Öl: Bis Ende 2022 sieht es gut aus
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Erwähnte Instrumente
- WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 77,91500 $/bbl. (FXCM)
Kurzfristig kann der Ölpreis stark schwanken. Neuerliche Lockdowns in Teilen Europas haben Anlegern einen Schrecken eingejagt. Die Ölsorte Brent verlor daraufhin mehr als 10 %. Je nachdem, wie sich andere Regierungen verhalten, kann die Misere weitergehen oder sich sogar ausdehnen. Die Nachrichtenlage bestimmt den Preis mit. Das war schon immer so und wird sich nicht ändern. Diese Rücksetzer dürften sich jedoch als Kaufgelegenheiten herausstellen. Fundamental bleibt Öl gut unterstützt. Zum einen überschwemmt die OPEC nicht den Markt, zum anderen verhalten sich alle privaten Ölunternehmen sehr diszipliniert.
Früher galt die OPEC als Swing Producer, also als Ländergruppe, die die Förderung schnell nach oben oder unten bewegt. Die Fördermengen schwanken immer noch, immerhin haben OPEC+ Staaten die Fördermenge begrenzt. Im Vergleich zum heutigen Swing Producer, den USA ist das jedoch eine moderate Bewegung.
Erst weiteten die USA ihre Fördermenge zwischen 2012 und 2015 um 50 % aus. Daraus resultierte ein Ölpreiscrash, weil die Welt so viel zusätzliches Öl nicht brauchte. Die Fördermenge brach in den USA daraufhin um fast 20 % ein. Mit höheren Preisen stieg die Fördermenge dann wieder um 50 % und sackte zu Beginn der Pandemie um 20 % ab.
In den letzten 10 Jahren bestimmten US-Unternehmen das Geschick des Ölpreises auf der Unterseite, indem sie den Markt überversorgten. Die Lektion wurde gelernt. Die Fördermenge steigt sehr behutsam in Einklang mit der OPEC+.
Die Fördermengenausweitung ist in den USA zumindest kurz- und mittelfristig begrenzt. US-Firmen investieren so wenig wie lange nicht. Man muss fast 20 Jahre zurückblicken, um ähnlich tiefe Investitionsausgaben zu finden (Grafik 1).
Die niedrigen Investitionen sind eine gewisse Notwendigkeit. Die Einnahmen sprudeln nicht mehr wie früher. Gleichzeitig sind die Schulden viel höher (Grafik 2). Höhere Fördermengen wurden durch hohe Investitionen erkauft, ohne an Rendite zu denken. Die Rendite war bei vielen Schieferölunternehmen negativ.
Mit der aktuellen Disziplin erwirtschaften diese Unternehmen 2021 das zweite Jahr in Folge einen positiven Cashflow, nachdem dieser in den zehn Jahren zuvor immer negativ war. Die Investitionen werden bei einer soliden Lage wieder steigen. Doch selbst wenn sie ab morgen wieder steigen sollten (angesichts der unsicheren Lage unwahrscheinlich), dauert es eine Weile, bis das Öl auf den Markt kommt.
Rohstoffpreise und damit auch Öl folgt den Investitionen der Unternehmen (Grafik 3). Momentan spricht die niedrige Investitionsquote für ein knappes Angebot. Bis Ende 2022 wird sich daran nichts ändern. Investitionen laufen den Rohstoffpreisen voraus.
Die neue Coronawelle in Europa wird wie die vorherigen auch vorübergehen. Die Ölnachfrage mag kurzfristig einen Dämpfer erhalten, doch mittelfristig bleibt die fundamentale Lage solide. Rücksetzer sind daher interessant.
Clemens Schmale
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