderung angegangen sind. Dennoch warten die Anleger auf zusätzliche Informationen, was sie für den Rest des Jahres 2019 erwarten können.

Die meisten der schlechten Nachrichten sind in den Kursem bereits eingepreist. Die Aktie von Exxon fiel am 2. Oktober um 2,5 Prozent, nachdem der Überschuss im zweiten Quartal wegen der niedrigen Ölpreise und höherer Ausgaben um eine halbe Milliarde Dollar fiel. Der Rückgang konnte nicht durch höhere Raffineriegewinne ausgeglichen werden. Unterdessen warnte Shell davor, dass die Öl- und Gasproduktion einbrach, und seine Raffinerien und Chemieanlagen nur zu etwa 90 Prozent ausgelastet sind. BP kündigte höhere Steuerbelastungen und eine Wertminderung einiger verkaufter Vermögenswerte an. Faktoren, die die Hoffnung auf eine Dividendenerhöhung zunichte machten. Die Petrochemie, die lange als die kommende Wachstumschance von Big Oil angekündigt wurde, schwächelt zudem. Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat die Nachfrage nach Kunststoffen gedrückt. Exxon mit seiner riesigen Chemie-Sparte ist von diesem Trend unter den Großen Fünf am stärksten betroffen.

Welchen Kurs wird die Branche einschlagen? In einer Welt, die von Rohöl überflutet und mit dem Klimawandel konfrontiert ist, ist ungebremstes Wachstum für die Ölbranche zum Problem geworden. Investoren scheinen im Moment keine klare Antwort zu finden. Die Aktien von Exxon wurden abgestraft, nachdem das Unternehmen hohe Investitionen für zukünftige Projekte ausgegeben hatte.

Die Supermajors gehören noch immer zu den großzügigsten Dividendenzahlern. In der neuen Welt der Kampagnen gegen fossile Brennstoffe werden steigende Ausschüttungen und Aktienrückkäufe als Mittel der Investorenbindung eingesetzt. Die laufenden Dividendenprogramme der fünf Unternehmen stehen noch nicht zur Disposition. Investoren dürften aber gespannt darauf sein, wie nachhaltig diese sind, wenn künftig kostspielige Bohr- und Bauprojekte und Investitionen in Erneuerbare Energien (Shell) mit sinkenden Gewinnen gestemmt werden müssen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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