Kommentar
07:22 Uhr, 30.09.2021

Öl: 13 Jahre Korrektur zu Ende?

Manchmal dauert es einen „Moment“ bis eine Trendwende entsteht. Auf dem Ölmarkt mussten Anleger 13 Jahre auf diesen Moment warten.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 74,77900 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 74,77900 $/bbl. (FXCM)

Im Sommer 2008 kurz vor Beginn der Finanzkrise erreichte der Ölpreis sein bisheriges Allzeithoch. Seither geht es eigentlich nur bergab. Das erste Tief bei etwas über 30 Dollar wurde während der Finanzkrise erreicht. Das nächste tiefere Tief kam Anfang 2016 bei weniger als 30 Dollar und das letzte bisher tiefste Tief entstand zu Beginn der Pandemie. Je nachdem, welchen Preis man heranzieht, lag das letzte Tief im negativen Bereich. Es ist unwahrscheinlich, dass dieses jemals unterschritten wird. Nach diesem Schock und der globalen Überversorgung, entschied die OPEC, dass sie zusammen mit weiteren Staaten die Fördermenge drastisch kürzen würde. Das hilft dem Ölpreis ungemein. Die Hilfe hat soweit geführt, dass der Ölpreis nun daran arbeitet, den seit 2008 andauernden Abwärtstrend nach oben zu durchbrechen.

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Das letzte Mal, als eine so lange Konsolidierung beendet wurde (Ende der 90er Jahre), schnellte der Preis innerhalb weniger Jahre von 22 Dollar auf 148 Dollar in die Höhe. Ob sich das wiederholen lässt, sei dahingestellt. Zunächst muss der Abwärtstrend gebrochen werden.

Die Chancen stehen gut, wenn es nach einem der größten Förderländer geht, den USA. Seit Pandemiebeginn verharrt die tägliche Fördermenge bei 10-11 Mio. Barrel pro Tag (Grafik 2). Die Ölnachfrage ist seit den Lockdowns im Frühjahr 2020 wieder deutlich gestiegen. US-Produzenten machen allerdings nicht mit. Sie verhalten sich weiterhin diszipliniert.

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Stattdessen fährt die OPEC ihre Fördermengenkürzung nach und nach zurück. US-Produzenten profitieren von den höheren Preisen. Im Gegensatz zu früheren Jahren nutzen sie die höheren Preise jedoch nicht, um die Produktion massiv auszuweiten. Die Bohraktivität folgt dem Ölpreis dieses Mal nur sehr langsam (Grafik 3). Nach dem letzten Preisrutsch von 2014 bis 2016 kam es zu einem schnelleren Rebound.
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Aktuell wird weniger investiert und gebohrt. Die Fördermenge dürfte daher auf absehbare Zeit auch nicht wesentlich steigen. Der globale Markt bleibt damit unterversorgt. Die Öllager leeren sich immer weiter. In den USA wurde zuletzt der tiefste Lagerbestand seit 2014 erreicht (Grafik 4).
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Fundamental spricht vieles dafür, dass der Preis nach oben ausbrechen kann. Einen Haken hat die Sache. OPEC Staaten könnten theoretisch 8 Mio. Barrel/Tag mehr fördern als sie es derzeit tun (Grafik 5). Der Markt ist künstlich unterversorgt. Das ist ein Risiko für den Preis.

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Bisher bleibt die OPEC die diszipliniert. Solange das der Fall ist, spricht nichts gegeben höhere Preise. Im Gegensatz zum letzten Preisrutsch nach 2014 haben die OPEC, aber auch US-Produzenten ihre Lektion wohl gelernt. Eine Preisschlacht hilft am Ende niemandem.

Für Anleger ist Öl auch mittelfristig interessant. Es ist einer der ganz wenigen Sektoren, der im Vergleich zur eigenen Historie günstig bewertet ist. Öl ist in Zeiten der Klimadebatte zwar nicht unbedingt ein Aushängeschild, aber ohne Öl wird es weder morgen noch in 20 Jahren gehen.

Wegen der Unsicherheit rund um die Klimapolitik wird wenig investiert. Das wird den Preis nicht gleich morgen in die Höhe treiben, sondern wohl erst in einigen Jahren. Damit sind für Anleger aus Sicht mehrere Jahre die Aussichten gut.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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