Kommentar
19:04 Uhr, 17.10.2017

Öl nicht nur wegen Nordirak weiterhin bullisch

Die Sorte Brent hat das mittelfristige Kursziel von 60 Dollar schon touchiert, WTI wird folgen. Die fundamentale Ausgangslage war lange nicht so gut wie jetzt.

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China rettet derzeit den Ölmarkt. Vergangene Woche zeigte sich, dass die Ölimporte wieder kräftig gestiegen sind. In diesem Jahr werden Chinas Ölimporte vermutlich die Marke von 9 Mio. Barrel pro Tag nachhaltig knacken. Das ist für den Weltmarkt eine Wohltat.

Die US-Ölimporte sind seit 10 Jahren auf dem Rückzug. Wie wir wissen, liegt das an der gesteigerten Produktion in den USA. Für den globalen Ölmarkt war das ein großes Problem, denn die USA als größter Konsument und Importeur saugten Öl zuverlässig vom Markt ab. Das gilt heute nicht mehr.

Noch immer importieren die USA an die 8 Mio. Barrel/Tag. Es waren aber auch schon einmal 2,5 Mio. Barrel mehr (siehe Grafik 1). Das entsprach in etwa dem Überangebot, welches ab 2014 zu beobachten war. China hat das inzwischen fast vollständig wettgemacht.

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Der globale Verbrauch von Öl hängt nicht nur von China und den USA ab. Diese zwei Länder verbrauchen aber ein Drittel der weltweiten Förderung (Grafik 2). In den letzten Jahren entfiel allein auf China 40 % des globalen Nachfragewachstums. Wenn China stottert, dann stottert der gesamte Ölmarkt.

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Gerade zwischen 2015 und 2016 fiel das Wachstum in China enttäuschend aus. Der tägliche Verbrauch stieg um lediglich 300.000 Barrel. In den Jahren zuvor waren es über 500.000. Das langsamere Wachstum war für viele eine Überraschung und hat den Abbau des globalen Überangebots verlangsamt.

Jetzt scheint wieder alles im Lot zu sein. Die USA zeigen einen höheren Verbrauch. Das scheint an den Präferenzen der Konsumenten zu liegen. Seitdem die Ölpreise im Keller sind, kaufen Verbraucher größere Autos. Jahrelang sank der Verbrauch. Seit 2014 ist er stabil, bei gleichzeitig immer mehr Autos auf den Straßen.

Auch Chinas Wachstumsschwäche ist vorerst vorbei. Das hilft, einen Teil des Überangebots abzuschöpfen. Das allein reicht nicht, um die globale Nachfrage und das Angebot wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Noch immer wird etwas mehr produziert als nachgefragt wird.

Das Gleichgewicht hängt an der US-Ölförderung. Der starke Anstieg zwischen 2011 und 2015 (Grafik 3) brachte den globalen Markt aus dem Gleichgewicht. Seit 2015 ist die Fördermenge bei knapp 10 Mio. Barrel/Tag gedeckelt. Nachdem die Ölpreise 2014 stark sanken, ging auch die Förderung zurück. Ein Rebound der Preise sorgte auch für einen neuerlichen Produktionsanstieg.

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Dieser Anstieg war nur kurz von Hurrikan Harvey unterbrochen. Schon Ende September wurde wieder das Niveau von Anfang August erreicht. Nun sind die Hurrikans erst einmal vorbei, doch die Fördermenge scheint wieder zu sinken. Ölfirmen hatten vor dem Sommer angekündigt, dass sie im zweiten Halbjahr weniger investieren wollen. Das bedeutet auch eine sinkende Fördermenge.

Es sieht ganz danach aus, dass es tatsächlich so kommt wie angekündigt. Auch Preise von 50 Dollar haben bisher nicht dazu geführt, dass wieder mehr investiert wird. Das sieht man am wöchentlichen Rig Count (Anzahl an aktiven Bohrungen). Die US-Förderung könnte in den kommenden Monaten weiter sinken, wahrscheinlich um bis zu 500.000 Barrel/Tag. Brent wird unter diesem Szenario deutlich über 60 Dollar notieren und WTI 60 Dollar erreichen. Wer investiert ist, sollte geduldig investiert bleiben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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