Kommentar
11:57 Uhr, 26.10.2015

Nobelpreisträger: So kommt Japan aus der Schuldenfalle

Paul Krugman hat 1998 die Blaupause für die heutigen Notenbankinterventionen gelegt und postuliert, dass Geldpolitik selbst an der Nullzinsuntergrenze wirksam sein kann, wenn sie es schafft zu versichern, dass Preisstabilität mittelfristig kein Thema ist:

„..monetary policy will in fact be effective if the central bank can credibly promise to be irresponsible, to seek a higher future price level.“

Nun, das Experiment ist mittlerweile so dermaßen gescheitert, dass selbst der unfehlbare Professor den Blick aus seinem Elfenbeinturm wagen muss, und gezwungen ist zu attestieren, dass irgendwo der Wurm steckt.

Krugman wäre jedoch nicht Krugman, wenn er sich vom Faktischen seine akademische Leistung in Frage stellen lassen würde („Hey, it was one of my best papers!“), und so findet er den Schwarzen Peter bei der natürlich gänzlich unvorhersehbar gewesenen demografischen Entwicklung, die für eine permanente Nachfrageschwäche sorgt:

„..demand weakness looks like an essentially permanent condition.“

Wenn also die Wirtschaft nicht mehr unterausgelastet ist, und aufgrund dauerhafter Faktoren einfach nicht mehr möglich ist – warum will dann die Inflation partout nicht steigen?

Laut Krugman ist der Übeltäter das hohe Defizit, die Abhängigkeit der japanischen Wirtschaft vom fiskalischen Stimulus, die Schulden. Ja, sie haben richtig gehört – selbst dem Professor werden die japanischen Schulden langsam unheimlich, und er fordert deshalb eindringlich die dringend nötige Weg-Inflationierung derselben.

Ausgezeichnet, will man instinktiv denken, wie lautet der Vorschlag? Easy peasy! Man mache einfach mehr Schulden jetzt, um dann über hohe Inflation die Konsolidierung der Schulden in der Zukunft zu ermöglichen:

„while the goal of raising inflation is, in large part, to make space for fiscal consolidation, the first part of that strategy needs to involve fiscal expansion. This isn’t at all a paradox, but it’s unconventional enough that one despairs of turning the argument into policy..“

An dieser Stelle muss ich mich gedanklich ausklingen, denn meine nur durchschnittliche Intelligenz stößt hier an ihre Verständnisgrenze. Aber hey, dies ist Godmode-Trader und ich bin nur ein bloggender Online-Redakteur. Mehr geht halt einfach nicht..

10 Kommentare

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  • Fredd
    Fredd

    Auch für einen Redakteur einer professionellen Trading Portals ist es okay sich nicht in jeder Thematik zu Hause zu fühlen. Warum also ... nein, nicht der Text sondern der Stress? Egal ob ein Ökonom Recht hat oder nicht, er/sie verdient vor der Beurteilung eine Vorstellung der Position.

    Etwa so: Wenn Inflation und Wachstum dauerhaft rund um Null pendeln und die Auslastung der Wirtschaft relativ hoch ist (und sei es auch "nur" wegen Überalterung) dann kann die Kürzung staatlicher Ausgaben nur zu einer Verschärfung der Situation führen. Und das stimmt so unabhängig vom aktuellen Niveau des Budgetdefizits weil in dieser Situation auch die übliche Alternative, genannt "Strukturreformen" zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, nicht auslösen kann was deutsche Ökonomen sich so gerne vorstellen: In einer stagnierenden, überalterten Gesellschaft ohne Migartionspotential schaffen Strukturreformen auch mittelfristig wenig zusätzliches Wachstum dafür aber kurz- wie langfristig höhere Sozialausgaben bzw weniger Einkommen und damit direkt wirksame negative Wachstumsimpulse. Was tun?

