Kommentar
14:58 Uhr, 13.10.2020

Öl: Wer investiert, ist selber schuld

Seit einigen Monaten pendelt sich der Ölpreis bei 40 Dollar ein. Langfristig kann es eigentlich nur nach oben gehen, denken viele. Ein Fehlschluss.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 39,96000 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 39,96000 $/bbl. (FXCM)

Alles bewegt sich in Zyklen. Das gilt insbesondere für den Rohstoffmarkt. Dieser leidet gerade unter dieser Zyklizität. Es sind aber nicht alle Rohstoffe, die leiden, sondern vor allem fossile Brennstoffe. Ganz oben auf der Liste steht Kohle, dann kommt Öl und zuletzt Gas. Der Kohlesektor lässt sich vermutlich nicht mehr wiederbeleben. Bei Öl haben Anleger noch Hoffnungen. Irgendwann müssen ja die Überkapazitäten abgebaut sein. Das war bisher immer so. Es ist nicht das erste Mal, dass der Ölmarkt unter Überkapazität leidet. In den 70ern war Öl wegen des Ölembargos plötzlich teuer. Firmen investierten daher in die Erschließung neuer Ölquellen. Als diese in den 80er Jahren auf den Markt kamen, stagnierte der Preis bis Ende der 90er Jahre auf niedrigem Niveau. Es wurde weniger investiert und in den 2000er Jahren kam das zum Tragen. Die Kapazitäten waren knapp.

Bis 2008 stieg der Preis wieder. Hohe Preise führten wieder zu Investitionen. Die Kapazität ist nun vorhanden und wird nicht in vollem Umfang benötigt. Der Preis ist daher seit Jahren niedrig.

Geht es nach den bisherigen Zyklen, dann müsste Öl auch irgendwann wieder eine positive Zukunft haben. Dieser Zyklus unterscheidet sich jedoch von vorherigen. Einerseits wurde durch das Fracking Öl erschlossen, das sich relativ problemlos fördern lässt. Es braucht keine jahrelangen Investitionen. Man weiß, wo sich das Öl befindet und kann innerhalb von Wochen mehr fördern.

Andererseits wollen immer mehr Staaten von fossilen Brennstoffen wegkommen. Nicht zuletzt deswegen kehren immer mehr Anleger Ölunternehmen den Rücken. Sie haben Angst vor gestrandeten Assets, also Vermögenswerten wie Ölreserven, die nicht mehr benötigt werden. Was nicht benötigt wird, ist nichts wert.

Die großen Ölunternehmen im S&P 500 verlieren immer mehr an Bedeutung (Grafik 1).

Die Marktkapitalisierung von Unternehmen, die sich auf erneuerbare Energie fokussieren, steigt immer weiter an. Da der S&P 500 nur eine Handvoll dieser Unternehmen hat, verpassen Anleger diesen Megatrend gerade, wenn sie nur ETFs auf marktbreite Indizes halten.

Die Marktkapitalisierung dieser Firmen kann teils mit der von großen Ölunternehmen konkurrieren (Grafik 2). Einstige Schwergewichte wie Halliburton sind inzwischen weniger wert als Solarfirmen wie Enphase und Sunrun.


Der Trend spricht gegen Öl. Die Kapazitäten werden irgendwann wieder schrumpfen. Das muss nicht zu höheren Preisen führen. Die Ölnachfrage dürfte ebenfalls sinken. Da immer mehr Anlegergelder aus Ölunternehmen abfließen, bleibt ein latenter Verkaufsdruck bestehen.

Für eine kurzfristige Spekulation ist der Sektor sicherlich interessant. Für eine Investition mit langem Zeithorizont gibt es bessere Sektoren.

Clemens Schmale


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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Gas nimmt bei den fossilen Brennstoffen eine Sonderrolle ein. Denn durch Methanpyrolyse lässt sich aus Erdgas Wasserstoff im großen Stil herstellen. Als als Abfallprodukt entsteht Kohlenstoff in fester Form. BASF ist auf dem Gebiet mit seiner Tochter DEA ziemlich weit.

    https://www.basf.com/global/de...

    Der andere Weg Wasserstoff zu erzeugen ist Elektrolyse. Hier liegt aber noch ein weiter Weg vor uns, bis die Technologie wirtschaftlich ist. Hier dürfte auch der Grund liegen, warum die Bundesregierung an Nordstream2 festhält. Ohne Erdgas hat Wasserstoff eine schwierige Zukunft.

    15:45 Uhr, 13.10.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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