    Die zum Modell passende bzw aus ihm abgeleitete Antwort liegt auf er Hand, auch ganz ohne Nobelpreis. Den nächsten Nobelpreis gibt´s dann für eine bessere Antwort, nicht zuletzt weil zu den Gesellschaften die vor einem dramatischen Alterungsprozess stehen China und - ja, Deutschland zählen. Bis dahin würde ich aber vor allem empfehlen, unter den Ökonomen / Propheten insbesondere die im Gewand schwäbischer Hausfrauen oder betriebwirtschaftlicher Haushaltslogik zu meiden.

    15:54 Uhr, 27.10. 2015
  • kingkong007
    kingkong007

    Wenn es nur an der demografischen Entwicklung hapert, da können wir aushelfen.

    Tausende von Flüchtlingen würden sich sicherlich über einen japanischen Pass freuen.

    22:00 Uhr, 26.10. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • fehu001
    fehu001

    oje, das ist aber eine voll böse auf Japan.

    Wer den Krugmann als Berater nimmt, den vernichtet der Markt.

    18:46 Uhr, 26.10. 2015
  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Die ökonomischen Modelle berücksichtigen weiter viel zu wenig die zwischenstaatlich unterschiedliche Besteuerung der Bevölkerung. Nimmt man die EU als Beispiel würde eine 6%-ige Senkung der Mehrwersteuer mehr für das ökonomische Wachstum tun als die ganze Gelddruckerei der EZB, ohne dass Banken mehr Privatkredite vergeben.

    Mittels Verschuldung/Zinslast wird den einzelnen Volkswirtschaften aktuell und dauerhaft genau das Kapital entzogen, das in den Produktivzyklus gesteckt werden könnte. Z.Bsp. Portugals Staatsausgaben zur Bedienung der Zinsen (ohne Tilgung) entsprechen in Ihrer Höhe exakt den Gesamtausgaben für das Bildungssystem oder das Gesundheitswesen.

    M.E. zuviel Staat und Steuern und zuwenig freie/soziale Marktwirtschaft sind das unüberwindbare Hauptproblem an dem auch QE nichts ändert.

    17:24 Uhr, 26.10. 2015
  • Trading2001
    Trading2001

    Geldwertstabilität hat nichts mit 2% Inflation zu tun.

    15:57 Uhr, 26.10. 2015
  • Trading2001
    Trading2001

    Leider wahr. Auch ist das Inflationsziel von 2% das unsere Notenbanken so gerne ausgeben ja nur der Tatsache geschuldet, dass man das auf das Wirtschaftswachstum drazufrechnen kann und schon hat man das ach so tolle Wachstum von 3% obwohl es nur 1% real ist

    15:56 Uhr, 26.10. 2015
  • Löwe30
    Löwe30

    Paul Krugmans unsägliches keynesianisches Mantra ist, dass die Lösung das Schuldenproblems darin besteht, einfach noch mehr Geld auszugeben. Er glaubt weiter daran, damit eine Erholung der Wirtschaft herbeizaubern zu können, die sich in all den Jahren nie manifestiert hat. Für solche "Star Ökonomen" ist Inflation eine gute Sache, dabei kann doch sogar ein Kleinkind bereits verstehen, dass es besser ist, wenn alles billiger wird. Es ist eine der großen Propagandaleistungen des Staates und der im Auftrag und Bezahlung des Staates stehende "Star Ökonomen" ein ganzes Volk intelligenzmäßig unter das Niveau eines Kleinkindes gedrückt zu haben.

    15:39 Uhr, 26.10. 2015
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    He, he, he, die Gehirnwindungen eines Professorengehirns sind oftmals dermaßen verschlungen, das man als Normalsterblicher die Erkenntnis des Professors nur schwer einordnen kann. Handelt es sich um intellektuellen Dünnpfiff, oder befindet der Prof. an der Grenze zur Genialität.

    13:22 Uhr, 26.10. 2015

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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